Keine Willkommenskultur: Carola Rackete wird von Polizei abgeführt Keine Willkommenskultur: Carola Rackete wird von Polizei abgeführt 

Italien: Kapitänin der Sea Watch 3 festgenommen

Die Kapitänin des Rettungsschiffes „Sea Watch 3“ ist nach der unerlaubten Einfahrt in den Hafen von Lampedusa verhaftet worden. Der engagierten Deutschen drohen zwischen drei und zehn Jahren Haft. EKD-Vorsitzender Bedford-Strohm ist außer sich.

Carola Rackete hatte keine andere Wahl: Weil sich für die 31-jährige Führerin des Schiffs mit 40 Migranten an Bord keine andere Lösung mehr auftat, entschied sie sich für die Hafeneinfahrt. Gegen 01:50 Uhr steuerte sie in der Nacht zu Samstag Richtung Anlegestelle. Von einem folgenlosen Zusammenstoß mit einem Patrouillenboot ließ sich Rackete nicht mehr aufhalten. Die Kapitänin verließ das Menschen in Seenot rettende Schiff – in Handschellen.

Der Lebensretterin droht Haftstrafe

Am Freitag wurde die Kapitänin des Schiffes der deutschen Flüchtlingshilfsorganisation Sea Watch wegen Beihilfe zu illegaler Einwanderung angezeigt. Italienische Medien sprechen auch von einem Verstoß gegen das Seefahrtsrecht, weil sie entgegen der Aufforderung eines nationalen Kriegsschiffes nicht stoppte. Italiens Außenminister Enzo Moavero Milanesi hingegen stärkte die Auslegung der Kapitänin, die erklärte, sie habe gemäß Seerecht Italien als nächsten sicheren Hafen angesteuert. Libyen, vor dessen Küste die Sea Watch 3  Dutzende erschöpfte, schiffbrüchige Migranten an Bord genommen hatte, könne nicht als sicherer Hafen gelten, sagten beide. Die EU-Kommission hatte diese Sichtweise zuletzt immer wieder bestätigt.

„Schande für Europa"

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, nannte die Festnahme eine „Schande für Europa“. Denn „eine junge Frau wird in einem europäischen Land verhaftet, weil sie Menschenleben gerettet hat und die geretteten Menschen sicher an Land bringen will“. Das mache ihn, so der Landesbischof, „traurig und zornig“. Die EKD entscheidet in den kommenden Wochen, ob sie selbst ein Rettungsschiff ins Mittelmeer entsenden will.

Mehrere europäische Länder hatten ihre Bereitschaft zur Aufnahme der Flüchtlinge erklärt. Italien dagegen verwehrte die Erlaubnis zur Einfahrt und drohte mit Strafen, weswegen das Schiff wochenlang vor der italienischen Küste warten musste. Die Flüchtlinge konnten nun an Land gehen. Was ihrer Seenotretterin nun droht, ist ungewiss. Im Gespräch mit deutschen Medien erklärte sie jedenfalls, die möglichen Konsequenzen tragen zu wollen.  

(kna / vatican news - fr)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

29. Juni 2019, 11:05