Beratungen über die Schlussfolgerungen der Sprachzirkel in der Synodenaula Beratungen über die Schlussfolgerungen der Sprachzirkel in der Synodenaula 

Synode: Schlussfolgerungen zum zweiten Teil des Arbeitsdokuments

Die Berichte der Circoli Minori zum zweiten Teil des Instrumentum Laboris standen im Mittelpunkt der synodalen Beratungen an diesem Montagnachmittag. Bei der spirituellen Begleitung auf dem Glaubensweg, das betonten die Synodenteilnehmer der deutschen Sprachgruppe, gehe es auch um Verhinderung von geistlichem Missbrauch.

Christine Seuss und Isabella Piro - Vatikanstadt

Das Bejahen einer Berufung berge sowohl „Glück als auch Risiko“, so die allgemeine Wahrnehmung der Synodenväter, denn der Glaube sei ein „Abenteuer“. Aufgabe der Kirche wiederum sei es, den jungen Menschen dabei zu helfen, auf ihrem Weg weiter zu gehen, nicht nur punktuell, sondern auf dem gesamten Lebensweg. Die 14 Sprachgruppen tauschten sich über ihre Wahrnehmung zum Thema „Interpretieren: der Glaube und die Entscheidung zur Berufung“ aus. In einem dritten Schritt sollen dann konkrete Lösungsvorschläge durch die Synodenteilnehmer erarbeitet werden, Änderungswünsche und Verbesserungsvorschläge am Text sollen dann gebündelt in das Abschlussdokument der Synode einfließen.

Jeder Mensch, so die Synodenteilnehmer, erlebe seine eigene Berufung zur Liebe Gottes, sich um die Welt und die Menschheitsfamilie zu sorgen. Sich dessen bewusst zu sein, dass es sich um eine lebenslange Berufung handele, ermögliche einen solidarischen Blick, trotz der Unterschiede im Glauben und der Weltanschauungen, die die Menschheit charakterisierten. Dies schließe auch einen „Aufruf zur Heiligkeit“ ein, was nicht bedeute, „die Zähne zusammenzubeißen“, sondern dazu fähig zu sein, sich selbst mit Freude hinzugeben.

Begleitung für den geistlichen Begleiter

Eine wichtige Rolle bei der Orientierung der jungen Menschen komme naturgemäß ihrer geistlichen Begleitung zu. Diese müsse sowohl individuell als auch in der Gemeinschaft geschehen. Die Gemeinschaft müsse in diesem Zusammenhang das sein, was die Kirche für die Welt sei: nämlich ein „Licht“, das den Weg zur Gemeinschaft mit Christus weise. Dabei seien die Hirten gefordert, ein festes Bewusstsein des Glaubens mit der Freude an Brüderlichkeit, am Gebet und am Zeugnis eines evangelischen Lebens zu fördern. Hierbei sei insbesondere darauf zu achten, so die Wortmeldung aus dem deutschsprachigen und anderen Sprachzirkeln, dass es nicht zu Missbrauch komme. Dabei stehe man in der Gefahr des Missbrauchs der Macht und des Vertrauens, aber auch des Missbrauchs, der in der Schaffung eines „unfreien Abhängigkeitsverhältnisses“ oder in sexueller Gewalt bestehen könnte. Auch der Begleiter selbst, so ein Vorschlag des deutschen Zirkels, müsse daher selbst in Form einer Supervision oder anderer Beratung begleitet werden.

