Der Jesuitenpater Stan Swamy wurde inzwischen von seiner Zelle in ein Krankenhaus in Mumbai verlegt Der Jesuitenpater Stan Swamy wurde inzwischen von seiner Zelle in ein Krankenhaus in Mumbai verlegt 

Vatikanzeitung beklagt Inhaftierung von Jesuit in Indien

Stan Swamy sei „unschuldiges Opfer absurder und unbegründeter Anschuldigungen" heißt es in einem Beitrag der Vatikanzeitung über den 84-jährigen Jesuitenpater in Indien, den der Artikel als selbstlosen Priester würdigt.

Der 84-jährige Aktivist für Menschenrechte sitzt seit mehr als sieben Monaten mit der Anklage von Terrorismus und Anstiftung zum Aufruhr im Gefängnis. Ein Ärzteteam hatte ihn wegen seiner Parkinson-Erkrankung und anderer gesundheitlicher Störungen untersucht, um seine Haftfähigkeit festzustellen. Das Gericht hatte ihm anschließend die Möglichjeit eingeräumt, sich in einem Krankenhaus in Mumbai behandeln zu lassen. Dort betet er den Rosenkranz und schreibt sein Tagebuch, „mit der wenigen Kraft, die ihm noch bleibt, in einem Krankenhausbett, wo er an Covid-19 leidet", berichtet der Osservatore. Swamy sei „ein unschuldiges Opfer unbegründeter und absurder Anschuldigungen" und durchlebe eine „Tortur", wobei sich sein Gesundheitszustand stetig verschlechterte. In dieser Situation äußere er nur einen einzigen Wunsch: „Ich möchte meinem Volk, den Adivasi von Ranchi, nahe sein".

„Ich möchte meinem Volk, den Adivasi von Ranchi, nahe sein“

Eine Aussage, die verdeutlicht, wie Swamy seine Berufung zum Priester versteht: Selbstlos. „Dem Beispiel Christi folgend, hat er sich verausgabt und alles für die Armen, die Ausgegrenzten, die Wehrlosen, die Ausgestoßenen, die Verfemten gegeben", bringt es Paolo Affatato in seinem Beitrag für den Osservatore auf den Punkt. 

Fadenscheinige Vorwürfe

Pater Stan verteidigte die Adivasi und half ihnen, ihre Würde und ihre Rechte geltend zu machen. Damit widersetzte er sich „jenen Entwicklungsprozessen, die am Ende ihre Kultur und ihre Existenz zerstören würden", erklärte der indische Jesuit Stanislaus Alla in der Jesuitenzeitschrift „La Civiltà Cattolica". Pater Stan zahle letztlich für dieses Engagement und „die absurde Anschuldigung, ein Terrorist zu sein, ist ein offensichtliches Stück Propaganda", erklärte Rajdeep Sardesai, ein bekannter indischer Fernsehmoderator. Auch er  schloss sich dem Chor derer an, die eine Freilassung des Jesuiten fordern. Ebenso Fadenscheinig sei der zweite Vorwurf: Angebliche Verbindungen zu den Maoisten, einer in Jharkhand aktiven bewaffneten Gruppe, die sich dem Guerillakrieg verschrieben hat und behauptet, für die Erlösung der Armen zu kämpfen und Ungerechtigkeit zu bekämpfen.

Der Jesuit, der vor und nach seiner Verhaftung immer mit den Sicherheitskräften kooperierte, wies alle Anschuldigungen zurück und erinnerte daran, dass er als Nachfolger Christi und als Priester immer den Weg der Gewaltlosigkeit, den Weg des Evangeliums, gewählt habe.

„Pater Swamy ist sich sehr wohl bewusst, dass der Kreuzweg, den er lebt, die letzte Strecke seines Lebens sein könnte“

Gesundheitszustand stark verschlechtert

Die Zukunft des Jesuiten ist ungewiß, aus den Worten des Autors klingt Sorge: „Pater Swamy ist sich sehr wohl bewusst, dass der Kreuzweg, den er lebt, die letzte Strecke seines Lebens sein könnte. Sein Allgemeinzustand hat sich in den acht Monaten der Haft erheblich verschlechtert, und sein Körper baut schnell ab."  Zugleich sei er sich stets der Gegenwart Christi und der überwältigenden Solidarität vieler Menschen auf der ganzen Welt sicher, was ihm „immense Kraft und Mut" gebe. 

„Ein Vogel im Käfig kann immer noch singen“

Auch wenn zu all seinem Leiden noch eine Covid-19-Erkrankung hinzu kam, gibt der Ordensmann nicht auf: „Ein Vogel im Käfig kann immer noch singen. Wir werden immer noch im Chor singen", so Pater Swamy mit Blick auf die anderen religiösen und sozialen Führer, die die Adivasi verteidigen. Von seinen Lippen sei nie eine Klage, nie ein feindseliges Wort gegen seine Verfolger oder das Unrecht, das er erlitt gekommen, heißt es im Ossservatore: „Nur Worte des Segens und die Sanftmut eines Mannes, der stark bleibt, weil er die Kraft von seinem Hauptverbündeten, Christus selbst, bezieht."

(or - sst) 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

12. Juni 2021, 10:56