Die katholische Gemeinde in St. Petersburg (Russland) in Zeiten des Coronavirus Die katholische Gemeinde in St. Petersburg (Russland) in Zeiten des Coronavirus  

Russland: Katholiken beten täglich für den Frieden in Belarus

Der seit kurzem von Covid-19 genesene Erzbischof von Moskau, Paolo Pezzi, hat auf eine besondere Initiative der russischen Katholiken hingewiesen: Jeden Abend bete „die kleine Gemeinde“ für den Frieden in Belarus und auch für die Ukraine. Das sagt Erzbischof Pezzi im Gespräch mit Radio Vatikan. Zur römisch-katholischen Kirche bekennen sich etwa eine Million der rund 142 Millionen Russen.

Mario Galgano und Gabriella Ceraso – Vatikanstadt

Sich mit den Menschen neben uns auseinanderzusetzen, sich mehr den Händen Gottes anzuvertrauen und sich auf das konzentrieren, was wirklich wertvoll ist: Das sind die Lehren, die Paolo Pezzi, römisch-katholischer Erzbischof von Moskau, als Seelsorger und Oberhirte der katholischen Gemeinde in Russland aus seiner Krankheitserfahrung mit dem Coronavirus gezogen habe, hebt der Erzbischof Pezzi hervor.

Doch im Gespräch mit Radio Vatikan wollte er vor allem drei Elemente kommentieren, um den Advent besser zu verstehen und die der Papst den Gläubigen beim Angelus vom Sonntag, den 29. November, mitgegeben hatte: Nüchternheit, Nähe und Gebet in der Familie.

Zum Nachhören - was Erzbischof Pezzi über seine Covid-Erfahrung sagt

So bezögen sich die drei Elemente aus russischer Sicht auch auf das, was die Nachbarländer Belarus, die Ukraine und der Kaukasus derzeit erleben würden: Für sie gelte der Appell Erzbischof Pezzis der Nächstenliebe, der Vergebung und des Friedens. Wie er uns verrät, werde jeden Abend von den katholischen Gemeinden in ganz Russland ein besonderes Gebet gesprochen, das Sub Tuum Praesidium, das von allen nach der Kommunion rezitiert werde, „gerade um Schutz und die Gabe des Friedens für die Menschen in Belarus zu erbitten“, so Erzbischof Pezzi.

Gebet, Frieden und Nächstenliebe

„Mein Appell ist jener des Heiligen Vaters, und zwar zum Gebet, zum Frieden und auch zur Nächstenliebe, denn die Nachrichten, die uns erreichen, sind nicht positiv, vor allem aus Belarus, wo der Erzbischof von Minsk, Tadeusz Kondrusiewicz, immer noch im Exil von seinem eigenen Land und seinem eigenen Volk entfernt lebt und aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in der Lage sein wird, Weihnachten mit seiner Gemeinde zu feiern. Dann wissen wir von Verhaftungen von katholischen Priestern, aber auch von griechisch-katholischen, orthodoxen Gläubigen. Unsere heutige Verpflichtung ist also das Gebet. In dieser Hinsicht haben wir in dieser Zeit für Belarus, wie zuvor für die Ukraine und dann für den Kaukasus, ein bekanntes Gebet eingeführt, das Sub Tuum Praesidium (eines der ältesten Mariengebete und marianische Antiphon, Anm. d. Red.), um besonderen Schutz für alle Menschen in Belarus zu erbitten.“

Zu seiner persönlichen Erfahrung mit der Covid-Krankheit sagt er uns, das er persönlich etwas erlebt habe, was er den vielen kranken Menschen auf der Welt mitteilen wolle. Auch er hatte als Kranker Angst:

„Die Form des Virus, die mich befallen hat, war Gott sei Dank nicht so heftig. Die schlimmste Auswirkung war der Verlust von Geschmack und Geruch, der das Gefühl einer Loslösung von der Realität vermittelt, und dann ein Zustand der körperlichen, aber vor allem neurologischen Schwäche. Nun, was habe ich daraus gelernt? Ich muss sagen, dass ich eine Menge gelernt habe. Vor allem habe ich gelernt, dass wir jeden Tag bewusst um unsere Bekehrung bitten müssen, weil wir nicht davon ausgehen können, dass das, was wir leben, die beste Art zu leben ist. Zweitens hat mir die Zeit, die ich der Reflexion, dem Studium und dem Gebet widmen konnte, klar gemacht, dass wir Priester und Bischöfe oft Gefahr laufen, in eine Art von Aktivismus zu verfallen, der uns sehr an der Oberfläche der Dinge und besonders der Beziehungen lässt. Diese Zeit hat daher in mir einen größeren Wunsch geweckt, mich in Beziehungen zu Menschen und besonders zu den Bedürftigsten einzubringen.“

Auch Erzbischof Pezzi hatte Angst

Angst sei „sicherlich ein endemischer Aspekt und sie ist in die DNA eines jeden Menschen eingeschrieben“, fährt Erzbischof Pezzi fort.

„Was ich also meinen Gläubigen sage, ist, dass die Nähe, die wir anbieten können, uns bewusst macht, dass wir für das Glück der Mitmenschen gemacht sind und dass wir nicht gemacht sind, um eine bestimmte Zeit auf dieser Erde zu verbringen und das war's. Nein, vielmehr ist es so, dass wir dazu da sind, diese Zeit mit Blick auf die himmlische Heimat zu verbringen, die uns erwartet. Aus diesem Grund habe ich während der Zeit der Krankheit die Initiative ergriffen, jeden Abend einen kurzen Gedanken mit einem Segensspruch zu verbreiten, der gerade bei der Überwindung der Angst helfen soll, etwas, das ich weiterhin getan habe und jetzt noch jeden Sonntagabend tue.“

(vatican news)

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14. Dezember 2020, 08:49