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Ein sudanesischer Schüler in einer christlichen Schule im Sudan Ein sudanesischer Schüler in einer christlichen Schule im Sudan  (AFP or licensors)

Sudan: Krieg stoppt kirchliches Handeln nicht

Während die Kämpfe vor Ort weiter toben, versucht die Kirche im Sudan, ihre pastoralen Aktivitäten aufrechtzuerhalten und ihre Hilfsbemühungen auf jene Gebiete zu konzentrieren, in denen die mehr als 5 Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge Zuflucht suchen. Ein Comboni-Missionar erläutert gegenüber Radio Vatikan, wie die Gemeinden, die die Flüchtlinge aufnehmen, Universitätskurse online organisieren, um den Studenten Hoffnung zu geben.

Marco Guerra und Mario Galgano - Vatikanstadt

Der Appell von Papst Franziskus, den Sudan, „der so sehr leidet“, nicht zu vergessen, lenkt die Aufmerksamkeit erneut auf das afrikanische Land, das von einem Bürgerkrieg heimgesucht wird. Am vergangenen 15. April begann der Konflikt mit bisher über 9.000 Opfern, etwa 5 Millionen Binnenvertriebene und mehr als eine Million Menschen, die in Nachbarstaaten wie den Tschad, Ägypten, den Südsudan, Äthiopien und die Zentralafrikanische Republik geflohen sind.

Die Konfliktparteien

In verschiedenen Regionen des Landes und in der Hauptstadt Khartum stehen sich die reguläre sudanesische Armee von General Abdel Fattah al-Burhan und die Paramilitärs der Rapid Support Forces (RSF) unter der Führung des Rivalen Mohammed Hamdan Dagalo gegenüber. Die Lage verschlechtert sich von Woche zu Woche, und besonders blutig sind die Zusammenstöße in der Region Darfur, wo die Rebellen große Gebiete kontrollieren. Der Krieg begann, nachdem der demokratische Übergangsprozess durch einen Militärputsch im Oktober 2021 unterbrochen worden war und die Übergangsregierung stürzte.

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UN: Schreckliche Situation

„Wir bewegen uns auf das absolute Böse zu“, erklärte Clementine Nkweta-Salami, UN-Koordinatorin für humanitäre Notfälle im Sudan, letzte Woche in einem Bericht an das UN-Hauptquartier, in dem sie die Geschehnisse in dem afrikanischen Land beschrieb. Die Verschärfung der Zusammenstöße zwischen der Armee und paramilitärischen Gruppen habe zu einer „schrecklichen Situation“ geführt, insbesondere in Darfur, sagte sie. „Uns fehlen wirklich die Worte, um die Schrecken zu beschreiben“, betonte die UN-Vertreterin und sprach von „Gräueltaten, Vergewaltigungen, Verschwindenlassen, schweren Verletzungen der Menschenrechte und der Rechte der Kinder“. In der UN-Erklärung heißt es, dass wir es mit einer „Eskalation der Gewalt in Darfur auf ethnischer Basis“ zu tun hätten, was den Worten des Hochkommissars für Flüchtlinge, Filippo Grandi, entspricht, der in einer Mitteilung von einer „ähnlichen Dynamik“ wie beim Völkermord im Jahr 2000 sprach. Das UNHCR berichtet, dass in den letzten Tagen 800 Menschen von bewaffneten Banden in West-Darfur getötet wurden, während weitere 8.000 in den benachbarten Tschad geflohen sind.

