Weihnachtsdekoration in Abuja Weihnachtsdekoration in Abuja 

Nigeria: Wachsame Weihnachten

Immer wieder kommen aus Nigeria, Afrikas bevölkerungsreichstem Land, Berichte über Entführungen von Priestern. Bistümer und Pfarreien wollen an Weihnachten besonders wachsam sein.

Innerhalb von fünf Tagen sind jetzt vor Weihnachten drei Priester von Bewaffneten entführt worden; allerdings kam im Bundesstaat Kaduna ein Priester wieder frei, der am Dienstag aus seinem Pfarrhaus verschleppt worden war. Viele Christen fürchten wachsende Spannungen gerade in den Weihnachtstagen.

„Das Phänomen der bewaffneten Überfälle ist im Land weit verbreitet, und wir fragen uns, wer hinter diesen Aktionen steckt und was die Gründe dafür sind.“ Das sagt der Priester Gabriel Okafor, Sprecher des Bistums Kafanchan, in einem Interview mit Radio Vatikan.

„Jedes Jahr vor den Wahlen herrscht ein Klima der Spannung“

„Gerade hier in unserer Diözese haben wir das Problem bewaffneter Banditen. Nächstes Jahr finden Wahlen statt, und jedes Jahr vor den Wahlen herrscht ein Klima der Spannung. Oft sind es die Politiker, die die jungen Leute mit Waffen ausstatten, und die benutzen dann die Waffen, um Schaden anzurichten.“

Nach dem Angriff auf Dorfbewohner im Bundesstaat Kaduna
Nach dem Angriff auf Dorfbewohner im Bundesstaat Kaduna

Eigentlich lebten Muslime, Christen und Angehörige traditioneller Religionen im Alltag friedlich zusammen, so der Priester. Die Spannungen und die Kriminalität hätten mit einer Vielzahl „miteinander verknüpfter Probleme“ zu tun.

Lage ist schwer durchschaubar

„Es geht da um die Beziehungen zwischen ethnischen Gruppen, zwischen Stämmen, zwischen sozialen Klassen. Es geht nicht nur um Angelegenheiten, die die Religionen betreffen; tatsächlich werden ja auch Muslime gekidnappt. Die Situation ist heikel, wir selbst können sie nicht richtig verstehen. Bei den Stämmen gibt es zum Beispiel Probleme mit dem Land.“

Spannungen in Nigeria an Weihnachten - ein Beitrag von Radio Vatikan

In der Weihnachtszeit sei für die katholische Gemeinde äußerste Wachsamkeit geboten: „Wir müssen vorsichtig sein, denn es kann immer etwas Schlimmes passieren. Es ist eine schwierige Zeit. Gerade erst wurden die Opfer eines Massakers beigesetzt, bei dem 46 Menschen von jungen Leuten wie diesen getötet wurden. Es gibt so viel Schmerz. Wir versuchen zu verstehen und den Menschen klar zu machen, dass dies nicht das Ende ist und dass es immer noch Hoffnung gibt. Das ist unsere Aufgabe als Priester. Die Dynamik des Anschlags ist noch unklar, die Ermittlungen müssen fortgesetzt werden.“

Beisetzungen der Ermordeten in Kaduna
Beisetzungen der Ermordeten in Kaduna

Massaker in Kaduna

Die Angriffe fanden Berichten zufolge drei Tage lang in vier Dörfern in Kaduna, Nordnigeria, statt. Hilfsorganisationen berichten, dass einige Opfer im Schlaf verbrannt worden seien. Die „Southern Kaduna Peoples Union“ spricht von einem Massaker, bei dem etwa hundert Häuser dem Erdboden gleichgemacht worden seien. Unser Video oben zeigt Trauer in den Dörfern nach den Attentaten. 

Der Generalvikar von Kafanchan, Emmanuel Kazah Faweh, beklagt, dass die Täter in der Regel straflos ausgehen. Seit 2014 habe es Hunderte von Anschlägen im südlichen Kaduna gegeben, mit Tausenden von Toten – doch von den Tätern sei kein einziger verhaftet und angeklagt worden.

Viele Gründe für die Gewalt

Seit 1980 starben in dem Bundesstaat rund 20.000 Menschen durch Gewalt. Die Gründe: Zusammenstöße zwischen Hirten und Bauern wegen Weidestreitigkeiten, Viehdiebstahl, Landnutzung und -zugang, Gewalt vor Wahlen, kriminelle Banden unter Drogeneinfluss. Kaduna ist geteilt zwischen einer überwiegend christlichen Bauernbevölkerung im Süden und mehrheitlich muslimischen Hausa-Fulani-Hirtengruppen im Norden.

Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ schätzt die Zahl der Entführungen von Priestern in Nigeria seit Jahresbeginn auf etwa 30. In einem Statement macht der Verband „Extremisten, die der Volksgruppe der Fulani angehören, Terroristen, die dschihadistischen Gruppen angehören, oder kriminelle Gruppen, die an Lösegeld interessiert sind“, für die Entführungen verantwortlich.

(vatican news – sk)
 

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24. Dezember 2022, 11:28