Friedensaktivisten bei einer Demo Friedensaktivisten bei einer Demo   (ANSA)

Gerechten Frieden suchen: Arabisch-europäische Dialoginitiative macht Vorschlag

Zu verstärkten Friedensbemühungen in Gaza und in der Ukraine haben die Teilnehmenden der religionsübergreifenden Initiative „Arab European Citizens' Dialogue“ (AECD) aufgerufen.

Es gelte trotz aller bekannten Schwierigkeiten, Kommunikationswege aufrechtzuerhalten und zu verstärken, um den Krieg zu beenden und Frieden auf der Grundlage von Gerechtigkeit anzustreben,  heißt es in einem  Abschlusskommuniqué. Die 10. Konsultation des AECD fand von 8. bis 11. Mai auf Kreta statt. An der Konferenz nahm auch PRO ORIENTE-Referentin Viola Raheb teil.

Theologien, die Kriege rechtfertigen?

Die Instrumentalisierung der Religion für politische Zwecke sei sowohl im Osten als auch im Westen weit verbreitet, zeigte sich Raheb in ihren Ausführungen betroffen. Inzwischen sei man sogar wieder mit Theologien konfrontiert, die Kriege rechtfertigen. Raheb stellte demgegenüber als einen positiven Ansatz das PRO ORIENTE-Projekt „Healing of Wounded Memories“ (Verletzte Erinnerung heilen) vor. Obwohl sich dieses Projekt speziell mit Konflikten zwischen der orthodoxen und der katholischen Kirche befasst, seien seine Auswirkungen für die Gemeinschaften im Allgemeinen von Bedeutung, zeigte sich die Theologin überzeugt.

Rund 50 Teilnehmende aus Europa, den USA und dem Nahen Osten hatten bei einer PRO ORIENTE-Konferenz im November 2023 in Wien Aspekte einer Theologie der Versöhnung reflektiert, zugleich aber auch konkrete geopolitische Konfliktfelder in der Ukraine, in Südosteuropa und im Nahen Osten in den Blick genommen. Diese Themen werden nun in einer Reihe von Regionalkonferenzen und mit einem eigenen Blog vertieft.

Wie in den Debatten auf Kreta deutlich wurde, hätten die Kriege in der Ukraine und in Israel/Palästina ihre jeweils spezifischen Merkmale, Ursprünge und Ursachen, die eingehend untersucht und aufgearbeitet werden müssen. Dazu gehöre auch die Dokumentation von Kriegsverbrechen und Gräueltaten, wie es im Kommuniqué heißt.

Zugleich wurden aber auch allgemein gültige Mechanismen herausgearbeitet. Wenn Kriege in der gegenwärtigen komplexen Welt erst einmal ausgebrochen sind, „gibt es keine einfache und schnelle Lösung mehr, keine einfache Verhandlung zwischen Konfliktpartnern auf gleicher Augenhöhe. Niemand hat die 'eine' Lösung, um diese Kriege zu beenden.“ Machtmechanismen, militärische Gewalt und Grausamkeiten gegen die Zivilbevölkerung würden an die Stelle von Menschenwürde, Menschenrechten, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit treten.

Wege zu einem „gerechten Frieden“

Religionen hätten das Potenzial, Konflikte und Kriege zu verschärfen, wenn sie sich für ideologische oder nationalistische Zwecke missbrauchen ließen, heißt es im Kommuniqué. Die Teilnehmenden wiesen alle Ansinnen zurück, wonach Krieg gerecht sein oder religiös gerechtfertigt werden könne. Es sei die Aufgabe der Religionen, Wege zu einem „gerechten Frieden“ zu eröffnen.

Mit dem AECD wolle man zur positiven Rolle der Religion bei der Aufrechterhaltung und Umsetzung ethischer Überlegungen und bei der Unterstützung derjenigen beitragen, die humanitäre Hilfe leisten und sich für Frieden und Versöhnung in von Krieg gebeutelten Gesellschaften einsetzen. Man wolle Hassreden bekämpfen und Präventivmaßnahmen gegen Krieg fördern. Solche Friedensdialoge bräuchten die Unterstützung der Politik und müssten die Zivilgesellschaft und die Religionen miteinbeziehen.

Der AECD wurde 2010 als Netzwerk wichtiger zivilgesellschaftlicher und religiöser Organisationen in Europa und im Nahen Osten ins Leben gerufen. Rund 35 Frauen und Männer aus der Zivilgesellschaft, der Politik und dem diplomatischen Dienst nahmen an der Konferenz in Kreta teil, die sich unter anderem auch mit der Rolle der Medien in Kriegs- und Konfliktsituationen befasste.

(pm – pr)

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15. Mai 2024, 09:01