Kardinal Fridolin Ambongo Bensungu Kardinal Fridolin Ambongo Bensungu 

Kongolesischer Kardinal: „Franziskus hat mich überrascht“

Er zählte bisher nicht zu den bekanntesten Gesichtern im Kardinalskollegium: Kapuziner Fridolin Ambongo Besungu trägt seit knapp einem Jahr das rote Birett und folgte vor zwei Jahren auf Kardinal Laurent Monsegwo Pasinya als Erzbischof von Kinshasa, der Hauptstadt des Kongo. Nun hat ihn Papst Franziskus auch noch in das Beratungsgremium des Kardinalsrates berufen. Wir sprachen mit Kardinal Ambongo Besungu über diese Ernennung.

Mario Galgano und Jean-Pierre Bodjoko SJ – Vatikanstadt

Er hätte niemals damit gerechnet, dass er eines Tages den Papst zur Kurienreform beraten würde, sagt uns Kardinal Ambongo. Seine eigentliche kirchliche Berufung habe er immer im Kapuzinerorden gesehen: Diesem Orden trat er vor genau vierzig Jahren bei. Dann studierte er in Rom, um anschließend an der Katholischen Fakultät in Kinshasa zu lehren. Eine eher typisch „europäische Kirchenkarriere“, würde man sagen. Er selber sieht das nicht so eng - und verweist auf die universelle Botschaft seines Ordensgründers:

Zum Nachhören - was der kongolesische Kardinal über seine Ernennung sagt

„Franz von Assisi ist derjenige, der eine universale Geschwisterlichkeit schaffen wollte, dies auch lehrte und dafür kämpfte. Im Kontext unseres afrikanischen Landes passt diese Botschaft genau richtig. Mit der neuen Enzyklika ,Fratelli tutti' wird dies nochmals in besonderer Weise betont. Das wird uns bei der Seelsorge hier im Kongo helfen: Da geht es darum, die Versöhnung und eine echte Geschwisterlichkeit zwischen den Söhnen und Töchtern des Kongo zu fördern.“

Eine Demonstration in Kinshasa im letzten Jahr
Eine Demonstration in Kinshasa im letzten Jahr

Das Problem mit Politik und Unternehmen

Wie Ambongo Besungu weiter hervorhebt, ist es in der Subregion der Großen Seen schwierig, die Frohe Botschaft zu verkünden. Insbesondere sei dies im kongolesischen Teil problematisch, wo es viele Spannungen zwischen den verschiedenen Volksgruppen gebe. Die Hindernisse seien vor allem die Politiker und die Unternehmer: Sie verfolgten eigene Ziele, statt sich ums Gemeinwohl zu kümmern. Die Politiker spekulierten auf ihre Wiederwahl, die Firmen wollten Bodenschätze ausbeuten. 

„Zu den schlimmsten Entwicklungen gehört ohne Zweifel die Plünderung der Ressourcen. Das hat sogar dazu geführt, dass die natürlichen Rohstoffe des Kongo zum Fluch für das Land geworden sind. Entscheidend ist dabei die Gier der politischen Klasse, die das Spiel von internationalen Ausbeutern mitspielt. Und wegen dieser Koalition von Rohstoffdieben und einer politischen Klasse, die selber gierig auf materielle Güter und Reichtum ist, ist das Volk völlig aus dem Spiel. Gegen diese Situation müssen wir uns engagieren, das Evangelium predigen und den Geist von ,Fratelli tutti' lehren!“

Und dann kam jetzt die Ernennung des streitbaren Kirchenmanns in den Kardinalsrat: Er sei „ziemlich überrascht“ über den Anruf aus Rom gewesen. Das sei ihm „aus heiterem Himmel auf den Kopf gefallen“. Seine erste Reaktion sei es gewesen, zunächst die Ernsthaftigkeit des Anrufs zu kontrollieren. Er selber sehe sich als eher „bescheidene Person“ an, mit „menschlichen Grenzen“, die er kenne.

„Ich bin mir der Verantwortung bewusst, die von nun an auf mich zukommt“

„Es ist sowohl ein Gefühl der Freude als auch ein wenig der Furcht, denn seit meiner Ernennung habe ich noch an keiner Sitzung des Kardinalskollegiums teilgenommen. Und jetzt befinde ich mich in dieser Position. Ich bin mir der Verantwortung bewusst, die von nun an auf mich zukommt. Ich sehe es als große Ehre für mein Volk, so habe ich diese Ernennung mit Stolz, großer Freude und Ehre angenommen. Die Ernennung zeigt, dass der Papst meinem Land, dem Kongo, und meinem Volk Wohlwollen und Achtung entgegenbringt.“

(vatican news)

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23. Oktober 2020, 10:51