Für 2020 danken: „Sinn des Dramas ist, Gesten der Nähe zu bewirken"

Lob und Dank zum Ende des denkwürdigen Jahres 2020, zugleich der Auftakt in ein neues Jahr: Mit der Feier der Vesper zum Marienfest am 1. Januar im Petersdom ging im Vatikan das Kalenderjahr zu Ende. Als Zelebrant vertrat Kardinal Giovanni Battista Re Papst Franziskus, der wegen einer Ischiaserkrankung nicht selbst feiern konnte. Der „Sinn” des Dramas der Coronapandemie sei es, Gesten der Nähe zu bewirken – auch in Menschen, die nicht an die Kraft Gottes glauben, so der Papst in seiner vorbereiteten Predigt.

Ein Lobpreis an Gott zum Ende des schwierigen Jahres 2020? In der von ihm verfassten Predigt griff Papst Franziskus ebendiese Frage auf. „Es mag forciert, fast schrill erscheinen, Gott am Ende eines Jahres wie dieses zu danken, das von der Pandemie geprägt war“, verlas Kardinal Re die Worte von Franziskus, der an trauernde Familien, an einsame Menschen und an Arbeitslose erinnerte. Wer sich nach dem „Sinn eines solchen Dramas“ frage, dürfe keine Eile haben.  

„Nicht einmal Gott antwortet auf unsere quälendsten ,Warum´-Anfragen, indem er auf ,höhere Gründe´ zurückgreift“, erinnerte der Papst. Gottes Antwort folge vielmehr „dem Weg der Menschwerdung“. Gott opfere keine Menschen, eine solche Vorstellung wäre zynisch und unbarmherzig. Stattdessen verwies Franziskus auf das Gleichnis Jesu vom Barmherzigen Samariter – eine Erzählung, die der Papst seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ vom Oktober 2020 zugrunde legte. Der Samariter habe dem halbtoten Mann, den er am Straßenrand liegend fand, keine Rede gehalten noch ihm gesagt, „dass es im Grund nur zu seinem Besten war“, zusammengeschlagen zu werden. Nein, er „beugte sich über den Fremden, behandelte ihn wie einen Bruder, kümmerte sich um ihn und tat, was er konnte“.

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Der Sinn dieses Dramas

Genau hier, so der Papst in seiner Predigt, „können wir vielleicht einen ,Sinn´ dieses Dramas finden, das die Pandemie ist, wie andere Geißeln, die die Menschheit heimsuchen: den, in uns Mitgefühl zu wecken und Haltungen und Gesten der Nähe, der Fürsorge, der Solidarität zu bewirken. Das ist es, was in den letzten Monaten in Rom geschah und geschieht; und dafür möchte ich heute Abend vor allem Gott danken: für die guten Dinge, die in unserer Stadt während der Abriegelung und ganz allgemein während der Zeit der Pandemie, die leider noch nicht vorbei ist, geschehen sind.”

So viele Menschen hätten in aller Stille daran gewirkt, anderen die Last erträglicher zu machen. Damit hätten sie mit ihren Taten die Worte des „Te Deum“ erfüllt: „Denn der Segen und das Lob, das Gott am meisten schätzt, ist die geschwisterliche Liebe“.

„Denn der Segen und das Lob, das Gott am meisten schätzt, ist die geschwisterliche Liebe“

Franziskus nannte alle Mitarbeitende im Gesundheitswesen, Menschen im Dienst am Gemeinwohl, Lehrende und Schulleiterinnen, auch Beamte im öffentlichen Dienst. Er rühmte ihren oft selbstlosen Einsatz. „Tief im Inneren, auch wenn sie selbst nicht darüber nachdenken, werden sie von Gottes Kraft angetrieben, die mächtiger ist als unser Egoismus“, so der Papst. „Deshalb preisen wir Gott, weil wir glauben und wissen, dass all das Gute, das Tag für Tag auf der Erde vollbracht wird, letztlich von Ihm kommt.“

Die Vesper zum Hochfest der Gottesmutter Maria, die am Silvesterabend gefeiert wird, fand dieses Jahr wegen der Corona-Auflagen in kleiner Besetzung statt. Der zelebrierende Kardinal Giovanni Battista Re ist Vorsitzender des Kardinalskollegiums. Beim Gottesdienst zum Hochfest der Gottesmutter Maria am 1. Januar wird Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin Papst Franziskus vertreten. Das Kirchenoberhaupt betet aber wie vorgesehen den mittäglichen Angelus, den der Vatikan via Livestream überträgt.

(vatican news - gs)

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31. Dezember 2020, 17:58