Kardinal Anders Arborelius Kardinal Anders Arborelius 

Was tun, wenn Migranten Christen werden?

Es ist ein kompliziertes Thema, auch im deutschsprachigen Raum: Asylbewerber, die sich zum Christentum bekehren und taufen lassen. Immer steht da dann der Verdacht im Raum, dass sie hoffen, auf diese Art und Weise ihre Chancen auf Asyl zu verbessern.

Aber natürlich können die Kirchen diese Menschen auch nicht einfach abweisen. In Schweden hatten christliche Kirchenführer am Donnerstag einen Termin beim Leiter des staatlichen Migrationsbüros, Mikael Ribbenvik.

„Wir haben fast zwei Stunden lang mit ihm gesprochen und versucht, die Lage dieser Menschen, die zum christlichen Glauben übertreten, zu erklären“, sagt der katholische Bischof von Stockholm, Kardinal Anders Arborelius, im Interview mit Radio Vatikan.

„Nicht leicht zu bestimmen, ob das echter Glaube ist“

„Die Behörden interessieren sich sehr für unseren Standpunkt, weil natürlich nicht leicht zu bestimmen ist, ob es echter Glaube ist, der die Asylbewerber da antreibt. Man muss also ausführlich mit den Konvertiten sprechen und auch mit denen, die ihnen auf ihrem Weg geholfen haben.“

Die christlichen Kirchen in Schweden – unter denen die katholische eine verschwindend kleine Minderheit darstellt – engagieren sich schon seit langem für die mehrheitlich muslimischen Migranten aus dem Nahen Osten, vor allem aus Afghanistan und aus dem Iran. Nach Schätzungen (denn an belastbare Zahlen ist schwer heranzukommen) sind Tausende von muslimischen Asylbewerbern, die in kirchlichen Aufnahmezentren oder Pfarreien Hilfe gefunden haben, zum christlichen Glauben übergetreten.

Für Konvertiten ist eine Abschiebung womöglich lebensgefährlich

Wie echt sind diese Bekehrungen? Der schwedische Kirchenrat weist darauf hin, dass man das jedenfalls nicht einfach durch ein Abfragen von Wissen über Glaubensinhalte herausfinden kann. Und das macht die Sache natürlich so richtig vertrackt. Der Tipp der Kirchen an die Behörden: Achtet mehr darauf, wie sich die Konvertiten benehmen, und verlasst euch nicht so sehr auf ihre Glaubenskenntnisse.

„Wir haben den Behörden angeboten, ihnen dabei zu helfen, die Lage der Religionswechsler richtig einzuschätzen. Dazu gehören Informationen, wodurch genau sie zum christlichen Glauben gekommen sind und wie es um die Lage von Christen in ihren Herkunftsländern steht. Zum Beispiel ist es für so einen Konvertiten sehr gefährlich, nach Afghanistan oder in den Iran zurückzukehren. Man muss also, bevor man eine Ausweisung in diese Länder anordnet, erstmal den Zusammenhang gut verstehen. Schweden ist zwar in der Regel sehr offen für Asylbewerber, aber manchmal versteht der Staat die Lage der Religionswechsler nicht – einfach, weil sich hier nicht viele Menschen mit Religion auskennen.“

„Wir wollen diesen Menschen helfen“

In allen Kirchen von Schweden wurde an diesem Mittwoch für die Religionswechsler gebetet; es gab auch, zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit, in mehreren Städten kleine Kundgebungen. Ein Statement des schwedischen Kirchenrates betont, dass alle seine Mitglieder in dieser Sache einer Meinung sind und sich nicht auseinanderdividieren lassen wollen. In Stockholm nahmen etwa 500 Menschen an einem gemeinsamen Gebet teil, bei dem auch drei Konvertiten von ihrer Lage berichteten.

„Der schwedische Kirchenrat besteht aus fast dreißig verschiedenen Kirchen, und fast alle haben mitgemacht. Wir haben alle denselben Wunsch: Wir wollen diesen Menschen helfen, damit sie hier in Schweden ihren Glauben in einem sicheren Umfeld leben können.“

„Viele dieser Migranten waren gar keine überzeugten Muslime...“

Allerdings weiß auch der Kardinal, dass es Asylbewerber gibt, die die Bekehrung nur vortäuschen. Doch aus seiner Sicht sind die weitaus meisten der Bekehrungen echt. „Viele dieser Migranten waren gar keine überzeugten Muslime. Für sie war es fast natürlich, den Weg zum christlichen Glauben einzuschlagen, weil man ihnen hier auf einmal richtig zugehört hat. In vielen Pfarreien haben sie viel Liebe, Unterstützung und Hilfe erlebt. Sie konnten die Liebe Christi zu den Flüchtlingen am eigenen Leibe spüren…“

(vatican news)
 

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18. Januar 2019, 10:48