Denkmal zur Erinnerung an das Leiden von Indigenen-Kindern, die in kirchlich geführten Schulen umerzogen werden sollten. Denkmal zur Erinnerung an das Leiden von Indigenen-Kindern, die in kirchlich geführten Schulen umerzogen werden sollten.  

„Erbe des Leidens“: Papst trifft kanadische Ureinwohner

Die Begegnung des Papstes mit kanadischen Ureinwohnern und Überlebenden katholischer Internate in der kommenden Woche wird live übertragen, ebenso alle Pressekonferenzen zu den Begegnungen im Vatikan. Das kündigte die kanadische Bischofskonferenz an. Insgesamt kommen 32 Ureinwohner-Vertreter und treffen an drei Tagen den Papst.

Die indigenen Besucher „bringen gelebte Erfahrung und einen tiefen Einblick in das Erbe der Internate und die Auswirkungen des Kolonialismus mit, und viele von ihnen sind direkt in den anhaltenden Prozess der Heilung und Versöhnung involviert“, heißt es in einer Pressemitteilung der kanadischen Bischofskonferenz.

Ausgewählt worden seien die Delegierten in Zusammenarbeit mit Gremien, die die Interessen der Ureinwohner vertreten: der Versammlung der First Nations (Assembly of First Nations AFN), der Nationalversammlung der Métis (National Rally of Métis NRM) und der Inuit Tapiriit Kanatami (ITK). Begleitet werden sie vom Vorsitzenden der kanadischen Bischofskonferenz, Bischof Raymond Poisson, dem Vizevorsitzenden, Bischof William T. McGrattan, sowie weiteren Bischöfen und Kirchenvertretern.

Kundgebung in Zusammenhang mit der Entdeckung von Indigenenkinder-Gräbern in Kamloops, Kanada
Kundgebung in Zusammenhang mit der Entdeckung von Indigenenkinder-Gräbern in Kamloops, Kanada

Métis, Inuit und First Nations-Vertreter beim Papst

Am Montag soll es um 10 und 11 Uhr (MEZ) zwei private Treffen mit dem Papst und anschließende Pressebriefings ab 15 bzw. 16 Uhr geben. Teil nehmen jeweils Ureinwohner-Delegierte verschiedener Volksgruppen und Vertreter der kanadischen Bischofskonferenz, die anschließenden Pressekonferenzen sollen im Internet gestreamt werden. 

Bei der ersten privaten Begegnung mit dem Papst am 28. März sind kanadische Ureinwohner der Métis vertreten. Die Métis, die in Kanada als eigene ethnische Gruppe anerkannt sind, sind die Nachkommen von Cree-, Ojibway- und Saulteaux-Indianern sowie französischen und englischen Einwandern. Sie wurden im frühen 18. Jahrhundert als eigenes Volk anerkannt und haben in Kanada rechtlich eine Sonderstellung. Zu den so genannten „First Nations“ werden die Métis nicht gezählt, obwohl auch sie als Ureinwohner Kanadas gelten.

Ab 11 Uhr treffen sich am Montag dann Inuit-Delegierte mit Franziskus. Mit Inuit werden indigene Volksgruppen bezeichnet, die im arktischen Zentral- und Nordostkanada sowie auf Grönland leben. Diese Gruppe hat auf Wunsch der Delegierten als einzige Gruppe keine vollständige Namensliste der Teilnehmer veröffentlicht, die bei der Pressekonferenz am 28. März teilnehmen werden. Die nationale Vereinigung Inuit Tapiriit Kanatami (ITK) vertritt in Kanada über 65.000 Inuit und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Rechte und Interessen der Inuit in Kanada zu schützen und zu fördern.

Am Donnerstag, dem 31. März, sind ab 10.30 Uhr Vertreter kanadische Indigenen-Vertreter der First Nations beim Papst. Unter dem Sammelbegriff sind verschiedene indigene Völker und Ethnien Kanadas gefasst. Ein Pressebriefing folgt um 15 Uhr.

Papstansprache und große Abschluss-Audienz live

Am Freitag, dem 1. April, kommt eine größere Gruppe von Ureinwohnern aus ganz Kanada gemeinsam mit den Delegierten der Einzelgruppen zu einer Audienz um 12 Uhr mit dem Papst im Vatikan zusammen. Erwartet wird eine Ansprache des Papstes, um 15.30 Uhr gibt es eine Pressekonferenz. Bei dem Treffen sind laut Angaben der Bischöfe auch Überlebende kirchlich geführter Internate sowie indigene Jugendliche aus dem ganzen Land mit dabei.

Die Schlussaudienz mit dem Papst überträgt Radio Vatikan am 1. April live ab 12.00 Uhr im Internet. 

Historische Aufnahme von Indigenen-Kindern
Historische Aufnahme von Indigenen-Kindern

Anhaltendes Trauma und Leiden

„Als Bischöfe Kanadas sind wir den Delegierten dankbar, dass sie uns auf dieser Reise begleiten, sowie Papst Franziskus für seine Aufmerksamkeit für ihr Leiden und sein ausgeprägtes Engagement für soziale Gerechtigkeit“, so der kanadische Bischofskonferenz-Vorsitzende Raymond Poisson. 

Der Bischof verwies auf die lange Leidensgeschichte dieser Völker. Kanadas Kirche hoffe darauf, dass „sowohl das anhaltende Trauma und das Erbe des Leidens, mit dem die indigenen Völker bis heute konfrontiert sind“ bei den privaten Treffen mit dem Papst verdeutlicht werden könne. Auch „die Rolle der katholischen Kirche im Internatssystem, das dazu beigetragen hat, dass die indigenen Sprachen, Kultur und Spiritualität nicht weitergegeben wurden“, solle dabei zur Sprache kommen.

Kanadischer Indigener
Kanadischer Indigener

Begegnungen lange geplant

Die Begegnung mit Papst Franziskus im Dezember verbindet die Bischofskonferenz mit der „aufrichtigen Hoffnung, dass diese bevorstehenden Treffen zu einer gemeinsamen Zukunft des Friedens und der Harmonie zwischen den indigenen Völkern und der katholischen Kirche in Kanada führen werden“.


Die Treffen des Papstes mit kanadischen Indigenen sind schon seit Jahren geplant; coronabedingt waren sie verschoben worden. Die Begegnung bekam im vergangenen Jahr besondere Aktualität, da in Kanada Massengräber mit Schülern von Internaten gefunden wurden, die zeitweise auch von der katholischen Kirche betrieben wurden. Papst Franziskus hatte bereits beim Angelus-Gebet im Juni 2021 zum Gebet für diese Kinder aufgerufen.

Die Spitze der katholischen Bischofskonferenz hatte davon gesprochen, dass sich der Papst bei Indigenen für die frühere Rolle der katholischen Kirche im Heimsystem des Landes entschuldigen könnte. Der Papst sei für seinen solchen Schritt zu einem „günstigen Zeitpunkt" offen, referierte Winnipegs Erzbischof Richard Gagnon bereits vor Monaten. Im Oktober 2021 hatte der Vatikan bekanntgegeben, der Papst sei bereit, nach Kanada zu reisen, um den dortigen Versöhnungsprozess der Kirche mit der indigenen Bevölkerung zu unterstützen. Konkrete Pläne zur Reise wurden bis heute allerdings nicht bekannt.

(vatican news/pm – pr)
 

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25. März 2022, 11:00