Gaza: Priester kritisiert Angriffe als „harten Schlag“
„Hoffen wir, dass es sich nicht nur um einen Waffenstillstand handelt, sondern dass der Frieden zurückkehrt!“ Das sagte der aus Argentinien stammende Priester in einer Stellungnahme gegenüber Radio Vatikan.
„Es geht uns allen gut, aber es gibt weiter viele Unannehmlichkeiten. Die Gewalt der letzten Tage hat einen großen Teil der Bevölkerung überrascht: In der katholischen Gemeinde in Gaza haben wir alle laufenden Aktivitäten eingestellt. Gott sei Dank hatten wir ein Sommerlager für 230 Kinder und Jugendliche bereits abgeschlossen. Es gibt keine Sicherheit. Bis auf die tägliche eucharistische Anbetung und die Heilige Messe ist nun alles ausgesetzt worden.“
Fast unwirkliche Stille - bis Freitag
Eigentlich seien die Menschen im Gazastreifen ja an Gewalt und Zusammenstöße gewöhnt. Doch habe die Lage seit dem kurzen Krieg vom letzten Jahr sehr ruhig gewirkt: keine Bomben nachts, „eine seltsame Phase“, sagt der Pfarrer, „eine fast unwirkliche Stille“. Bis zum Freitag letzter Woche: Da ging die israelische Armee aus der Luft gegen Ziele der Gruppe ‚Islamischer Dschihad‘ im Gazastreifen vor. Die Bilanz nach palästinensischen Angaben: 44 Tote, über 300 Verletzte.
„Es waren ein paar Tage der Gewalt, aber sehr intensiv. Wir hatten auch deswegen nicht damit gerechnet, weil Israel gerade mehrere tausend Genehmigungen für palästinensische Arbeiter ausgestellt hatte. Wir hoffen, dass sich die Lage so schnell wie möglich beruhigt, und bitten alle, für den Frieden, für Gerechtigkeit zwischen den Völkern und für Versöhnung zu beten und zu arbeiten.“
Zu den mehr als 10.000 Arbeitsgenehmigungen im Westjordanland für Bürger des Gazastreifens kommen nach Angaben des Priesters die 700 Ausreisegenehmigungen für Christen zu Ostern, die bis Ende Juni verlängert worden seien. Das alles habe in den Wochen vor der neuen Eskalation einen vorsichtigen Optimismus geschürt und ein Klima der „Gelassenheit“ gefördert – mit dem es jetzt wieder vorbei sei.
Pater Romanelli ist angesichts der Bombardements ins nahe Ägypten ausgewichen. Sobald Israel ihm die Erlaubnis zur Rückkehr erteile, werde er versuchen, zu einer Realität zurückzukehren, die er ‚Hyper-Surrealismus‘ nennt.
Hintergrund
Nach mehreren Tagen der Bombardierung des Gazastreifens durch die Israelische Armee und dem Abschuss von mehr als 1.000 Raketen aus dem Streifen ist ein Waffenstillstand, von Ägypten vermittelt, zwischen Israel und der Gruppe Islamischer Dschihad in Kraft getreten.
Das Abkommen über die Wiedereröffnung der Grenzen beinhaltet auch die Freilassung des ranghohen Befehlshabers des Islamischen Dschihad, Bassam al-Saadi. Seine Verhaftung in Dschenin (Westjordanland) Anfang August ist einer der Faktoren für die Eskalation der Feindseligkeiten. Der Angriff Israels erfolgte als Reaktion auf wiederholten Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen. Die Luftwaffe bombardierte mindestens 140 Ziele, darunter einen von den Dschihadisten genutzten „Angriffstunnel", und tötete zwei hochrangige Führer der dschihadistischen Bewegung.
Dabei sagte Pater Romanelli hätte sich der Angriff darauf gestützt, dass es Daten, ja Gerüchte gäbe, die Anschläge und Angriffe voraussagen, weshalb präventiv gehandelt wurde, was auf Unverständnis stieß.
So seien neue Traumata entstanden. „Für uns (Katholiken und Geistliche), die sich für die Heilung von Traumata und die Sicherung der Zukunft junger Menschen einsetzen", meinte er, „war das ein harter Schlag, weil es das untergräbt, was wir bisher getan haben. Diese Ereignisse schüren den Wunsch zu fliehen und führen insbesondere bei den Christen zu einem Gefühl der Resignation und der tiefen Entmutigung.“
Opfer und kein Ende des Konflikts
Die regierende Hamas, die sich nicht in den Konflikt eingemischt hatte, sprach davon, dass die Operation „Breaking Dawn" mindestens 44 Palästinenser, darunter auch 15 Kinder, drei Frauen und einen älteren Mann, getötet und mehr als 360 Menschen verletzt hat. Auf israelischer Seite gab es zwar Schäden, aber keine Toten oder Verletzten, da das Abwehrsystem „Iron Dome" den Großteil der rund 1.000 aus dem Streifen abgefeuerten Raketen und Mörsergranaten abfing.
„Für Gaza", so der Geistliche abschließend, „ist es nicht wahr, dass es keine Lösungen gibt. Es mangelt an politischem Willen, Antworten zu finden, aber wie Johannes Paul II. betonte, hängt der Frieden in der Welt von Jerusalem und dem Heiligen Land ab. Es gibt so viele, die daran interessiert sind, den Frieden zu verhindern, trotzdem braucht es den Willen und das Engagment dafür".
(asianews/vatican news - schw)
- aktualisiert am 9. august mittags -
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