Taufstelle Jesu am palästinensischen Jordanufer Taufstelle Jesu am palästinensischen Jordanufer 

Palästina: Große Wallfahrt zur Taufstelle Jesu

Etwa tausend Menschen haben an diesem Wochenende am Westufer des Jordan an der katholischen Wallfahrt zum Ort der Taufe Jesu teilgenommen.

Der Kustos des Heiligen Landes, Franziskanerpater Francesco Patton, leitete die Messe unter freiem Himmel. Die Taufstelle liegt im von Israel besetzten Westjordanland; die Franziskanerkirche in unmittelbarer Nähe war jahrzehntelang nicht zugänglich, erst seit Oktober letzten Jahres kann das Gelände wieder betreten werden. Es war die erste größere Wallfahrt von Katholiken an die Taufstelle seit Jahrzehnten.

„Qasr al-Yahud“ wird von der israelischen Zivilverwaltung und dem israelischen Ministerium für Tourismus verwaltet. Gegenüber auf der anderen Seite des Jordan liegt – auf jordanischem Territorium – eine weitere traditionelle „Taufstelle Jesu“, die 2015 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Nach Ansicht des lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, ist aus historischer und archäologischer Sicht das jordanische Ufer der eigentliche Ort der Taufe Jesu; das werde vom Johannesevangelium bestätigt, das das Ereignis in Bethanien, östlich des Jordan, lokalisiert.

In Quasr al-Yahud
In Quasr al-Yahud

 

Jahrzehntelang ein Minenfeld

Vor mehr als 25 Jahren brachten Ausgrabungen auf jordanischem Boden die Ruinen alter römischer und byzantinischer Kirchen und Kapellen, eines Klosters, von Eremitenhöhlen und Taufbecken ans Licht, die durch Erdbeben und Flussüberschwemmungen zerstört worden waren. Die Franziskaner konnten erst im vergangenen Jahr nach 54 Jahren zum Feiern an das Westufer zurückkehren. Das Gebiet war nämlich zu einem Minenfeld geworden und deswegen jahrzehntelang nicht mehr zugänglich.

Vor einem Jahr konnten wegen der Pandemie nur wenige Menschen an der Feier teilnehmen; darum war die diesjährige Wallfahrt die erste größere seit Jahrzehnten. Der Kustos des Heiligen Landes wurde von den Vertretern der örtlichen Behörden, darunter der Bürgermeister, der Gouverneur und der Imam der Moschee von Jericho, empfangen. An der Feier nahmen auch Vertreter mehrerer ausländischer Konsulate teil. Die Liturgie begann im Franziskanerkloster vom Guten Hirten in Jericho, dann zogen die Brüder in feierlicher Prozession zu den Ufern des Jordan, um dort die Messe zu feiern. Patton würdigte in seiner Predigt, dass aus einem Feld des Krieges nunmehr „ein Feld des Friedens, der Anbetung und des Gebets“ geworden sei.

Eine Taufe im Jordan
Eine Taufe im Jordan

 

Die echte Taufstelle Jesu liegt wohl gegenüber - in Jordanien

Die kleine Franziskanerkirche am Westufer des Jordan stammt aus dem Jahr 1956. Die Tradition einer jährlichen Wallfahrt zu diesem Ort am Fest der Taufe Jesu ist mindestens seit 1641 bezeugt. Im Jahr 1967, als der Krieg zwischen Israel und Jordanien ausbrach, wurde das Gebiet in ein 55 Hektar großes Minenfeld verwandelt, aus dem die Franziskaner vertrieben wurden. Die heilige Stätte, die sich auf palästinensischem Gebiet befindet, wurde für den Besuch von Papst Johannes Paul II. im Heiligen Land im Jahr 2000 teilweise wieder zugänglich gemacht. Im März 2018 begann der „Halo Trust“ mit der Räumung des Geländes, um den Franziskanern im Oktober 2020 die Schlüssel zurückzugeben.

In Jordanien, am entsprechenden Ostufer, findet am kommenden Freitag die 22. Wallfahrt der katholischen Kirchen zum Ort der Taufe Jesu statt. Der lateinische Patriarch Pizzaballa wird die Messe in der Kirche der Taufe Christi feiern, deren Bau fast abgeschlossen ist, berichtet abouna.org. Wegen der Pandemie werden nur tausend Menschen teilnehmen können, um den nötigen Abstand in der Kirche zu gewährleisten, die eine Kapazität von 2.000 Personen hat.

(vatican news – sk)
 

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11. Januar 2022, 09:50