Die Freiheit, die Berufung zu bejahen

Denn es zwar nötig, die Berufungsentscheidung der jungen Menschen mit Autorität und Klarheit zu begleiten, dabei müsse jedoch stets die Freiheit zur Entscheidung und die göttliche Handlung respektiert werden. Die Begegnung mit dem Blick Jesu, so die Synodenteilnehmer in ihren Überlegungen, erlaube es nämlich, innerlich zu reifen und die Gnade und Barmherzigkeit Gottes zu erfahren. Nur auf diese Weise würden sich die jungen Menschen auf der Suche angesichts radikaler Fragen wie derjenigen nach Tod und Schmerz nicht alleingelassen fühlen. Im Gegenteil könnten sie dank der sorgfältigen Unterscheidung ihre tiefste Identität und den einzigartigen Beitrag entdecken, den sie der Kirche und der Gesellschaft geben könnten. Diese Begleitung, so eine weitere Feststellung der Synodenväter, müsse nicht unbedingt durch einen Priester geschehen. Denn die Unterscheidung geschehe nicht nur aufgrund methodischer Überlegungen, sondern auch und vor allem durch die Begegnung mit glaubwürdigen Zeugnissen, die es den jungen Menschen erlaubten, frei auf den Ruf Gottes zu antworten.

Sich für die Entscheidung Zeit lassen 

Eine große Rolle bei der Berufungsentscheidung müsse auch die Frage nach der Firmung spielen. Die jungen Leute seien eingeladen, diese nicht als ein „Kirchen-Diplom“ zu leben, sondern vielmehr als Möglichkeit, im Glauben zu wachsen. Das heiße auch, dass die jungen Leute darauf hingeführt werden müssten, sich Zeit zu lassen und keine Angst vor dem „für immer“ zu haben, denn die Geduld Gottes ermögliche es allen Menschen, tragfähige Entscheidungen zu treffen.

Alle Menschen einbeziehen

Dabei dürften junge Menschen mit Schwierigkeiten aller Art nicht links liegen gelassen werden, sondern sie müssten vielmehr ins kirchliche Leben eingebunden werden. Dabei solle kein Unterscheid zwischen physischen, intellektuellen oder sozialen Hemmnissen gemacht werden, so die Einladung der Synodenteilnehmer. Diese Menschen müssten als Gnade für die Gemeinschaft wahrgenommen werden, da sie den Weg zu einer gegenseitigen Solidarität eröffneten. Die gleiche Aufmerksamkeit solle auch Singles und homosexuellen Menschen zuteilwerden, so die ausdrückliche Forderung aus zwei Sprachzirkeln, denn es sei Aufgabe der Kirche, dem Leben einen Sinn zu geben und in der Welt die Spuren Gottes zu entdecken.

Junge Menschen haben einen Riecher für Autentizität

Den jungen Menschen in einer komplexen Lebenswirklichkeit Jesus als Antwort anzubieten und am Aufbau einer authentischen Kirche mitzuwirken, habe jedoch auch mit der Sprachwahl zu tun, warnen die Synodenväter: denn die Jugend verstünde sehr wohl, wer an ihrer Seite stehe und auf existentielle Weise von Nähe, Beziehungen und Liebe ohne Eigeninteressen sprechen könne und somit ihre Herzen berühre, ihnen Hoffnung schenke und ihrem Leben einen anderen Lauf gebe.

Kirche muss an ihrer Bindung mit dem modernen Menschen arbeiten

An diesem 14. Oktober, so ein weiterer Gedanke, den die Sprachzirkel aufgriffen, ist Papst Paul VI. heiliggesprochen worden. Sein Blick des Glaubens auf die Jugend und den Dialog mit der aktuellen Welt erinnerten daran, dass jedes Leben Berufung sei und dass es Aufgabe der Kirche sei, ihre Bindung mit dem modernen Mensch wieder zu bekräftigen.

Wie des Weiteren bekannt wurde, soll auf Anregung der Synodenteilnehmer am kommenden 25. Oktober eine Pilgerfahrt auf den Spuren der Via Francigena stattfinden: Synodenväter wie junge Menschen und Experten, die an der Synode teilnehmen, werden auf einem Abschnitt des historischen Pilgerweges Richtung Petrusgrab pilgern. Der päpstliche Rat für Neuevangelisierung hat die Organisation der Initiative übernommen.

(vatican news)

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16. Oktober 2018, 11:39