Blick auf den Petersplatz Blick auf den Petersplatz 

D: Bischof vor Vatikantreffen: Brauchen Dialog auf Augenhöhe

Am Freitag empfängt der Vatikan eine Abordnung deutscher katholischer Bischöfe, um über ihr Reformvorhaben „Synodaler Weg" zu sprechen. Vom Vatikan und auch von Papst Franziskus gab es dazu wiederholt Kritik. Der Aachener Bischof Helmut Dieser sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) diesen Dienstag, er habe „den Eindruck, dass wir in Rom nicht richtig verstanden werden."

Für Bischof Dieser  gibt es noch einige Missverständnisse auszuräumen: Manches, was aus dem Vatikan angemahnt werde, „machen wir gar nicht", sagte er der KNA.„ Ich wünsche mir eine andere Art der Kommunikation zwischen dem Vatikan und der deutschen Kirche. Auf Augenhöhe." Einen  direkten Austausch hätte es seiner Meinung nach schon viel früher gebraucht.

Konkret lehnt der Vatikan bisher das Vorhaben des „Synodalen Wegs" ab, ein gemeinsames Entscheidungsgremium aus Klerikern und Laien auf den Weg zu bringen (Synodaler Rat).

Wunsch: Laien in Gespräche einbeziehen 

Bischof Dieser bekundete die Hoffnung, dass das anstehende Treffen zu mehr Verständnis führe.  Leider seien die Laien, die im „Synodalen Weg" eingebunden sind und Co-Vorsitzende von vier Themengruppen sind, nicht zu dem Treffen am Freitag in Rom eingeladen worden. „Das ist nicht der Stil von Leitung, wie wir ihn in Deutschland zu etablieren versuchen", stellt Dieser dazu fest. Bischof Dieser ist Co-Vorsitzender des Synodalforums zum Themenfeld Sexualität und Partnerschaft.

Viele offene Fragen

Wie der Synodale Rat genau aufgestellt werden soll, ist laut dem Bischof noch nicht zu Ende gedacht. Das sollte noch weiter erarbeitet werden - unter anderem in einem,  kürzlich von Rom ebenfalls untersagten Ausschuss.  „Die erste Vorlage zur Ausgestaltung des Rates haben wir Bischöfe abgelehnt. Denn mit diesem Vorschlag hätte die Gefahr bestanden, dass ein Bischof in die Minderheit gerät und am Ende noch vor eine Schiedsstelle hätte ziehen müssen", so Dieser. Er hält fest: „'Katholisch' geht aber anders: Man kann nicht gegen den Papst oder gegen den Bischof katholisch sein, sondern nur mit dem Papst und mit dem Bischof. Dann geht viel."

„Man kann nicht gegen den Papst oder gegen den Bischof katholisch sein, sondern nur mit dem Papst und mit dem Bischof. Dann geht viel“

 

Mit der Vatikanerklärung, die es Priestern ermöglich, unter anderem homosexuelle Paare im privaten Rahmen segnen zu können, hat der Papst laut Dieser zwar nicht die Lehre verändert. Er glaube aber, dass darin der Anfang einer Weiterentwicklung der katholischen Sexualmoral liege. Überall in der katholischen Kirche nehme man wahr, dass es in den eigenen Reihen queere Menschen gebe. „Es wird dann häufig ignorierend zugelassen, was zu einem schrecklichen Doppelmoral-Verhalten und zu Lügen führt." Die Kirche müsse sich hier ehrlicher machen. „Ich glaube nicht, dass wir über die Sexualität des Menschen schon alles gesagt haben", so Dieser.

„Glaube nicht, dass wir über die Sexualität des Menschen schon alles gesagt haben“

Der Bischof erwartet, dass die Kirchen in Deutschland mittel- und langfristig eine Minderheit werden und gravierend an gesellschaftlicher Relevanz verlieren. „Die Politik wird mit uns keine Wahlen mehr gewinnen wollen." Dennoch blieben die Kirchen gesellschaftlich anschlussfähig, „weil unsere Botschaft nichts an Kraft und Aktualität verloren hat". Zu den ersten Pflichten der Christen gehöre ihr soziales Engagement. „Und damit bleiben wir höchst wirksam für das Gemeinwohl, was allgemein auch anerkannt wird."

(kna - sst) 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

19. März 2024, 11:36