Demonstranten protestieren gegen die Gewalt an religiösen Minderheiten Demonstranten protestieren gegen die Gewalt an religiösen Minderheiten 

Bangladesch: Bischof fordert interreligiösen Unterricht

Der protestantische Bischof Shourabh Pholia hat das Bildungsministerium von Bangladesch dazu aufgefordert, ein „Fach in den Lehrplan aufzunehmen, das sich mit den verschiedenen Religionen befasst“. Dieser Schritt könne dazu „beitragen, der religiösen Gewalt ein Ende zu setzen".

In seiner Rede bei einem Treffen zum Thema interreligiöse Harmonie, das am 31. Oktober in Dhaka stattfand, prangerte Shourabh Pholia vor den rund 200 Teilnehmern unterschiedlicher Glaubensrichtungen die gegenseitige Aufstachelung der Religionsvertreter an. „Es macht mich traurig, dass wir, während wir hier als verschiedene religiöse Führer zusammensitzen, über Harmonie und Einheit sprechen, aber wenn wir in unseren Gotteshäusern Reden halten, einige von uns die Gemüter zur Intoleranz aufstacheln“, so Bischof Shourabh Pholia. Man folge damit nicht den Lehren Gottes.

Kirchenführer sollen Respekt vermitteln

Aufgabe der religiösen Führer sei nicht nur, den eigenen Glauben, sondern auch den Respekt gegenüber anderen Religionen zu lehren. Interreligiöse Harmonie müsse sowohl im christlichen Seminar als auch in der Madrasa (Religionsschule für Muslime) vermittelt werden, denn Kirchenführer seien die „Erzieher der Kinder“. „Was immer wir lehren, lernen sie. Wir sollten sie also lehren, andere zu respektieren“, so der Bischof. Das Gleiche müsse auch in den Schulen passieren, etwa in Form eines interreligiösen Faches.

Religiöse Gewalt in Bangladesch allgegenwärtig

Der Vorschlag kommt in einer Zeit, in der die religiöse Gewalt in Bangladesch sehr präsent ist. In den letzten Tagen etwa war in den sozialen Medien über einen Vorfall von interreligiöser Gewalt zwischen Hindus und Muslimen berichtet worden. Ein vermeintlicher Fall der Blasphemie war zunächst in den sozialen Medien bekannt gemacht worden und ein Mob von Muslimen griff daraufhin die kleine Hindu-Gemeinde von Comilla an, als diese gerade „Durga Puja“, ein wichtiges religiöses Fest der Hindus, feierte. Bei diesem Vorfall starben mindestens sieben Menschen, darunter zwei Hindus, und in der Folge kam es in mehreren Städten Bangladeschs zu Spannungen und Chaos. Später konnte ein Muslim gefasst werden, der zugab, den Vorfall inszeniert zu haben.

In Bangladesch, einem Land mit muslimischer Mehrheit, sind religiöse Minderheiten immer wieder von Gewalt betroffen, vor allem Hindus, die mit Abstand größte religiöse Minderheit im Land. Laut der lokalen Menschenrechtsorganisation „Ain o Salish Kendra" (ASK), die solche Angriffe auf religiöse Minderheiten dokumentiert, gab es in Bangladesch seit 2013 mehr als 3.600 Angriffe auf Hindus. Die Studie ergab, dass die Angriffe auf Hindus in den vergangenen acht Jahren Vandalismus und Brandstiftung an 550 Häusern und 440 Geschäften und Unternehmen umfassten. Im gleichen Zeitraum wurden auch mehr als 1.670 Fälle von Vandalismus und Brandstiftung an Hindu-Tempeln und Kultstätten gemeldet.

Eigentlich auf einem guten Weg...

Diese ständigen Gewaltakte überschatten auch das internationale Bild von Bangladesch, das in den letzten Jahren entwicklungstechnisch eigentlich große Fortschritte machte. Aktuell gilt Bangladesch zwar als das bevölkerungsreichste Mitglied der sogenannten „Least Developed Countries“, doch setzt es die dynamische Entwicklung seiner Wirtschaft fort, dürfte Bangladesch voraussichtlich im Jahr 2024 in die Kategorie „Moderately Developed Countries“ aufsteigen.

(fides – gh)

 

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05. November 2021, 14:43