Lorenzelli nach seiner Bischofsweihe am Samstag mit Papst Franziskus Lorenzelli nach seiner Bischofsweihe am Samstag mit Papst Franziskus 

Chile: „Neues Vertrauen aufbauen“

„Wir müssen neues Vertrauen aufbauen, auch zu uns selbst, nur dann können wir glaubwürdiger sein. Das wird Jahre dauern.“ Mit dieser Einschätzung tritt der neue Weihbischof von Santiago de Chile, Alberto Lorenzelli, sein Amt an.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Papst Franziskus hat den gebürtigen Argentinier Lorenzelli am Samstag im Petersdom zum Bischof geweiht. Die chilenische Kirche ist durch Missbrauchs- und Vertuschungsskandale in einer schweren Krise. Lorenzelli berichtet, der Papst habe ihm gesagt: „Ich vertraue dir eine heikle Aufgabe an.“

Dem Internetportal „Vida Nueva“ sagte der Weihbischof, es sei ein Wagnis, in einer solchen Zeit als Bischof nach Chile zu gehen. „Der Papst hat mich um diesen Dienst gebeten, er hat gesagt: Tu es bitte um des Wohles der Kirche willen.“ Allerdings seien weder der Apostolische Administrator von Santiago noch er selbst „die Erlöser“: „Wir werden nicht alle Probleme lösen können. Aber vielleicht können wir dem Erzbistum ein bisschen von den Erfahrungen, die wir gemacht haben, vermitteln.“

„Wir sind nicht die Erlöser“

Der Salesianer Lorenzelli hat in der jüngsten Vergangenheit selbst Missbrauchsskandale in Chile untersucht. Das habe in ihm „eine tiefe Bekehrung“ ausgelöst. „In der Begegnung mit Opfern und ihren Angehörigen habe ich eine tiefe Wunde entdeckt, die man nicht ignorieren oder verstecken darf.“ Er sei besorgt darüber, dass sich angesichts der Skandale vor allem junge Leute in Chile enttäuscht von der Kirche abwendeten.

Nach chilenischen Medienberichten ermittelt die Justiz derzeit in über 150 Fällen gegen 219 Kirchenmitarbeiter wegen Missbrauchs. Bei den mutmaßlichen Opfern gehe es um 241 Menschen, von denen 123 zum Tatzeitpunkt minderjährig waren. Zahlreiche Bischöfe sind seitdem zurückgetreten.

(vida nueva/vatican news/kna – sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

24. Juni 2019, 12:01