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Buchtipp: „Himmelsstürmer“ - Fußball im Vatikan

Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten: Auf diese einfache Formel brachte schon der bekannte deutsche Fußballer Sepp Herberger die Regeln für eine der beliebtesten Sportarten der letzten Jahrzehnte. Gekickt wird nicht nur in den großen Ländern der Welt, sondern auch in den ganz kleinen – zum Beispiel im Vatikan. Darüber lässt sich sogar so viel erzählen, dass der Vatikankenner Ulrich Nersinger ein ganzes Buch über den Fußball im Vatikan geschrieben hat.

Hannah Krewer - Vatikanstadt

Fußball und Vatikan – das sind zwei Dinge, die man eher selten miteinander verbindet. Der Fußball hat im Vatikan aber durchaus schon eine lange Tradition. Das erste fußballähnliche Spiel im Vatikan ist mehr als 500 Jahre her, weiß Autor und Vatikankenner Ulrich Nersinger: „Wir haben das erste Spiel 1521, da gab es den sogenannten ,Calcio Fiorentino', also den Florentiner Fußball. Er war nicht so direkt das, was wir heute unter Fußball verstehen, er hat mehr so ein bisschen dem Rugby geglichen und war auch ein relativ harter Sport. Wir wissen von drei Päpsten, die an diesem Calcio Fiorentino teilgenommen haben. Und zwar ganz begeistert.“

Gründung einer Liga in den 70er-Jahren

Danach herrscht in Sachen Fußball und Vatikan aber erstmal für mehrere hundert Jahre Ruhe. Erst im 20. Jahrhundert kehrt die beliebte Sportart in das kleine Land zurück. In den 70er Jahren entsteht dann eine regelrechte Fußballiga, so Nersinger: „Man muss bedenken, die einzelnen Fußballclubs des Vatikans haben sich aus Mannschaften gebildet, die in den einzelnen Institutionen der römischen Kurie oder des Vatikanstaates entstanden. Das war die Schweizer Garde, das war die Gendarmerie, das waren die Arbeiter der Dombauhütte von St. Peter, die Angestellten der Farmacia Vaticana. Die ganze Breite der vatikanischen Einrichtungen fand sich zu Fußballclubs zusammen.“

Hier zum Nachhören

Und auch heute noch gibt es im Vatikan zwei Fußballturniere. Neben dem vatikanischen Turnier noch den sogenannten Clericus Cup, in dem Seminaristen und Novizen verschiedener Orden gegeneinander antreten. „Und wir haben natürlich mittlerweile auch übergreifende Organisationen“, ergänzt Nersinger. „Wir haben die große Atletica Vaticana, wir haben die Gruppe ,Frattelli tutti', die also Benefizspiele stattfinden lassen. Wir können also sehen, dass wir eine relativ große Fußballwelt im Vatikan haben. Und wir haben, was ein Novum ist, seit 2018 eine Frauenfußballmannschaft im Vatikan.“

Die Päpste und der Fußball

Auch unter dem Päpsten gibt und gab es Fußballfans. Angefangen mit Johannes Paul II., der in seiner Jugend selbst gespielt hat. Papst Franziskus ist Ehrenmitglied in mehreren europäischen Vereinen und man erzählt sich, dass er als kleiner Junge jeden Nachmittag gekickt hat. „Das zeigt sich ja auch, dass er sehr sehr viele Fußballmannschaften empfängt und ihnen lange Ansprachen gibt und auch die moralischen Qualitäten des Fußballs darlegt“, so Ulrich Nersinger. 

Platz für ein eigenes Fußballfeld gibt es im Vatikan übrigens nicht. Die Mannschaften trainieren stattdessen außerhalb des Vatikans. In Rom gibt es aber zum Beispiel einen Fußballplatz der nach Papst Pius XII. benannt ist.

Nersinger, Ulrich: Himmelsstürmer: Ein Blick in die Geschichte des Vatikanischen Fußballs, Kehl-Verlag 2022.

(vatican news - hk)

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03. Oktober 2022, 14:09