Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der Bischofssynode Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der Bischofssynode 

Vatikan an US-Bischöfe: Berichtet uns frank und frei

Der Generalsekretär der Bischofssynode im Vatikan, Kardinal Mario Grech, hat die US-Bischöfe am Mittwoch (Ortszeit) in einer Videobotschaft dazu aufgerufen, in ihren Berichten an den Vatikan kein Blatt vor den Mund zu nehmen. „Scheuen Sie sich nicht, uns offen zu sagen, was Sie aus dem Hören auf Ihr Volk dazu, was der Heilige Geist der Kirche sagt, erfahren haben, und zwar zu Ihrer Kirche und zur ganzen Kirche", sagte Grech in seiner Videobotschaft.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Die Vollversammlung der US-Bischofskonferenz USCCB in Baltimore begann diesen Montag und endete am Donnerstag (Ortszeit). Ein Thema des Treffens war der synodale Prozess, den Papst Franziskus in Rom im Oktober eröffnete und in dessen erster Phase die Diözesen in den Ortskirchen den Austausch mit ihren Gläubigen suchen sollen. Kardinal Grech, der im Vatikan für die Weltbischofssynode zuständig ist, betonte in seiner Videobotschaft an die US-Bischöfe, das Synodensekretariat werde gerne bei den verschiedenen Phasen des synodalen Prozesses helfen und unterstützen. Er rief auch noch einmal in Erinnerung, worum es  beim Thema Synodalität geht:

Hier im Audio: Vatikan an US-Bischofsvollversammlung: Berichtet uns frank und frei

„Synodalität hilft uns, die tiefe Erkenntnis zu gewinnen, dass es in allen Momenten des Dialogs, der Entscheidungsfindung und der Unterscheidung Gottes Wille ist  - Gottes Wille, den wir zu unterscheiden und zu entdecken suchen  - und nicht unser eigener Wille oder der unserer Gruppe. Wir hören aufeinander, um besser die Stimme des Heiligen Geistes zu hören, der zu uns in der heutigen Welt spricht. Wenn wir nicht auf jeden Einzelnen hören, wird die Kirche nach innen und damit auch nach außen gelähmt werden. Dieses Hören auf jeden einzelnen untergräbt jedoch in keiner Weise die besondere Verantwortung der Bischöfe, diese Unterscheidung zu leiten und zu bestätigen; es ist vielmehr die notwendige Voraussetzung für ihre fruchtbare Ausübung."

„Gottes Wille, den wir zu unterscheiden und zu entdecken suchen - und nicht unser eigener Wille oder der unserer Gruppe“

Weiter betonte der Kardinal zum Thema Synodalität, dass auf diesem Weg zu Gott alle gemeinsam gehen müssten und es auch gut sei, über die Beziehung zwischen allen Gläubigen nachzudenken. Jeder einzelne sei wichtig und bedeutsam und es gelte mit gemeinsamer Anstrengung, die Beziehung aller zur Kirche zu vertiefen, so Grech weiter. Wichtig sei auch, dass wirklich alle gehört und einbezogen würden und zwar mit Respekt und im Sinne einer guten „Kultur des Dialogs". Synodalität sei zudem auch als Sendung in die heutige Welt zu sehen, als Teil der Neuevangelisierung.

Synodalität heißt Verantwortung

Neben dem synodalen Prozess hatten die US-Bischöfe bei ihrer Vollversammmlung in Baltimore wohl auch das Thema sexuelle Gewalt und Machtmissbrauch in der katholischen Kirche weiter auf dem Schirm. Auch darauf spielte Kardinal Grech möglicherweise in seiner Videobotschaft  zum Thema Synodalität an, als er sagte: „Synodalität verlangt die Übernahme von Verantwortung und die Bereitschaft, in aller Demut anzuerkennen, wie die Kirche Männer und Frauen, Kinder und Familien verletzt."

„Synodalität verlangt die Übernahme von Verantwortung und die Bereitschaft, in aller Demut anzuerkennen, wie die Kirche Männer und Frauen, Kinder und Familien verletzt“

Zwar wurde der Kardinal hier nicht deutlicher. Klar ist jedoch: Auch die Selbstprüfung, das Eingeständnis von Fehlern, ist wichtig beim Thema Synodalität. In diesem Sinne bekräftigte Grech noch einmal, dass die für September 2023 im Vatikan anberaumte Weltbischofssynode, zu der die erste Phase nun in den Ortskirchen auf aller Welt angelaufen ist, absolut ergebnisoffen sei:

...und ist ergebnisoffen

„Jeder Beitrag zum Verständnis der synodalen Kirche ist wichtig. Im Gegensatz zu dem, was viele vermuten, gibt es keine vorgefertigten Schlussfolgerungen; es besteht nicht der Wunsch, eine bestimmte Denkweise durchzusetzen. Es besteht hingegen die Bereitschaft, im gegenseitigen Zuhören auf den Heiligen Geist und aufeinander zu hören. Wir sind auch nicht der Meinung, dass es Positionen gibt, die mehr wert sind als andere. Der Wille des Synodensekretariats ist es, das Zuhören auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens zu fördern und sich selbst auf diesen Prozess des Zuhörens einzulassen, um die Stimme des lebendigen Gottes zu entdecken", so Kardinal Grech in seiner Videobotschaft an die Vollversammlung der katholischen Bischofskonferenz der USA.

Für 2023 hat Papst Franziskus die XVI. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode angesetzt. Sie steht unter dem Motto: „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“. Die zentrale Neuheit liegt darin, dass – ähnlich wie bereits die außerordentliche Bischofssynode zu Amazonien 2019 – die Synode nicht nur im Vatikan stattfindet, sondern vorab einen synodalen Prozess beschreitet, der bereits selbst Teil der Bischofssynode ist. Auf diese Weise will die Bischofsversammlung jede Teilkirche der fünf Kontinente miteinbeziehen und sich im Dreischritt diözesan, kontinental und weltkirchlich entwickeln. Die erste Phase, die im Oktober anlief, hat der Vatikan übrigens jüngst verlängert

(vatican news- sst )  

 

 

 

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18. November 2021, 07:44