Die Traumata des Krieges: Viele Menschen in Gaza müssen nicht nur materiell, sondern auch psychologisch betreut werden Die Traumata des Krieges: Viele Menschen in Gaza müssen nicht nur materiell, sondern auch psychologisch betreut werden 

Die Not der Christen in Gaza

Die Menschen in Gaza brauchen dringend Hilfe, vor allem nach dem jüngsten Krieg. Das geht aus einem aktuellen Bericht des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem hervor. Dabei geht es nicht nur um materielle, sondern auch psychologische Hilfe.

Vor 15 Jahren gab es in Gaza noch 3.500 Christen, darunter gut 200 Katholiken. Inzwischen ist die Zahl auf ca. 1.070 Christen geschmolzen, die Zahl der Katholiken macht exakt 133 aus - inklusive eines neugeborenen Kindes. Unter den rund zwei Millionen Bewohnern des Gaza-Streifens sind die Christen eine verschwindende Minderheit. Der Beitrag christlicher Organisationen in Palästina erreicht laut einer aktuellen Studie ca. 37% der Bevölkerung. Im Gaza-Streifen gibt es drei katholische Schulen mit rund 1.800 Schülern. Dazu kommen noch ein Kindergarten und weitere karitative Einrichtungen.

So betreiben etwa die seit den 1970er-Jahren im Gazastreifen tätigen Mutter-Teresa-Schwestern („Missionarinnen der Nächstenliebe“) ein Heim für behinderte Kinder und ein Senioren-Haus. Ein zweiter Frauenorden - die Rosenkranz-Schwestern („Rosary Sisters“) - ist vor allem im Bildungsbereich tätig. Laut dem Bericht des Patriarchats bräuchten die Schwestern dringend Hilfe, um die jüngsten kriegsbedingten Schäden an der Schule, dem Kindergarten und dem Kloster zu beheben.

Auch die Sonnenkollektoren auf dem Dach des katholischen Pfarrhauses von Gaza müssten repariert werden, heißt es. Das ist kein alternativer Luxus, sondern meist die einzige Möglichkeit für die Pfarre, Strom zu erzeugen. Die öffentliche Stromversorgung in Gaza ist äußerst mangelhaft.

Viele Menschen brauchen nach den Bombardierungen psychologische Hilfe

Nach den „qualvollen elf Tagen des Bombardements“ bräuchten viele Menschen zudem dringend psychologische Unterstützung, um ihre Traumata zu verarbeiten, hält das Lateinische Patriarchat fest.

Vor gut drei Wochen hat der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, Gaza einen medial viel beachteten Besuch abgestattet und zu mehr internationaler Unterstützung für die letzten Christen von Gaza aufgerufen.

Eigentlich hätte der Orden der Grabesritter, der das Lateinische Patriarchat bei seinen Sozial- und Bildungsinitiativen massiv unterstützt, im Sommer einige Projekte in Gaza durchführen wollen; u.a. Renovierungsarbeiten an der Schule des Patriarchats und an weiteren kirchlichen Einrichtungen. Das werde nun aufgrund des Mangels an Baumaterial schwierig, wie es in dem Bericht des Patriarchats heißt. Auch eine Erweiterung des Heimes für behinderte Kinder der Mutter-Theresa-Schwestern müsse verschoben werden.

Es gibt zudem Bedenken hinsichtlich der Möglichkeit, Geld für humanitäre Projekte nach Gaza transferieren zu können, da vier Banken während der jüngsten Zusammenstöße zerstört wurden und die Verfügbarkeit von Bargeld in den verbleibenden Gaza-Banken zu einer ernsthaften Herausforderung wird.

Hintergrund

Was heute kaum noch bekannt ist: Gaza hat eine große christliche Geschichte. Insbesondere war Gaza - mit seiner Umgebung - im ersten Jahrtausend eine der Hochburgen des Mönchtums. Die bedeutendste Kirche von Gaza ist die orthodoxe Porphyriuskathedrale. Das Grab des Heiligen Prophyrius, Bischof von Gaza im 5. Jahrhundert, ist im Inneren der Kathedrale zu finden.

(pro oriente- skr)
 

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08. Juli 2021, 12:11