Weihnachtsvorbereitungen in Damaskus: in der Pfarrei des hl. Paulus wird für die Kinder ein Fest veranstaltet Weihnachtsvorbereitungen in Damaskus: in der Pfarrei des hl. Paulus wird für die Kinder ein Fest veranstaltet  

Weihnachten in Syrien: Wiederaufbau der Seelen

Nach neun Jahren Krieg herrscht auch in Damaskus endlich wieder Weihnachtsstimmung: festlich geschmückte Straßen, Krippen und Pfarreifeste schaffen trotz Sanktionen und der im Norden noch immer anhaltenden Kämpfe eine Atmosphäre der Hoffnung und der Freude. Pater Girgis, Leiter des Paulus-Wallfahrtsorts der syrischen Hauptstadt, hat Radio Vatikan erzählt, wie man in Damaskus Weihnachten begeht.

Silvia Kritzenberger und Marco Guerra – Vatikanstadt

In Damaskus kann nach neun Jahren Krieg zum zweiten Mal ohne Gewalt und Kämpfe Weihnachten gefeiert werden. Doch der Schein trügt: zwar ist in der syrischen Hauptstadt Ruhe eingekehrt, aber in dem von Rebellen gehaltenen Nordwesten des Bürgerkriegslandes geht die Offensive der syrischen Armee und der russischen Luftwaffe weiter.

Seit Mittwoch ist das Gebiet östlich von Maarat an-Numan im Gouvernement Idlib Schauplatz erbitterter Kämpfe. Wie lokale Quellen verlauten lassen, soll die syrische Armee mindestens 12 Dörfer und andere ländliche Siedlungen zurückerobert haben. Berichtet wird von Dutzenden von Opfern unter den Regierungstruppen, die Verluste auf Seiten der Rebellen sollen sich auf mindestens 200 Tote und Verwundete belaufen.

Neuer Anstieg der Flüchtlingszahlen...

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat vor einem neuen Anstieg der Flüchtlingszahlen gewarnt und verlauten lassen, dass sein Land diese Last nicht mehr allein tragen könne. Etwa 80.000 syrische Vertriebene aus dem Kampfgebiet sollen seinen Angaben zufolge in die Türkei geflüchtet sein. Internationalen Medien zufolge dürfte sich die Zahl jedoch auf ca. 25.000 Menschen belaufen. Erdogan hat angekündigt, dass eine türkische Delegation nach Moskau reisen werde, um Gespräche über die Situation in Syrien zu führen, und dass Ankara seine nächsten Schritte vom Ausgang des Treffens abhängig machen werde.

Die Weihnachtsvorfreude trotz der anhaltenden Kämpfe 

Trotz anhaltender Kämpfe im Norden und internationaler Sanktionen sind die Weihnachtsvorbereitungen in Syrien in vollem Gang, beziehen auch die Gemeinschaften anderer Konfessionen mit ein. Man bereite sich aus sozialer, pastoraler und kirchlicher Sicht genauso auf Weihnachten vor wie vor dem Krieg, betont der Leiter des Paulus-Wallfahrtsorts in Damaskus, Pater Girgis, im Gespräch mit Radio Vatikan. Die Menschen würden versuchen, eine Atmosphäre der Freude zu schaffen; die Straßen seien festlich beleuchtet, überall könne man Weihnachtsbäume sehen, beschreibt der Leiter des christlichen Viertels die Stimmung in Damaskus. „Was den kirchlichen und pastoralen Aspekt betrifft, so beginnen wir im Allgemeinen damit, für unsere jungen Leute zur Vorbereitung auf Weihnachten Beichten anzubieten,“ führt er weiter aus. „Wir organisieren auch Adventsfeiern, vor allem für Kinder, die Jungen und Mädchen, die am Katechismus teilnehmen, und für die Pfadfinder.“

Die zentrale Bedeutung der Krippe...

Dabei spiele natürlich auch die Krippe eine wichtige Rolle, betont der Franziskaner: „Die Botschaft von Papst Franziskus über die Krippe ist von zentraler Bedeutung. Sie schafft eine Atmosphäre der Meditation. Unser heutiges Leben ist wie eine Höhle voller Hoffnung. In unseren Kirchen fehlt es nicht an Krippen. In einigen Gegenden kann man sie auch auf den Straßen, außerhalb der Kirchen, finden.“

Wie Pater Girgis betont, zeige auch die muslimische Gemeinschaft in Syrien ein gewisses Interesse an Weihnachten. „Viele Muslime kommen an den Festtagen in die Kirchen, um zu sehen, was wir tun,“ erzählt der Franziskanerpater und betont, dass die Christen, besonders in den Pfarreien im immer noch umkämpften Norden Weihnachten trotz aller Schwierigkeiten als ein Fest der Hoffnung empfinden würden: „Pater Hanna Jallouf und auch der Pfarrer von Yaccouby, Pater Luai, versuchen in ihren Kirchen eine Atmosphäre der Freude und des Glaubens zu schaffen, um den Menschen die Bedeutung von Weihnachten zu vermitteln. Natürlich gibt es noch immer Angst und Armut, aber diese beiden Franziskaner tun wirklich, was sie können.“

Erst die Menschen, dann die Häuser wieder aufbauen

Der Wiederaufbau des Landes geht jedoch nur sehr zögerlich voran. Es gebe viel Armut, keine Medikamente, die Lebenshaltungskosten seien hoch, es mangele an vielem, beklagt der Franziskaner und bringt das auf den Punkt, was das Wichtigste ist: „Wenn wir die Häuser wieder aufbauen wollen, müssen wir zuerst die Menschen, ihre Seelen, wieder aufbauen. Erst dann können sie sich hier wieder zuhause fühlen.“

(vatican news)

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24. Dezember 2019, 10:51