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Entführte Schulmädchen in Nigeria Entführte Schulmädchen in Nigeria  (AFP or licensors)

Nigeria: Massenentführungen eher kriminell als „religiös” motiviert

Die nigerianische Organisation „Safe Schools Initiative” ruft zu mehr Schutz von Schulen vor Terrorakten auf. In 14 von 37 Bundesstaaten sei es bereits zu Massenentführungen gekommen, beklagt das Netzwerk. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Nach Angaben des vatikanischen Fidesdienstes sehen einige Beobachter darin einen pseudoreligiösen Akt, einen Versuch von Jihadisten, die lokale Bevölkerung zu terrorisieren und die Jihad-Bewegung bis in den Süden zu drängen. Diese Idee gehe auf das historische Sokoto-Kalifat zurück, das danach strebte, sich bis an den Atlantik auszudehnen. Andere pflegen eine politische Lesart der Massententführungen an Schulen: Die Tatsache, dass Christen wie auch Muslime entführt werden, zeige das Interesse politischer und krimineller Machthaber, die Regierung von Präsident Bola Tinubu zu schwächen, der im Mai 2023 sein Amt antrat.

Die Entführungen werden zudem von verschiedenen Gruppen verübt, wie Fides schreibt. Auch das deute eher auf eine politische und teilweise rein kriminelle Lesart hin als auf eine religiöse”.

Hintergründe

Im Fall der jüngsten Entführung von 287 Schülern und Schülerinnen eines Instituts in Kuriga gehören die Hauptverdächtigen zur ethnischen Gruppe der Fulani, einem nomadischen Hirtenvolk. Sie sollen im Auftrag von Dogo Gide gehandelt haben, einem bekannten Banditen, der auf Entführungen spezialisiert ist. Dogo Gide war bereits für die Entführung von 126 Schülern der Bethel Baptist Secondary School in Maraban im Bundesstaat Kaduna im Juli 2021 verantwortlich.

Die Figur von Dogo Gide ist Fides zufolge paradigmatisch, um die Verbindungen zwischen Jihadismus und Banditentum im Norden Nigerias zu verstehen. Die nigerianische Presse berichtet, dass er Anfang Dezember knapp dem Tod entkommen konnte, nachdem die von ihm geführte Gruppe Ziel einer gemeinsamen Attacke von Jihadisten der ISWAP und dem Al-Qaida-Ableger Ansaru war. Zuvor hatte Gide versucht, ein taktisches Abkommen mit Ansaru zu schließen, um die Dominanz der ISWAP in seinen Hochburgen im Bundesstaat Niger zu bekämpfen.

Die Präsenz verschiedener bewaffneter Akteure - Jihadisten, Fulani-Hirten und Banditen - in Beziehungen von Allianz und Wettbewerb untereinander erhöht die Unsicherheit in ganz Zentral- und Nordnigeria, so Fides.

(fides – gs)

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13. März 2024, 13:21