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Der Papst setzt sich für einen Gefangenenaustausch zwischen den Kriegsparteien ein Der Papst setzt sich für einen Gefangenenaustausch zwischen den Kriegsparteien ein  (ANSA)

Ukraine/Russland: Papst versichert Einsatz des Heiligen Stuhls für Gefangenenaustausch

Papst Franziskus hat beim Mittagsgebet an diesem Sonntag erneut zu einem allgemeinen Austausch russischer und ukrainischer Kriegsgefangener appelliert und versichert, dass der Heilige Stuhl alle diesbezüglichen Anstrengungen unterstützen wird.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Papst Franziskus ist erneut auf das Thema eines Gefangenenaustauschs zwischen Russland und der Ukraine zurückgekommen. Beim Regina Coeli auf dem Petersplatz sagte er:

„Während wir die Himmelfahrt des auferstandenen Herrn feiern, der uns frei macht und will, dass wir frei sind, erneuere ich meinen Appell für einen allgemeinen Austausch aller Gefangenen zwischen Russland und der Ukraine und versichere Ihnen, dass der Heilige Stuhl bereit ist, jede diesbezügliche Anstrengung zu unterstützen, insbesondere für die schwer Verwundeten und Kranken. Und lasst uns weiterhin für den Frieden in der Ukraine, in Palästina, in Israel und in Myanmar beten. Lasst uns für den Frieden beten."

Die Worte des Papstes zum Nachhören

Diplomatische Anstrengungen zum Gefangenenaustausch

Bislang wurden seit dem Ausbruch des Krieges mit dem russischen Überfall auf die Ukraine über 50 Mal Kriegsgefangene ausgetauscht, insgesamt Tausende von Soldaten wurden dank der Verhandlungen befreit. Im vergangenen Januar hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von etwa 3.000 bei den Gefangenenaustäuschen befreiten Ukrainern gesprochen.

Es ist auch nicht das erste Mal, dass Papst Franziskus für einen Gefangenenaustausch zwischen den beiden Ländern appelliert. So gedachte er beim Ostersegen Urbi et Orbi am 31. März dieses Jahres der „Opfer so vieler Konflikte“ auf der Welt, „angefangen bei denen in Israel und Palästina und in der Ukraine.“ In diesem Zusammenhang rief er „zur Achtung der Grundsätze des Völkerrechts“ auf und verlieh seiner Hoffnung „auf einen umfassenden Austausch aller Gefangenen zwischen Russland und der Ukraine“ Ausdruck: „Alle für alle!“, so der Ausruf des Papstes bei dieser Gelegenheit.

Keine Folter von Gefangenen

Auch bei der Generalaudienz am vergangenen 17. April hatte der Papst die aktuellen Kriegsherde, darunter wie üblich auch die Ukraine, in seinen Gedanken und dabei dazu aufgerufen, Gefangene menschlich zu behandeln:

„Denken wir an die Ukraine, die gequälte Ukraine. Denken wir an die Kriegsgefangenen: Möge der Herr den Willen hervorrufen, sie alle zu befreien. Und wenn ich über die Gefangenen spreche, kommen mir jene in den Sinn, die gefoltert werden. Die Folter der Gefangenen ist etwas sehr Schlimmes, es ist nicht menschlich. Denken wir an all die Folter, die die Würde des Menschen verletzt, und an all die Gefolterten. Der Herr helfe allen und segne alle.”

Dankbarkeit aus der Ukraine

Die Worte des Papstes hatte auch der ukrainische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, das Oberhaupt der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche, in seiner Botschaft zum Osterfest aufgegriffen, dass die orthodoxen und einige katholische Ostkirchen nach dem julianischen Kalender dieses Jahr am 5. Mai gefeiert hatten:

„Die Worte von Papst Franziskus über den Tausch ,Alle für alle‘, die er am Ostertag nach lateinischem Ritus geäußert hat, haben in den Herzen der Christen in der Ukraine und in Russland tiefe Spuren hinterlassen. Heute wollen wir mehr denn je nicht nur auf die Worte und den Appell von Papst Franziskus hören, sondern wir wollen, dass seine Worte über den Austausch ,alle für alle‘ zu einem Imperativ für uns werden, zu einem Aufruf zu konkretem Handeln.“

Schewtschuk forderte in diesem Zusammenhang insbesondere die Freilassung von drei Kategorien von Kriegsgefangenen: Soldatinnen, medizinisches Personal und auch gefangene Priester. Er erinnerte daran, dass derzeit rund achttausend Militärangehörige und etwa 1.600 ukrainische Zivilisten in Russland inhaftiert seien. Die Zahlen lassen sich allerdings nicht unabhängig überprüfen.

Konkreter Einsatz

Doch wie Papst Franziskus selbst in einem Gespräch mit kasachischen Jesuiten durchblicken ließ, setzt er sich auch auf konkrete Weise für die Vermittlung bei Gefangenenaustäuschen ein. So berichtete er während seiner Kasachstanreise am 15. September 2022 darüber, dass er von einigen ukrainischen Abgeordneten um seine Unterstützung bei der Vermittlung von Gefangenenaustäuschen zwischen Russland und der Ukraine gebeten wrde. Dabei sei ihm eine Liste von 300 Namen gefangener ukrainischer Soldaten übergeben worden: „Sie baten mich, etwas zu unternehmen, um einen Austausch zu ermöglichen. Ich rief sofort den russischen Botschafter an, um zu fragen, ob man etwas tun könne, um den Gefangenenaustausch zu beschleunigen“, so Franziskus.

Zum Thema Gefangenenaustausch sagte der Papst auch Anfang November 2022 bei der Rückreise von Bahrain, der Heilige Stuhl „tut das, was er tun muss, auch gegenüber den Gefangenen“. Er selbst und der Heilige Stuhl hätten mit Blick auf den Krieg „viele diskrete Begegnungen geführt, viele Dinge mit gutem Ergebnis“.

Anfang Februar 2024 hatte Großerzbischof Schewtschuk in seiner wöchentlichen Videobotschaft Papst Franziskus auch direkt für seine Vermittlung bei der Rückkehr ukrainischer Soldaten in ihre Heimat gedankt. 

Um für eine Vermittlung auf humanitärer Ebene zu sorgen und Wege für mögliche Friedensverhandlungen zu öffnen, hat Papst Franziskus den Vorsitzenden der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi, zu seinem Sonderbeauftragten für die Ukraine ernannt. Im Rahmen dieser Mission war er auch schon in den USA, China, Russland und der Ukraine. Dabei setzt er sich mit der Diplomatie des Heiligen Stuhls insbesondere auch für eine Rückkehr nach Russland verschleppter ukrainischer Kinder ein.

(vatican news)

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12. Mai 2024, 12:27