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Palästinenser im Flüchtlingslager Rafah, südlicher Gazastreifen Palästinenser im Flüchtlingslager Rafah, südlicher Gazastreifen  (ANSA)

Libanon: Der Schmerz der christlichen Flüchtlinge aus Gaza

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas tobt bereits seit sechs Monaten - seit die Hamas Zivilisten auf israelischem Gebiet angegriffen hat. Seitdem haben die Kämpfe den Gazastreifen weitgehend verwüstet und die palästinensische Bevölkerung in starke Bedrängnis gebracht. Auswirkungen des Konflikts sind bis in den Libanon zu spüren, wie unser Korrespondent vor Ort erläutert.

Xavier Sartre - Vatikanstadt

Der Südlibanon wird fast täglich von israelischen Luftangriffen oder den Explosionen israelischer Artilleriegeschosse erschüttert, die als Vergeltung für Angriffe der Hisbollah abgefeuert werden. Die libanesische Schiitenbewegung ist mit der palästinensischen Hamas verbündet und bedrängt seit Beginn des Krieges im Gazastreifen das nördliche Israel, so dass die internationale Gemeinschaft eine Ausweitung des Konflikts auf den Libanon befürchtet. Das würde die ohnehin schon schwierige Situation für die Bevölkerung noch verschlimmern.

Dbayeh ist ein Flüchtlingslager, das 1951 etwa zehn Kilometer nördlich von Beirut gegründet wurde. Es beherbergte anfangs christliche Familien, die 1948 aus Palästina geflohen waren. Anfangs handelte es sich lediglich um ein paar Zelte, bevor feste Strukturen auf einem Hügel errichtet wurden. Dort hat sich unser Korrespondent Olivier Bonnel umgehört, um zu erfahren, wie die Menschen dort auf den Gaza-Krieg blicken.

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Stimmen vor Ort

Schwester Magdalena Smet, eine Ordensfrau der aus Belgien stammenden Gemeinschaft der Kleinen Schwestern von Nazareth, die die Spiritualität des heiligen Charles de Foucauld lebt, begleitet die Menschen in Dbayeh zusammen mit zwei weiteren belgischen Schwestern seit 1987. „Es gibt viel Angst und Wut bei den Familien hier“, betont sie. Einige ihrer Angehörigen sind immer noch in Gaza, sie sind viele Male umgezogen und sitzen in Rafah fest. „Alles, was dort passiert, erleben auch wir hier“, so die Ordensfrau.

Neben der täglichen Angst erlebte das Dbayeh-Lager am 16. Dezember eine direktere Tragödie, als im Norden des Gazastreifens zwei Frauen von israelischen Heckenschützen getötet wurden, als sie die katholische Gemeinde von Gaza verließen. Bei den beiden Opfern handelte es sich nämlich um die Schwester und die Nichte einer Flüchtlingsfrau in dem libanesischen Lager. „Zu Weihnachten hat sich das halbe Lager schwarz gekleidet“, erklärt Schwester Magdalena.

Die 38-jährige Georgette Masri ist Christin und wohnt ebenfalls in Dbayeh. Sie lebt in täglicher Angst, weil ihre Eltern „in Rafah gefangen sind“, wie sie erklärt. „Der Krieg hat sie gezwungen, von Gaza nach Khan Younis und jetzt nach Rafah zu ziehen, wo sie sich verstecken. Ich erkundige mich jeden Tag per Telefon nach ihnen, da es kein Internet gibt. Die letzte Nachricht, die ich von ihnen habe, ist, dass sie beide krank sind und dass sie keine Medikamente auftreiben können ... es ist sogar schwierig für sie, etwas zu essen zu finden.“

Der Glaube als einzige Stütze

Georgette begnügt sich nicht damit, sie so gut es geht am Telefon zu erreichen. Sie versucht auch, sie aus dem Gazastreifen herauszuholen. „Aber es ist sehr schwierig“, räumt sie ein. „Es gibt Schlepperorganisationen, die es schaffen, Menschen über Ägypten ausreisen zu lassen, aber sie verlangen 5.000 Dollar pro Person, um sie herauszuholen.“

Was also tun, wenn alle Bemühungen vergeblich erscheinen? „Ich habe Glauben, und nur das Gebet kann uns stark genug machen, diesen Krieg zu ertragen. Ich bete ständig für meine Eltern. Ich habe die Appelle des Papstes gehört und hoffe, dass er weiterhin Druck ausüben wird, um diesen Krieg zu beenden. Aber ich habe sehr wenig Hoffnung für das palästinensische Volk. Es ist schwer, die Hoffnung aufrechtzuerhalten, wenn man immer noch im Krieg und im Blut lebt.“

(vatican news – mg)

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11. März 2024, 10:58