Die neue Präsidentin Drupadi Murmu Die neue Präsidentin Drupadi Murmu  

Indien: Christen hoffen auf mehr Rechte für Stammesangehörige

Die Wahl der ersten indigenen Frau zur Präsidentin Indiens lässt die christlichen Kirchen hoffen, dass die Rechte für die bisher stark diskriminierten Stammesangehörigen und Frauen im Land mehr in den Blick der Politik geraten und deren Entwicklung gefördert wird.

Dies sagten mehrere christliche Vertreter gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur Fides, nachdem Drupadi Murmu am 21. Juli zur neuen Präsidentin des Landes gewählt wurde. Sie ist die Erste aus einer indigenen Gemeinschaft in dieser Position.

„Es ist eine Frage des Stolzes, dass Indien offiziell seine erste Präsidentin hat, die aus einer Stammesgemeinschaft stammt. Wir hoffen, dass sie die Rechte der indigenen Völker des Landes verteidigen wird", wird etwa Nicolas Barla, Sekretär des Büros für Stammesangelegenheiten der katholischen Bischofskonferenz von Indien (CBCI), zitiert.

Dabei sind die Erwartungen, die an die neue Präsidentin herangetragen werden, sehr verschieden: „Wir hoffen auf Gesetze, die die Sicherheit und den Schutz der Frauen gewährleisten, und auf Maßnahmen, die den Stammesangehörigen zu ihrem Recht verhelfen", erklärt  beispielsweise Schwester Lakra, eine Anwältin und Sozialarbeiterin, die den Daughters of St Anne in Ranchi angehört. „In vielen Staaten der Föderation, wie Assam, Delhi und den Andamanen, werden Stammesgemeinschaften nicht anerkannt und ihnen werden Bürger- und Sozialrechte vorenthalten", stellt sie fest. „Wir beten, dass sie das tut, was die Stammesgemeinschaften in Indien von ihr erwarten, und dass sie ein Vorbild für indigene Mädchen und Frauen wird", so die Ordensfrau.

Unter den von Fides gesammelten Stimmen hofft auch Anil Kumar Kujur, Priester der Diözese Sambalpur im Bundesstaat Odisha, dass Murmu „eine solide Politik und Programme für die Entwicklung von Stammesangehörigen und marginalisierten Gemeinschaften im ganzen Land fördern wird". Auch solle sie sich nicht von Parteipolitik abhängig machen, sondern auf die Nöte der Bevölkerung achten, so ein weiterer Wunsch.

Hintergrund

Droupadi Murmu war als Kandidatin der BJP und der mit ihr verbündeten Parteien vergangene Woche von den Mitgliedern der beiden Kammern des indischen Parlaments und der Parlamente der Bundesländer als erste Stammesangehörige und zweite Frau in das höchste Staatsamt gewählt worden. Murmu wurde am Montag als Nachfolgerin von Ram Nath Kovind vereidigt. Die indische Verfassung gesteht Präsidenten nur eine Amtszeit von fünf Jahren zu.

Die unter dem Sammelbegriff Adivasi zusammengefassten Stämme, zu denen Murmu gehört, sind eine der am stärksten unterdrückten und ausgebeuteten gesellschaftlichen Gruppen Indiens. Murmu gehört dem Stamm der Santali an, der zweitgrößten Stammesgemeinschaft in Indien, einem Land mit mehr als 700 anerkannten indigenen Gemeinschaften. Sie machen rund 8,6 Prozent oder mehr als 104 Millionen Einwohner aus. Der BJP nahestehende hinduextremistische Organisationen fordern seit Langem den Ausschluss von zum Christentum konvertierten Adivasi aus den Förder- und Quotenprogrammen für die Stämme.

(fides – schw)

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29. Juli 2022, 11:48