Messe in der Casa Santa Marta am Donnerstag Messe in der Casa Santa Marta am Donnerstag  (Vatican Media)

Frühmesse: Der wahre Christ klagt sich selbst an, nicht die anderen

Das Heil, das von Jesus kommt, ist keine „Kosmetik“: es verwandelt uns wirklich. Doch erst wer sich die eigenen Sünden eingesteht, statt mit dem Finger auf andere zu zeigen, schafft Raum für Jesus. Das betonte Papst Franziskus an diesem Donnerstag bei der Frühmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta.

Silvia Kritzenberger und Debora Donnini-Vatikanstadt

Hier zum Nachhören

Bei seinen Überlegungen ging der Papst an diesem Donnerstagmorgen vom Evangelium des Tages nach Lukas aus (Lk 5,1-11). Darin wird berichtet, wie Jesus, nachdem er vom Boot des Simon aus gepredigt hat, diesen auffordert, die Netze auszuwerfen. Daraufhin verfängt sich eine derart große Menge an Fischen in den Netzen, dass diese fast zu reißen drohen. Eine Episode, die – so Franziskus – an einen anderen „wundersamen Fischfang“ erinnere: als Jesus  kurz nach der Auferstehung seine Jünger fragte, ob sie etwas zu essen hätten. In beiden Fällen wäre „eine Salbung des Petrus” erfolgt: zuerst zum Menschenfischer, dann zum Hirten. Und mit der neuen Sendung gab der Herr dem Simon auch einen neuen Namen: Petrus.


Erst wer sich selbst als Sünder erkennt, kann Jesus nachfolgen

 

Als Simon gesehen habe, dass die Netze vor lauter Fischen fast zu reißen drohten, habe er sich Jesus zu Füßen geworfen und ihn angefleht: „Herr, geh weg von mir, ich bin ein Sünder“.

„Das ist der erste entscheidende Schritt des Petrus auf dem Weg der Jüngerschaft, des Jüngers Jesu, dass er sich selbst anklagt: ,Ich bin ein Sünder´", gab Franziskus zu bedenken. „Es ist der erste Schritt Petri, und es ist auch der erste Schritt, den wir tun, wenn wir den Weg des geistlichen Lebens gehen wollen; den Wunsch haben, in das Leben Jesu einzutreten, in den Dienst Jesu, in die Nachfolge Jesu. Wir müssen uns selbst anklagen: wer sich nicht selbst anklagt, kann auch nicht den Weg des christlichen Lebens einschlagen.“


Das Heil Jesu ist keine „Kosmetik”: es verwandelt wirklich

 

Aber hier verberge sich auch ein Risiko. Obwohl wir nämlich alle wüssten, dass wir Sünder sind, würden wir dies meist einfach nur so dahinsagen – ohne wirkliche Selbsterkenntnis, gab der Papst zu bedenken. Erst wer sich ehrlich schäme für das, was er getan hat, sich schlecht und elend fühle, könne sich selbst anklagen. Doch genau diese Scham, die von Herzen kommt, sei die Erfahrung des Petrus gewesen, der Jesus sagt, von ihm Abstand zu nehmen, weil er ein Sünder sei.

„Er fühlte sich wirklich als Sünder, und dann fühlte er sich gerettet,“ führte der Papst weiter aus. Das Heil, das Jesus bringe, brauche diese Selbsterkenntnis, weil es wirklich verwandle, unser Gesicht nicht einfach nur mit „zwei Pinselstrichen“ ein wenig verändere. Erst mit dem aufrichtigen Bekenntnis unserer Sünden könnten wir Raum dafür schaffen, das Wunder des Petrus zu erleben, so Franziskus.


Der Versuchung widerstehen, über andere herzuziehen

 

Der erste Schritt der Bekehrung sei es also, Scham zu empfinden und sich selbst anzuklagen – und dann das Staunen darüber zu empfinden, gerettet zu sein. Und das bedeute, dass man der Versuchung widerstehen müsse, über die anderen herzuziehen, mahnte der Papst.

„Es gibt Menschen, die nichts Besseres tun haben als über andere herzuziehen; die immer nur mit dem Finger auf andere zeigen statt vor der eigenen Tür zu kehren – und wenn sie dann zur Beichte gehen, klingen sie wie ein Papagei: ,Bla, bla, bla.. ich habe das und jenes getan.´ Aber berührt das, was du getan hast, auch dein Herz? Nein. Du gehst zur Beichte, um ein bisschen ,Kosmetik zu betreiben´, dein ,Make-up aufzufrischen´, damit du gut wegkommst. Aber dein Herz ist nicht dabei, weil du nicht fähig warst, dir selbst deine Fehler einzugestehen.“

Die Gnade, sich als Sünder zu fühlen

 

Abschließend lud der Papst seine Zuhörer ein, diesbezüglich Gewissenserforschung zu betreiben: „Und woran erkennt man, dass ein Mensch, ein Christ nicht weiß, wie man sich selbst anklagt? Wenn er es gewohnt ist, mit dem Finger auf andere zu zeigen, über andere herzuziehen, seine Nase in anderer Leute Leben zu stecken. Das ist immer ein schlechtes Zeichen. Tue ich das? Das ist eine gute Frage, um an das Herz zu kommen. Lasst uns den Herrn heute um die Gnade bitten, mit diesem Staunen vor ihn zu treten, das Seine Gegenwart auslöst. Bitten wir ihn um die Gnade, uns als Sünder fühlen und mit Petrus sagen zu können: ,Geht weg von mir; ich bin ein Sünder´".

 

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06. September 2018, 09:29
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