Papst Franziskus: „Nicht an die Eucharistie gewöhnen!“

In vielen Ländern, darunter Italien, wird Fronleichnam erst an diesem Sonntag gefeiert. Darum kreisten auch die Überlegungen von Papst Franziskus beim Angelus von diesem Sonntag um das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, wie es offiziell heißt.

Der Papst beschäftigte sich mit dem Evangelium von der wundersamen Brotvermehrung (vgl. Lk 9,11-17). Der Herr habe die Jünger aufgefordert, der Menge zu essen zu geben. „Jesus lädt seine Jünger zu einer wahren Umkehr ein – einer Umkehr, die von der Logik des ‚Jeder ist sich selbst der Nächste‘ zur Logik des Teilens führt, beginnend bei dem Wenigen, das uns die Vorsehung zur Verfügung stellt.“

Das Wunder der Brotvermehrung nehme zeichenhaft die Eucharistie vorweg, so Franziskus. Über dieses Geschenk der Eucharistie sollten die Christen sich freuen. „Wir dürfen uns nicht an die Eucharistie gewöhnen – jedes Mal, wenn wir sie empfangen, sollen wir wirklich unser Amen zum Leib Christi erneuern! … Jedes Mal sollte wie die erste heilige Kommunion sein!“

(vatican news – sk)

Zum Nachhören

Hier finden Sie den vollen Text der Ansprache von Papst Franziskus beim Angelus in einer Arbeitsübersetzung. Die offizielle Übersetzung wird in Kürze auf der Homepage vatican.va veröffentlicht.

„Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Heute feiern wir in Italien und in anderen Ländern das Hochfest des Leibes und Blutes Christi, Fronleichnam. Das Evangelium legt uns die Episode der wundersamen Brotvermehrung am Ufer des Sees Genezareth vor (vgl. Lk 9,11-17). Jesus empfing die Menschen, die zu Tausenden erschienen waren und heilte die, die der Heilung bedurften. Als der Tag zur Neige ging, kamen die Zwölf zu ihm und sagten: „Schick die Leute weg, damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen, dort Unterkunft finden und etwas zu essen bekommen“ (V. 12). Denn auch die Jünger waren müde, und sie befanden sich an einem abgelegenen Ort. Und um Essen zu kaufen, musste man sich in Bewegung setzen und in die Dörfer gehen… Aber Jesus antwortete: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Vers 13). Da staunten die Jünger und verstanden es nicht. Vielleicht wurden sie auch ein bisschen ärgerlich und antworteten: „Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische; wir müssten erst weggehen und für dieses ganze Volk etwas zu essen kaufen“ (ebd.). Ein bisschen ärgerlich...

Jesus lädt seine Jünger zu einer wahren Umkehr ein – einer Umkehr, die von der Logik des „Jeder ist sich selbst der Nächste“ zur Logik des Teilens führt, beginnend bei dem Wenigen, das uns die Vorsehung zur Verfügung stellt. Und er zeigt auch, dass er klare Vorstellungen davon hat, wie dies aussehen soll. Er sagt zu seinen Jüngern: „Lasst sie sich in Gruppen zu ungefähr fünfzig lagern!“ (Vers 14). Dann nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis und brach sie; dann gab er sie den Jüngern, damit sie diese an die Leute austeilten. Und das Essen ging nicht aus – alle aßen und wurden satt.

Dieses Wunder, von dem – und das ist sehr wichtig! – alle Evangelisten berichten, zeigt die Kraft des Messias und zugleich auch sein Mitgefühl mit den Menschen. Jesus hat Mitgefühl mit den Menschen. Diese wundersame Geste ist nicht nur eines der großen Zeichen des öffentlichen Lebens Jesu, sondern nimmt zeichenhaft auch das Gedächtnis des Opfers Christi vorweg: die Eucharistie, Sakrament Seines Leibes und Seines Blutes, vergossen für das Heil der Welt.

Die Eucharistie ist die Synthese des gesamten Daseins Jesu, das ein einziger Ausdruck der Liebe zum Vater und zu seinen Brüdern und Schwestern war. Auch beim Letzten Abendmahl nahm Jesus – wie bei der wundersamen Brotvermehrung – das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und reichte es seinen Jüngern; und dasselbe tat er mit dem Kelch mit dem Wein. In jenem Moment, am Vorabend seiner Passion, wollte er mit dieser Geste das Testament des neuen und ewigen Bundes hinterlassen, das ewige Gedächtnis seines Paschas des Todes und der Auferstehung. Das Fronleichnamsfest lädt uns jedes Jahr ein, unser Staunen und unsere Freude über das wunderbare Geschenk zu erneuern, das uns der Herr mit der Eucharistie gemacht hat. Lasst es uns mit Dankbarkeit annehmen – nicht auf eine passive Weise, aus Gewohnheit...

Wir dürfen uns nicht an die Eucharistie gewöhnen und nicht einfach so aus Gewohnheit hingehen, nein! Jedes Mal, wenn wir sie empfangen, sollen wir wirklich unser Amen zum Leib Christi erneuern! Wenn der Priester sagt ‚Leib Christi‘, sagen wir Amen – aber es sollte ein überzeugtes Amen sein, das von Herzen kommt. Es ist Jesus - Jesus, der mich gerettet hat, der kommt, um mir Kraft zum Leben zu geben! Es ist Jesus, der lebendige Jesus! Sich nicht gewöhnen… Jedes Mal sollte wie die erste heilige Kommunion sein!

Ausdruck des eucharistischen Glaubens des heiligen Gottesvolkes sind die Prozessionen mit dem Allerheiligsten, die an diesem Hochfest überall in der katholischen Kirche stattfinden. Heute Abend werde auch ich im römischen Viertel Casal Bertone die Messe feiern, auf die dann die Prozession folgt. Ich lade alle ein, daran teilzunehmen und auch durch Radio und Fernsehen geistig mit uns verbunden zu sein. Möge uns die Muttergottes helfen, mit Glauben und Liebe Jesus zu folgen, den wir in der Eucharistie anbeten!

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Liebe Brüder und Schwestern,

gestern wurden in Madrid Maria Carmen Isabella Lacaba Andia und 13 Mitschwestern der Franziskanerinnen von der Unbefleckten Empfängnis selig gesprochen, die 1936 bei den Verfolgungen im spanischen Bürgerkrieg aus Glaubenshass getötet wurden.

Klausurschwestern, die wie besonnene Jungfrauen mit heldenhaftem Glauben auf das Kommen ihres göttlichen Bräutigams gewartet haben. Ihr Martyrium ist eine Einladung an uns alle, stark und beharrlich zu sein, besonders in der Stunde der Prüfung. Ein Applaus für die neuen Seligen!

Ich grüße Sie alle, Römer und Pilger aus der ganzen Welt. Mein besonderer Gruß geht an die Pilger aus Brasilien, von der Insel Guam (Vereinigte Staaten von Amerika), und an die Teilnehmer der Pilgerreise des Erzbistums Liverpool, die von den Schulschwestern Unserer Lieben Frau von Namur organisiert worden ist.

Ich grüße die Gläubigen aus Salerno, Crotone und Lanciano.
Ihnen allen einen schönen Sonntag! Und bitte vergessen Sie nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!“
 

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Der Angelus
23. Juni 2019, 12:08