Die Todesangst-Basilika am Garten Gethsemane in Jerusalem Die Todesangst-Basilika am Garten Gethsemane in Jerusalem 

Israel: Heilige Stätten als Nationalpark?

Die Behörden reagieren auf heftige Kritik der christlichen Kirchen an einem Projekt zum Ölberg in Jerusalem. Die Pläne, den Ölberg in einen Nationalpark miteinzubeziehen, „werden nicht weiterverfolgt, ohne dass alle interessierten Parteien einbezogen würden“.

Das erklärte jetzt die israelische Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom. Auch „die Kirchen der Gegend“ würden „natürlich“ mit einbezogen, so die Botschaft.

Die israelische Behörde für Natur und Parkanlagen (INPA) hatte unlängst Pläne vorgestellt, einen bereits bestehenden Nationalpark in Jerusalem zu erweitern. Bisher umfasst der Park die Mauern der Altstadt und Teile des unter dem Tempelberg liegenden Kidron- und Hinnom-Tals.

Teile des Parks liegen östlich der Grünen Linie

Auch das palästinensische Stadtviertel Silwan gehört zum Nationalpark, der Ende der sechziger Jahre eingerichtet wurde. Immer wieder kommt es in den Teilen des Parks, die auf palästinensischer Seite der „Grünen Linie“ liegen, zu schweren Spannungen zwischen Palästinensern und israelischen Siedlern.

Ölberg
Ölberg

Jetzt wollte die Behörde auch den Ölberg, der dem Tempelberg auf der anderen Seite des Kidrontals gegenüberliegt, mit in den Nationalpark aufnehmen. Am Ölberg befinden sich zahlreiche Heilige Stätten des Christentums, darunter vor allem der Garten Gethsemane, in dem Jesus vor seiner Festnahme betete, und der Ort der Himmelfahrt. Am Garten Gethsemane steht seit 1924 die Todesangst-Basilika.

„Israel verfolgt unter dem Deckmantel des Schutzes von Grünflächen in Wirklichkeit eine ideologische Agenda“

Die israelische Botschaft beim Heiligen Stuhl streicht nun heraus, das Nationalpark-Projekt würde auch dafür sorgen, die biblischen Stätten besser zu erhalten und zu schützen. „Es handelt sich um ein Landschaftsgebiet von hohem, universellem Wert, die es auch für künftige Generationen zu hüten gilt – ein Gebiet, in dem nicht gebaut werden darf“, so das Statement der Botschaft. Der ‚Inpa‘ liegt daran, dieser Gegend mit ihrem historischen, ökologischen und geistlichen Wert den höchsten Grad an Schutz zu verleihen.“

Blick vom Ölberg auf den Tempelberg
Blick vom Ölberg auf den Tempelberg

In einem Brief mehrerer christlicher Kirchenführer an das Umweltministerium war der Verdacht geäußert worden, „dass verschiedene Einrichtungen versuchen, alle nichtjüdischen Charakteristika der heiligen Stadt zu minimieren, um nicht zu sagen zu eliminieren“. Israel verfolge „unter dem Deckmantel des Schutzes von Grünflächen“ in Wirklichkeit eine ideologische Agenda, so der Brief, aus dem israelische Medien zitierten und der nach Medienangaben auch vom Franziskanerkustos Francesco Patton unterzeichnet worden ist.

Eine Kopie des Schreibens ging nach Medienangaben auch der Päpstlichen Nuntiatur in Israel zu. Die Inpa reagierte darauf mit einem vorläufigen Stopp der Planungen.

(fides – sk)
 

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23. Februar 2022, 12:28