Das Titelbild zu Kinderlosigkeit von Regina Toepfer Das Titelbild zu Kinderlosigkeit von Regina Toepfer 

Buchtipp: Kinderlosigkeit im Mittelalter

Eigentlich hätte man bereits im Mittelalter ein „Familienjahr“ durchführen sollen, so wie es die katholische Kirche derzeit begeht. In einem neu erschienen Buch von Regina Toepfer erfährt man rund um die Frage nach der „Kinderlosigkeit“ vor 700 Jahren, wie die Kirche, die Gesellschaft und die Medizin die Ehe und das dazugehörende Eheverständnis maßgeblich prägten.

Eigentlich ist es erstaunlich, dass man erst seit kurz vor dem Zweiten Weltkrieg überhaupt wissenschaftlich zur Erkenntnis kam, wie Kinder gezeugt werden. In Regina Toepfers Werk „Kinderlosigkeit. Ersehnte, verweigerte und bereute Elternschaft im Mittelalter“ geht es um eine Aufarbeitung des Themas Schwangerschaft und Kinderzeugung im Allgemeinen. Kinderlosigkeit sei kein biologisches Schicksal, sondern sozial und kulturell geprägt, argumentiert Toepfer. Hierbei spielte die Theologie eine maßgebende Rolle. So erfährt man aber auch, wie komplex und vielschichtig auch innerhalb der Kirche mit dem Thema umgegangen wurde.

Die Buchrezension von Mario Galgano zum Nachhören

Das Besondere an Toepfers Buch ist aber auch die Anknüpfung an aktuelle Diskussionen über Samenspende, Adoption, Kinderfreiheit und Mutterschaft im Allgemeinen. Offenbar wurde im Mittelalter rege über Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit gesprochen. In der Theologie, der Medizin und im Recht, aber auch in der Erzählliteratur zeichneten sich auffällige Unterschiede ab, so Toepfer. So sei für die einen Kinderlosigkeit ein großes Problem gewesen, für die anderen ein hohes Ideal, wenn man an die „höfische Kultur“ denkt. So geht es im Buch auch um die Gründe für diese Wertungen, aber auch um die historischen Veränderungen. Auf diese Weise werden verschiedene Erzählmuster ersichtlich, wie die Autorin herausarbeitet. Dies habe den Umgang mit der Kinderlosigkeit bis in die Gegenwart geprägt, so ihr Fazit. Wer Toepfers Buch liest, kommt in der Tat zum Schluss, dass es im Mittelalter gut getan hätte, es hätte damals schon die Enzyklika „Amoris Laetita“ gegeben.

Zum Mitschreiben:

Regina Toepfer: Kinderlosigkeit. Ersehnte, verweigerte und bereute Elternschaft im Mittelalter. Erschienen im J. B. Metzler Verlag, Berlin 2020. Preis: ca. 30 Euro.

Eine Rezension von Mario Galgano.

(vatican news)

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10. April 2021, 10:49