Papst an Bischöfe: Oft tun wir das, was Medien uns vorschreiben

Bei der Begegnung mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Katecheten in der Kathedrale von Bratislava hat der Papst für den Weg einer demütigen Kirche geworben, die sich nicht vom Leben und von der Welt abgrenzt, sondern „in ihr wohnt“ und für die Menschen da ist. „Lassen wir die übertriebene Sorge um uns selbst und unsere Strukturen hinter uns“, lautete seine Aufforderung.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Wir müssten aufhören, uns zu sehr um uns selbst zu sorgen, „um unsere Strukturen, darum, wie die Gesellschaft uns ansieht oder was die Medien uns erzählen“. Heute würden wir oft das tun, „was die Medien uns sagen, und verlieren unsere Freiheit“. Dies war die Warnung des Papstes an die slowakischen Bischöfe und Priester bei der Begegnung in der St.-Martins-Kathedrale in Bratislava an diesem Montagvormittag. „Tauchen wir stattdessen in das wirkliche Leben der Menschen ein“, schlug er vor, „und fragen wir uns: Was sind die geistlichen Bedürfnisse und Erwartungen unserer Menschen? Was erwarten sie von der Kirche?“

Zum Nachhören - was der Papst an die Bischöfe und Priestern sagte

Franziskus erinnerte daran, dass es „ohne Freiheit keine wahre Menschlichkeit gibt, weil der Mensch frei geschaffen wurde, um frei zu sein“. Die dramatischen Zeiten in der Geschichte der Slowakei seien eine große Lektion für die Menschheit - „als die Freiheit verwundet, verletzt und getötet wurde, die Menschlichkeit entwürdigt wurde und die Stürme der Gewalt, des Zwangs und der Entrechtung zuschlugen“. 

Freiheit ist keine automatische Eroberung

Gleichzeitig erinnerte er daran, dass „die Freiheit keine automatische Eroberung ist, die ein für alle Mal gilt“. Die Freiheit ist immer eine Reise, manchmal eine schwierige Reise, die immer wieder erneuert werden muss. Es reiche nicht aus, äußerlich oder in den Strukturen der Gesellschaft frei zu sein, um wirklich frei zu sein. Die Freiheit fordere uns auf, für unsere eigenen Entscheidungen verantwortlich zu sein, zu unterscheiden und die Prozesse des Lebens zu vollziehen. „Und das ist anstrengend und macht uns Angst“, fügte Franziskus an.

Der Papst und die Priester in der Slowakei
Der Papst und die Priester in der Slowakei

Papst Franziskus ging dann auf das Predigen ein und empfahl kurze Predigten - sonst würden die Gläubigen unaufmerksam, so Franziskus. In seiner Rede vor den slowakischen Bischöfen und Priestern in der Kathedrale von Bratislava fügte der Papst eine Bemerkung hinzu, die ihm sehr am Herzen liegt: „Die Homilie ist nicht die Fastenpredigt, sie ist das Herzstück der Eucharistie.“ Daher die Aufforderung zur Synthese und dazu, sich stets „vom biblischen Text“ inspirieren zu lassen. Franziskus nahm jene Priester ins Visier, die lange Predigten „von 50 Minuten über Themen halten, die die Gläubigen nicht berühren“. Ihnen empfahl er dies: „Predigen Sie etwa zehn bis 15 Minuten, danach geht bei den Gläubigen die Aufmerksamkeit verloren, sofern die Predigt solange überhaupt interessant sein kann.“

Zeichen des Willkommens

Die Kirche solle ein „Zeichen der Freiheit und des Willkommens“ sein. Dies war eine weitere Warnung des Papstes an die slowakischen Bischöfe und Priester: Eine Kirche, die keinen Raum für das Abenteuer der Freiheit lasse, „auch nicht im geistlichen Leben“, sei nicht lebendig. „Ansonsten läuft die Kirche Gefahr, ein starrer und geschlossener Ort zu werden. Vielleicht sind einige daran gewöhnt, aber viele andere - vor allem in den neuen Generationen - fühlen sich nicht von einem Glaubensangebot angezogen, das ihnen keine innere Freiheit lässt, von einer Kirche, in der es notwendig ist, alle gleich zu denken und blind zu gehorchen“, gab der Papst zu bedenken.

Der Papst und die Priester in der Slowakei
Der Papst und die Priester in der Slowakei

An Bischöfe und Priester wandte sich Franziskus: „Habt keine Angst, die Menschen zu einer reifen und freien Beziehung zu Gott zu erziehen. Vielleicht entsteht dadurch der Eindruck, nicht alles kontrollieren zu können, an Kraft und Autorität zu verlieren; aber die Kirche Christi will nicht die Gewissen beherrschen und Räume besetzen, sie will eine ,Quelle´ der Hoffnung im Leben der Menschen sein. Ich sage dies vor allem den Pfarrern: Sie üben Ihren Dienst in einem Land aus, in dem sich viele Dinge schnell verändert haben und viele demokratische Prozesse in Gang gesetzt wurden, aber die Freiheit ist immer noch zerbrechlich. Vor allem aber ist sie in den Herzen und Köpfen der Menschen zerbrechlich.“

Er ermutige sie, den Gläubigen zu helfen, frei von einer starren Religiosität aufzuwachsen. Niemand sollte sich erdrückt fühlen. Jeder solle hingegen die Freiheit des Evangeliums entdecken und allmählich in eine Beziehung eintreten mit Gott, fügte der Papst an. Denn die Verkündigung des Evangeliums sei befreiend und niemals unterdrückend.

(vatican news)

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13. September 2021, 12:55