Venezolaner kommen über die illegalen Grenzübergange nach Kolumbien Venezolaner kommen über die illegalen Grenzübergange nach Kolumbien 

Kolumbianischer Bischof: Kirche ist Feldlazarett für verzweifelte Venezolaner

Verzweifelte Menschen auf der Suche nach Nahrung oder medizinischer Versorgung, Schmuggler und gewaltbereite Paramilitärs drängen sich in diesen Tagen auf den Trampelpfaden, die Venezuela mit dem Nachbarland Kolumbien verbinden: Seit dem 23. Februar sind die Hauptverbindungswege auf Veranlassung des venezolanischen Präsidenten Nicolas Maduro geschlossen, die bereits prekäre Situation der Menschen im Land hat sich seither nochmals verschlechtert.

Christine Seuss und Cecilia Mutual - Vatikanstadt

Der Bischof der kolumbianischen Grenzdiözese Cúcuta, Víctor Ochoa Cadavid, zeigt sich im Gespräch mit Vatican News vor allem über die Situation der Kinder und teils schwer kranker Menschen besorgt:

„Die Brücken wurden von der venezolanischen Behörde geschlossen, sie wurden mit Containern blockiert. Damit sind die Venezolaner in großer Not, und zwar grundsätzlich auf zwei Gebieten: dem ersten, den Schulkindern. Denn viele Kinder, die in Venezuela leben, gehen in Kolumbien zur Schule. Offiziellen Zahlen nach sind es 3.250 Kinder, die die Schule verpassen, weil sie die Grenze nicht überschreiten können. Dann besteht das Problem der Kranken: Es gibt viele, die in Cúcuta eine Dialyse durchführen oder eine Chemotherapie oder Radiotherapie absolvieren und diese nun nicht antreten können. Es wurde eine sehr große medizinische und pädagogische Notfallsituation geschaffen.“

Zum Nachhören

„Wir haben den Grundsatz, dass keine schwangere Frau ohne Essen geht, kein Kind ohne Essen, kein alter Mann ohne Essen“

Die Zahl der Menschen, die im Grenzgebiet auf kirchliche Hilfe zurückgriffen, sei spürbar gestiegen, betont der Bischof mit Blick auf Armenspeisungen, die die lokale Kirche an ihre Kapazitätsgrenzen bringt. Auf bis zu zehntausend Mahlzeitenausgaben komme allein die Diözese Cúcuta mittlerweile, aber: „Wir haben den Grundsatz, dass keine schwangere Frau ohne Essen geht, kein Kind ohne Essen, kein alter Mann ohne Essen.“ Zahlreiche Menschen sind auf der kolumbianischen Seite gestrandet und dort geblieben, weil die anstrengenden Grenzüberquerungen ihre Kräfte übersteigen.

Mehr als 200 Grenzwege

 

„Im Moment gibt es viele Menschen, die in Cúcuta geblieben sind, aber es gibt auch viele, die über die Grenze kommen um Lebensmittel zu kaufen oder Medikamente und medizinische Hilfe zu erhalten. Das Phänomen hält an, weil es in Venezuela an Medikamenten und Lebensmitteln mangelt, und deshalb kommen sie weiterhin nach Cúcuta. Zur Zeit gibt es mehr als zweihundert [illegale] Wanderwege.“

Bewaffnete Gruppierungen stellten auf diesen Wegen eine echte Gefahr für die Grenzüberquerer dar, gibt der Bischof Einblick in die schwierige Lage an den inoffiziellen und unwegsamen Trampelpfaden, die für Schmuggel und illegalen Transit, zum Teil durch schlammige Flussläufe, genutzt werden. Illegale und gewaltbereite „Kollektive“ - also Gruppen, die sich der Verteidigung der venezolanischen Regierung verschrieben haben - liefern sich Guerillakämpfe mit Oppositionsgruppierungen wie dem selbst ernannten „bolivarischen Zivilwiderstand“, dabei kommt es auch zu Toten und Verletzten, erläutert Bischof Ochoa Cadavid: „Sie werfen von den Brücken aus mit Steinen, mit Molotow-Cocktails..... das ist eine Konfrontation zwischen den verschiedenen Lagern der einen und der anderen Seite.“

Ein Feldlazarett für Kinder, Kranke und Bedürftige

Für das Wochenende sind neue Demonstrationen von Regierung und Opposition geplant, doch der Fokus der Kirche auf beiden Seiten der Grenze liege vor allem darauf, den Menschen in ihrer extremen Notsituation beizustehen, betont der Geistliche:

„Die Bischöfe, mit Mario Moronta von San Cristóbal de Venezuela an der Grenze und den anderen Amtsbrüdern der Region, die Priester von Venezuela und Kolumbien, stehen in ständigem Dialog und Austausch von Hilfe und Solidarität gegenüber dem Volk. In diesem Moment haben wir das Hauptaugenmerk auf das Drama der Menschen gelegt. Es ist ein Drama von Menschen, die leiden. Wir haben zu großen Anstrengungen aufgerufen, sowohl von der einen als auch von der anderen Seite, um ihnen zu helfen und ihre Bedürfnisse zu stillen. Die Kirche ist zu dieser Zeit ein ,Feldlazarett‘, wie der Papst es ausdrückt, um sich um die Leidenden, die Kranken, die Kinder und die Bedürftigen zu kümmern. Vor allem in dieser Fastenzeit wollen wir uns in den Dienst aller stellen und zu versuchen, diese Situationen zu lösen.“

(vatican news)

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08. März 2019, 18:00