Der Malteser Hilfsdienst behandelt Menschen ohne Krankenversicherung Der Malteser Hilfsdienst behandelt Menschen ohne Krankenversicherung 

Malteser: Immer mehr Patienten ohne Krankenversicherung

Der Malteser Hilfsdienst hat das Projekt „Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung“ ins Leben gerufen. Menschen aus Deutschland und Migranten ohne Krankenversicherung werden dort von Ärzten und Fachkräften medizinisch betreut. Das Projekt hat Standorte in ganz Deutschland. Wir sprachen mit der Stadtbeauftragten für München, Pilar zu Salm-Horstmar, über die unterschiedlichen Krankheitsbilder und den Anstieg der Patientenbesuche.

Vatican News: Sie behandeln Menschen ohne Krankenversicherung, vor allem Migranten. Warum ist es wichtig, diesen Menschen eine medizinische Versorgung zu ermöglichen?

Zu Salm-Horstmar: Der Dienst, den wir als Malteser in München und auch in anderen Städten in Deutschland anbieten, ist extrem wichtig. Sie müssen sich vorstellen: Sie sind fremd in einer Stadt und haben keine Krankenversicherung. Es kommt der Moment, wo Sie vielleicht Schmerzen oder  Sorgen und Ängste um Ihr Kind haben, weil es Ihrem Kind nicht gut geht. Sie wissen nicht, wo Sie hingehen sollen. Genau für die Menschen sind wir da. Wir fragen in dem Moment nicht nach Hintergrund oder Herkunft, sondern kümmern uns einfach um diese Menschen in einer Notsituation, die oft sehr starke Schmerzen haben.

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Vatican News: Wie stark ist die Zahl der Migranten und anderer Menschen ohne Krankenversicherung in den letzten Jahren gestiegen?

Zu Salm-Horstmar: Wir vermerken leider, dass wir einen konstanten Anstieg an Patienten in unseren Praxisräumen haben. Im letzten Jahr haben wir über 800 Behandlungen durchgeführt. Dabei unterscheiden wir natürlich auch zwischen neuen Patienten, die circa die Hälfte ausmachen; die andere Hälfte sind Patienten, die sich wieder vorstellen und die wir dann auch länger behandeln.

Vatican News: Gibt es mehr Menschen aus Deutschland oder mehr Migranten, die sich bei Ihnen behandeln lassen? Wie sieht der Vergleich aus?

Zu Salm-Horstmar: In Deutschland gibt es nach Schätzungen circa 80.000 Menschen ohne Krankenversicherung. Das ist aber nach unserem Wissen eine Zahl, die viel zu gering ist. Die Dunkelziffer ist sehr viel höher. Dabei sehen wir bei uns, dass circa 16 Prozent aus Deutschland sind und der Rest aus unterschiedlichen anderen Ländern.

Vatican News: Aus welchen Ländern kommen die Einwanderer überwiegend?

Zu Salm-Horstmar: Circa 30 Prozent kommen aus Rumänien und Bulgarien, etwa 14 Prozent aus weiteren europäischen Ländern und ungefähr zehn Prozent aus Afrika.

Vatican News: Welche Krankheiten bringen die Migranten mit? Sind die Symptome einfach zu bekämpfen oder ist eine längere Behandlung notwendig?

Zu Salm-Horstmar: Das ist eine interessante Frage. Wir behandeln in unseren Praxisräumen die verschiedensten Erkrankungen von Leuten aus Deutschland und anderen Ländern. Dabei sind Symptome und Krankheiten einfach so unterschiedlich und man kann keine generellen Krankheitsbilder erkennen. Die Behandlungsdauer wird dann auch immer entsprechend angepasst. Wir führen auch Zahnbehandlungen in Kooperation mit dem Zahnhilfswerk durch. Wir haben neben unseren normalen Praxisräumen auch eine Zahnarztpraxis. Zudem bieten wir auch eine Kindersprechstunde und eine Frauensprechstunde an mit Gynäkologen und Kinderärzten, die sich dann speziell um schwangere Frauen oder kranke Kinder kümmern.

Vatican News: Wie schnell breiten sich Krankheiten, die es in Deutschland vorher vielleicht noch nicht gab, hier aus, wenn sie nicht behandelt werden?

Zu Salm-Horstmar: Es ist wichtig, dass wir alle Erkrankungen behandeln. Dabei handelt es sich meist aber gar nicht um neue Krankheitsbilder, die wir gar nicht kennen, sondern um die altbekannten Krankheiten. Sie müssen sich einfach vorstellen: wenn Eltern keine Krankenversicherung haben, dann haben auch die Kinder keine Krankenversicherung. Somit überzeugen wir Eltern, ihre Kinder zum Impfen zu uns zu bringen, damit  Krankheitsbilder wie Masern nicht wieder ausbrechen.

Das Interview führte Christine Ringkamp.

(vaticannews)

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28. August 2019, 12:00