Fußwaschung im Gefängnis: „Jeder soll dem Nächsten dienen“

Es geht ums Dienen und nicht um Macht: Das sei die Botschaft der Fußwaschung, die jeweils Bischöfe für Gläubige am Gründonnerstag durchführen, erinnerte der Papst bei der Feier im Gefängnis von Velletri.

Mario Galgano und Silvia Kritzenberger – Vatikanstadt

Mit einem herzlichen Applaus begrüßten die Gefängnisinsassen von Velletri den Papst zum Einzug. Es waren in diesem Jahr wieder Häftlinge, denen Papst Franziskus in der Gründonnerstagsliturgie In coena domini die Füße wusch.

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In seiner freigehaltenen Predigt ging der Papst auf die Bedeutung des Dienens ein und erläuterte die Bedeutung der Fußwaschung, an die die Feier an Gründonnerstag erinnere. Zu Beginn der Homilie bedankte sich der Papst für einen Brief, den er in den vergangenen Tagen  von einigen Gefängnisinsassen erhalten hatte. Er ging nicht auf den Briefinhalt ein.

Weiter hob er die Geste Jesu hervor, der die Füße der Jünger wusch, wie es in jener Zeit die Sklaven für ihre Herren taten. Damit habe Jesus zeigen wollen, was „Dienen am Nächsten“ bedeute, so der Papst. Auch ein Bischof sei nicht „des Amtes wegen mächtig“, sondern habe die Aufgabe zu dienen, sagte der Papst.

Zwölf Gefängnisinsassen aus vier Ländern

Nach der Predigt wusch er 12 Gefängnisinsassen die Füße. Sie stammen aus vier verschiedenen Ländern. Es handelte sich um neun Italiener, einem Brasilianer, einem Häftling von der Elfenbeinküste und einen aus Marokko. Es ist bereits das fünfte Mal, dass Papst Franziskus während seines Pontifikates zur Gründonnerstagsliturgie ein Gefängnis auswählt.

Während seines Besuches sprach er mit den Insassen, den Gefängnisangestellten und den dort eingesetzten Sicherheitskräften. Derzeit verbüßen rund 600 Männer in Velletri ihre Haftstrafe, etwa ein Viertel von ihnen sind Ausländer, zumeist Roma, Marokkaner und Albaner.

Nur wenige Tage nach seiner Amtseinführung, am 18. März 2013, hatte der Papst das erste Mal ein römisches Gefängnis (damals eine Jugendstrafanstalt) aufgesucht, um dort die Gründonnerstagsliturgie zu feiern – eine Tradition, die er bereits als Erzbischof von Buenos Aires gepflegt hatte. Dort hatte er die rituelle Fußwaschung im Gefängnis von Devoto vorgenommen. „Als Priester und Bischof“, so sagte er, „muss ich ihnen zu Diensten sein. Aber es ist eine Pflicht, die mir vom Herzen kommt: Ich liebe sie.“ Und es ist eine Pflicht, die er auch als Papst immer wieder gerne erfüllt, sei es bei Pastoralreisen in Italien oder auf der ganzen Welt.

Geschenkte Schürze bei der Fußwaschung

„Du wäscht mir die Füße?“ - dieses Petruszitat steht auf einer Schürze gestickt, die Francois Ayim von der Mission „Hoffnung und Nächstenliebe“ dem Papst im März am Ende einer Generalaudienz auf dem Petersplatz geschenkt hatte und die Franziskus bei der Fußwaschung trug. Die Delegation hatte dem Papst mit diesem Geschenk dafür danken wollen, dass er am 15. September zum 25. Jahrestag des Martyriums des Antimafia-Priesters Pino Puglisi nach Palermo gekommen war. Papst Franziskus hatte damals versprochen, dass er die Schürze bei der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag tragen werde.

Mit dem Gründonnerstag beginnen die drei Tage vom Leiden, Tod und der Auferstehung Jesu. Die Kirche gedenkt hier besonders des letzten Abendmahls, das Jesus vor seinem Tod mit den Jüngern hielt.

(vatican news/kap)

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Eindrücke von dem Gottesdienst im Gefängnis mit der Fußwaschung
18. April 2019, 16:48