Euthanasie (Symbolbild) Euthanasie (Symbolbild) 

Spanien: Bischöfe kritisieren Euthanasie-Gesetz

Spaniens Bischofskonferenz verwahrt sich vehement gegen eine „Express“-Einführung der aktiven Sterbehilfe. In einem offenen Brief vom Freitag prangerten die Bischöfe die nahezu „verdächtig beschleunigte Art und Weise“ an, mit der das neue Gesetz zur Legalisierung der Sterbehilfe „in Zeiten der Pandemie und des Alarmzustands“ und „ohne öffentlichen Dialog“ geplant worden sei.

Das spanische Parlament will kommende Woche das Strafgesetz ändern, in dem das Herbeiführen des Todes oder die Mitwirkung daran unter Strafe stand. Damit wäre Spanien nach den Niederlanden, Belgien und Luxemburg das vierte Land in Europa, das aktive Sterbehilfe straffrei macht. In Deutschland ist die aktive Sterbehilfe durch Paragraf 216 des Strafgesetzbuchs unter Strafe gestellt, wenngleich seit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom Februar die Beihilfe zum Suizid nicht mehr strafbar ist.

Debatte vermisst

Die links-sozialistische Minderheitsregierung von Ministerpräsident Pedro Sanchez kann sich bei der Gesetzesinitiative auf fast alle Regionalparteien sowie die liberalen Ciudadanos stützen und verfügt damit über eine ausreichende Mehrheit. Nur die konservative Volkspartei PP sowie die rechtspopulistische Vox-Partei werden gegen die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe stimmen.
„Es ist ein Skandal, dass über dieses Gesetz ohne gesellschaftliche Debatte entschieden wird, unter Ausnutzung des Lockdowns und wenn Tausende älterer Menschen wegen Covid-19 gestorben sind“, kritisierte der PP-Europaabgeordnete Jaime Mayor Oreja. Auch Spaniens Bischöfe vermissen die Chance auf „öffentliche Debatten“. In ihrem Brief versichern sie, dass die Pandemie „das Bewusstsein geschärft hat, dass das Ende des Lebens nicht die Lösung sein kann, um ein menschliches Problem anzugehen“.

Moralischer Bruch

Das Gesetz untergrabe das Ziel des Staates, „die Verteidigung des Lebens“, und provoziere einen „moralischen Bruch“, der vor allem die Ärzteschaft belasten werde, die heilen oder zumindest lindern solle, doch „niemals absichtlich den Tod“ verursachen dürfe. So fordern die spanischen Bischöfe die Parlamentarier auf, kommende Woche gegen die Gesetzesinitiative zu stimmen. Die Regierung solle unterdessen besser die spirituelle Begleitung der Kranken und deren Familien sowie die medizinische Palliativversorgung fördern, damit die Patienten körperlich wie seelisch schmerzfrei die schwere Erkrankung ertragen können, so die katholischen Bischöfe.

(kna – pr)
 

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11. Dezember 2020, 16:40