Comboni-Missionar: Bevölkerung auf der Flucht vor den Kämpfen

In diesem Zusammenhang ist auch die lokale Kirche von Gewalt und Zerstörung betroffen; Bomben haben Kirchen und Missionen in mehreren Städten getroffen, und einige Geistliche waren gezwungen umzuziehen und helfen nun Flüchtlingen und Vertriebenen in den Orten, in die sie geströmt sind, wie Port Sudan. Radio Vatikan erreichte telefonisch einen in der Region tätigen Comboni-Ordensmann, der aus Sicherheitsgründen nicht über die Situation im Sudan sprechen wollte. „Es gibt zwei Arten von Situationen vor Ort, die Orte, an denen gekämpft wird, und die Orte, an denen die Vertriebenen fliehen“, stellt der Comboni-Missionar sofort klar und erklärt, dass bewaffnete Auseinandersetzungen vor allem in der Hauptstadt Khartum, in der umliegenden Region und in der westlichen Region von Darfur und insbesondere in der Stadt Al-Fashir stattfinden, weil fast alle anderen wichtigen Orte in Darfur von den Schnellen Eingreiftruppen (RSF) erobert worden sind. Der Geistliche berichtet auch von Zusammenstößen im Süden, in der Stadt El-Odeid, wo es eine Comboni-Gemeinschaft gibt. „Das Stadtzentrum wird von den Regierungstruppen kontrolliert, während am Stadtrand Rebellen versuchen, die Stadt zu übernehmen“, so der Missionar.

Vertriebene verschlimmern die humanitäre Notlage

Mit Blick auf „Gebiete, die nicht Schauplatz von Zusammenstößen sind, aber unter der Vertreibung leiden, ohne dass sie in der Lage sind, diese zu bewältigen“, verweist der Geistliche auf die Städte Port Sudan am Roten Meer und Madani im Süden der Hauptstadt. „In diesen Städten sind die gesundheitlichen Bedingungen sehr schwierig“, fügt der Comboni-Missionar hinzu, „auch weil die staatlichen Krankenhäuser nur minimal arbeiten, weil das medizinische Personal nicht regelmäßig bezahlt wird und die Versorgung nicht ausreicht, um die Patienten zu behandeln“. Dem Geistlichen zufolge seien die grundlegenden Dienstleistungen im ganzen Land aufgrund der Kämpfe gefährdet, aber die humanitäre Notlage sei auch dort gegeben, wo keine Kämpfe stattfinden, da viele Familien Verwandte aufnehmen, die aus den Kriegsgebieten geflohen seien, und sich die Bevölkerung in diesen Gebieten praktisch verdoppelt hätten.

„Diejenigen, die Verwandte in sicheren Gebieten haben, bitten sie um Unterkunft“, fährt er fort, „andere, die keine haben, besetzen Schulen oder öffentliche Einrichtungen, und so kommt es, dass selbst in vielen Gebieten, in denen der Krieg nicht angekommen ist, das Schuljahr wegen der Vertriebenen nicht beginnen konnte“.

Die Aktivitäten der Kirche inmitten von Komplikationen aller Art

Der Comboni-Missionar bestätigt die Präsenz und Aktivität der Kirche trotz des Krieges. „In Khartum gibt es eine Pfarrei, die in Omdurman weiterhin ihre Dienste anbietet, mit Kommunionen, Hochzeiten, Katechismus“, berichtet er weiter, „dann gibt es in der Hauptstadt ein Salesianerhaus, das vor zwei Wochen bombardiert wurde, aber die Missionare helfen weiterhin über hundert Menschen, die im Innenhof des Gebäudes Zuflucht gefunden haben“.

Der Ordensmann fügt hinzu:

„Unsere Ordensgemeinden befinden sich an Orten, an denen Tausende von Menschen ankommen, wie Port Sudan und Kosti, das im Süden des Landes liegt und der Knotenpunkt für Flüchtlinge ist, die versuchen, den Südsudan zu erreichen.“

Der Missionar erklärt, dass die pastoralen Aktivitäten weitergehen. Es haben bereits Online-Kurse für Studenten an der Comboni-Universität in Khartum begonnen. „Jetzt haben wir unsere Studenten und auch Professoren in Flüchtlingslagern oder außerhalb des Sudans verstreut, mit den Online-Kursen versuchen wir, etwas Hoffnung zu geben“, so der Missionar. Schließlich wiederholt der Geistliche den Appell des Papstes, den Sudan-Konflikt nicht zu vergessen: „Seit dem Ausbruch des Krieges im Nahen Osten sprechen die internationalen Medien nicht mehr über den Sudan, aber der Krieg tötet weiter, und der Schleier des Schweigens, der sich über dieses Land gelegt hat, verstärkt nur die zerstörerische Dynamik, die im Gange ist": "Ich bitte darum, dass wir nicht vergessen“, sagt er, „und dass wir bei denen anklopfen, die die Schlüssel zu diesem Konflikt in der Hand haben“.

(vatican news)

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17. November 2023, 12:22