Caritas Internationalis: Im Kampf gegen die Corona-Krise an vorderster Front Caritas Internationalis: Im Kampf gegen die Corona-Krise an vorderster Front 

Sanktionen, die Armut schaffen: Caritas Internationalis klagt an

Schuldenerleichterungen für arme Länder und Nein zu Sanktionen, die vor allem die Zivilbevölkerung treffen: so lautet der Appell der Streaming-Pressekonferenz, mit der Caritas Internationalis am Donnerstagnachmittag ihren Jahresbericht 2019 vorgestellt hat. In einer Zeit, in der das Leid von Millionen von Menschen durch die Corona-Krise noch verschärft wurde, fordert das kirchliche Hilfswerk die Mächtigen der Welt auf, dem Aufruf von Papst Franziskus zu einem globalen Waffenstillstand Gehör zu schenken.

Silvia Kritzenberger – Vatikanstadt

Zu Beginn der Pressekonferenz brachte der Präsident von Caritas Internationalis, Kardinal Luis Antonio Tagle, die Hoffnung zum Ausdruck, dass „die vielen Veränderungen, die wir erlebt haben und noch erleben, eine Chance für die Zukunft sind.“ Das Gefühl der Nähe, das die Pandemie geweckt habe, dürfe nicht vergessen werden und könne helfen, ein „neues Netzwerk der Solidarität“ aufzubauen, betonte der philippinische Kardinal.

Sorgenkind Nahost

Der Generalsekretär von Caritas Internationalis, Aloysius John, ging vor allem auf die Situation im Nahen Osten ein, die sich durch die wirtschaftlichen Sanktionen und das Embargo gegen Syrien in den letzten sechs Monaten dramatisch verschlechtert hat. Sanktionen als politisches Instrument, ohne Dialog und Verhandlungen, seien immer nur kontraproduktiv und würden vor allem die Schwächsten treffen, so seine Mahnung: „Die Preise sind in die Höhe geschnellt, die Menschen können sich keine Lebensmittel mehr leisten, Unterernährung breitet sich aus und die Wut auf die internationale Gemeinschaft wächst.“ Und darunter hätten am meisten Kinder, Frauen und ältere Menschen zu leiden, die ohnehin schon von Kriegen, Fundamentalismus und Covid-19 betroffen seien, stellte er fest und gab zu bedenken, dass die Sanktionen auch „einen fruchtbaren Boden für Terrorismus schaffen“.

Die Krise im Libanon

Wie dramatisch die Lage im Nahen Osten inzwischen sei, sehe man heute besonders am Libanon, der eigentlich immer ein „Modell des Gleichgewichts für die gesamte Region war“, führte Aloysius John weiter aus. Heute dagegen hätten 75 Prozent der Bevölkerung Hilfe nötig, und die lokale Währung habe bis zu 80 Prozent ihres Wertes verloren. Dass nun ausgerechnet das Land, das schon immer ein wichtiges Zentrum für die Entsendung humanitärer Hilfe in Länder wie Syrien und den Irak war, eine schwere Krise durchlebe, sei bedenklich. „Wenn sich die Situation nicht verbessert, werden die Folgen für die gesamte Region katastrophal sein,“ fürchtet der Generalsekretär.

Das Gebot der Stunde

Papst Franziskus habe die reichen Nationen mehrfach zum Schuldenerlass für die ärmsten Länder aufgefordert, erinnerte der Generalsekretär. Diesen Appell greift auch die Caritas auf. Mit Blick auf den für dieses Wochenende anberaumten G20-Finanzministergipfel, auf dem die katastrophalen wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise erörtert werden sollen, fordert das kirchliche Hilfswerk die Aussetzung der Schulden für die ärmsten Länder der Welt, „um eine Katastrophe für Hunderte Millionen Menschen abzuwenden.“

Erst im April hatte der Internationale Währungsfonds bei seiner virtuellen Frühjahrstagung beschlossen, im Rahmen seiner Hilfsprogramme für 25 Mitgliedsländer sofortige Schuldenerleichterungen zu gewähren.

Der Pandemie gegensteuern

Um der Corona-Krise gegenzusteuern, hat Caritas Internationalis 23 Hilfsprojekte finanziert, weitere 14 wurden bereits genehmigt. Dank dieser Hilfen konnte Bedürftigen mit Grundnahrungsmitteln, Hygiene-Kits, Seife, Windeln und Bargeld geholfen werden. Gegenwärtig unterstützt Caritas Internationalis fast 9 Millionen Menschen in 14 Ländern, darunter Ecuador, Indien, Palästina, Bangladesch, Libanon und Burkina Faso. Darüber hinaus kommen rund 2 Millionen Menschen in verschiedenen Teilen der Welt in den Genuss von Förderprogrammen in Höhe von insgesamt 9 Millionen Euro.

Eine düstere Prognose: 230 Millionen Menschen von Hunger bedroht

Nach jüngsten Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen könnte infolge der Pandemie weltweit 230 Millionen Menschen akuter Hunger drohen. Zu den am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen gehören Migranten, Binnenvertriebene, Flüchtlinge und Rückkehrer, wie zum Beispiel in Venezuela. Die Situation irregulärer Migranten sei besonders kritisch, da sie in keine der Kategorien fallen, die für Hilfen in Frage kommen.

(vatican news)
 

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17. Juli 2020, 10:50