Straßenszene in Durban dieser Tage Straßenszene in Durban dieser Tage 

Krawalle in Südafrika: Kardinal spricht von „COVID der Seelen“

Der südafrikanische Kardinal Wilfried Fox Napier ist Papst Franziskus dankbar für sein Gebet für Südafrika. Die aufgestaute Wut, die sich kürzlich in massenhaften Plünderungen von Geschäften entladen und mehr als 200 Tote gefordert hat, nennt der emeritierte Erzbischof von Durban im Gespräch mit Radio Vatikan den „COVID der Seelen“.

Inzwischen haben in ganz Südafrika gut eine Woche nach Beginn der Ausschreitungen die Aufräumarbeiten begonnen. So wie viele im Land ist auch Kardinal Napier schockiert vom Ausmaß der Zerstörung. „Wenn Sie in Durban in den Einkaufsstraßen herumfahren, sehen Sie überall Zerstörung. Im Shoppingcenter Springfield, es liegt sieben Minuten von meinem Büro entfernt und man konnte dort wirklich alles erhalten, wurde alles geplündert, die Geschäfte sind leer und zerstört, einige niedergebrannt. Es ist beängstigend.“

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Die Folgen der Zerstörung und der Gewalt mit ihren 212 Todesopfern werden die südafrikanische Wirtschaft und auch die Bevölkerung noch lange begleiten. Kardinal Napier spricht von Hunger, und er spricht von Wut. Ein „COVID der Seelen“ sei das, „und er hat unsere Nation im Griff und zerstört die Lebenswege und Hoffnungen so vieler Menschen“.

Dankbar für Worte des Papstes beim Angelus

Klar scheint, dass in Südafrika das ohnehin labile Zusammenleben zwischen Schwarzen, Weißen und Indisch-Stämmigen nun seiner größten Herausforderung seit dem Ende der Apartheid entgegensieht. Kardinal Napier ist Papst Franziskus deshalb sehr dankbar über seine Worte beim Angelus vom vergangenen Sonntag. Das Kirchenoberhaupt erwähnte dabei auch den Traum der Menschen in Südafrika, Apartheid und Rassismus hinter sich zu lassen - ein Traum, der vor bald 30 Jahren zur Gründung der Demokratie dort führte.

„Der Traum wurde überlagert von selbstsüchtigen Interessen“

Dieser Traum ist heute keineswegs vergessen, im Gegenteil, sagte der Kardinal. Allerdings: „Der Traum wurde überlagert von selbstsüchtigen Interessen von Individuen und Kleingruppen, besonders in der Regierungspartei, dem African National Congress. Eine kleine Zahl von Leuten stellen ihre Privatinteressen über die Interessen des Landes. Sie sind bereit, die Zukunft des Landes zu opfern, um an der Macht zu bleiben. Sie schauen nicht auf das Volk, dem sie dienen sollen, sondern sie schauen auf ihre Eigeninteressen.“

Genau das sei die größte Tragödie in der jetzigen Lage Südafrikas, so der Kardinal. Er glaubt aber auch, dass die Ausschreitungen und die Gewalt zu einem Neuanfang werden könnten: „Mehr Leute werden nun aufstehen und sagen, wir wollen nicht länger so eine Regierung an der Macht haben.“

(vatican news – gs)

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20. Juli 2021, 12:06