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Geigenbau im Mailänder Gefängnis Geigenbau im Mailänder Gefängnis 

Italien: Geigen aus Flüchtlingsbooten gegen Vorurteile

Einige italienische Gefängnisse haben Instrumente aus gekenterten Flüchtlingsbooten hergestellt. Am Montagabend wurde in dem Mailänder Opernhaus „La Scala“ ein Konzert mit diesen Instrumenten aufgeführt.

Lucas Duran und Mario Galgano - Vatikanstadt

„Metamorfosi“ ist eine Initiative, die 2021 von der Stiftung „Casa dello Spirito e delle Arti“ von Arnoldo Mosca Mondadori und Marisa Baldoni ins Leben gerufen wurde und von der Stiftung „Santo Versace“ unterstützt wird. Dank einer Idee von Mondadori wurde „L'Orchestra del Mare“ ins Leben gerufen. Im Gespräch mit Radio Vatikan erläutert Stiftungsgründer Mondadori, wie die Idee der Wiederverwertung der gekenterten Boote und die Einbeziehung der Gefängnisse zustande kam:

„Warum sie und nicht ich?“

„Am Anfang dieses Projekts stand eine Frage, die uns Papst Franziskus oft stellt: Wenn wir Menschen mit Migrationshintergrund sehen, müssen wir uns fragen: Warum sie und nicht ich? Warum ist mein Kind nicht auf diesem Boot und stattdessen ist da ein Kind, das mein Kind sein könnte? Dieses Hineinversetzen in die Lage der anderen ist die Grundlage für dieses Projekt, denn es besteht immer die Gefahr, das Drama der Migranten als etwas zu sehen, das andere betrifft. Diese Frage gilt auch für Menschen im Gefängnis: Warum sind sie es und nicht ich? Warum sind sie in diesem schlechten Viertel geboren und hatten vielleicht schon mit acht Jahren ein Gewehr in der Hand, und nicht ich oder einer meiner Verwandten? Diese Frage hilft uns, nicht zu urteilen. Durch die Stiftung ,Metamorfosi´ wurden Instrumente aus den Booten von Migranten hergestellt, die ein Orchester bilden, das Meeresorchester. Die Streichinstrumente wurden von Menschen im Gefängnis gebaut, die dort die Möglichkeit haben, ein Handwerk auszuüben.“

Zum Nachhören - ein besonderes Konzert in der Mailänder Scala

Bach, Vivaldi, Kreisler...

Im „Teatro alla Scala“ in Mailand wurden Musikwerke von Bach, Vivaldi, Sollima, Volans und Kreisler mit den „besonderen“ Instrumenten aufgeführt. Die „Accademia dell'Annunciata“ aus Abbiategrasso bei Mailand unter der Leitung des Dirigenten Riccardo Doni verlieh den Musikinstrumenten eine „außergewöhnlich Stimme“, wie einige Zuschauerinnen und Zuschauer im Anschluss sagten. Das vom Künstler Mimmo Paladino inszenierte Konzert begann mit einer Lesung des Textes „La memoria del legno“ („Das Gedächtnis des Holzes“) von Paolo Rumiz und wurde per Livestream in die italienischen Gefängnisse von Opera, Monza, Rebibbia und Secondigliano übertragen, in deren Werkstätten - im Rahmen des Projekts „Metamorfosi“, dem der Erlös des Abends zugute kam – das Holz von im Mittelmeer geborgenen Booten in Geigen, Mandolinen, Gitarren und sakrale Gegenstände wie Rosenkränze und Kruzifixe verwandelt hat.

Geigenbau im Mailänder Gefängnis
Geigenbau im Mailänder Gefängnis

Rosenkränze und Kerzen im Petersdom

Und weiter erläutert Mondadori von der Stiftung „Metamorfosi“:

„Diese 14 Instrumente sind für ein erstes Kammerorchester entstanden, das in Zukunft um typische Instrumente der mediterranen Tradition erweitert werden soll, wie die aus dem Gefängnis von Secondigliano, wo Mandolinen und Gitarren hergestellt werden - und dann werden aus den Holzresten, die nicht für Musikinstrumente verwendet werden, in Zusammenarbeit mit dem Petersdom auch Rosenkränze hergestellt. Und hier ist der letzte Teil des Projekts, denn es sind zwei Flüchtlinge beteiligt - und es wird einen dritten geben -, die in der vatikanischen Basilika in einem Raum diese Teile, die aus den verschiedenen Gefängnissen kommen, zusammensetzen und Kreuze und Rosenkränze aus dem Meer herstellen.“

Auf diese Weise wolle man helfen, die Vorurteile gegenüber Gefängnisinsassen abzubauen und den Menschen hinter Gittern eine zweite Chance geben, so Mondadori.

(vatican news)

Geigenbau im Mailänder Gefängnis
Geigenbau im Mailänder Gefängnis

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13. Februar 2024, 10:41