Laien, Bischöfe, Priester, Ordensleute: Bei einer Sitzung des Synodalen Wegs in Deutschland Laien, Bischöfe, Priester, Ordensleute: Bei einer Sitzung des Synodalen Wegs in Deutschland 

Kardinal Kasper zu Synodalem Rat: „Kann nicht gut ausgehen"

Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper bleibt bei seiner Kritik an einem zentralen Reformvorhaben des Synodalen Wegs. Die Einsetzung eines „Synodalen Ausschusses" in Deutschland, der einen Synodalen Rat als neues Entscheidungsgremium in der Katholischen Kirche in Deutschland vorbereiten soll, entbehre jeglicher Legitimierung.

Nicht zuletzt habe das Projekt bereits scharfe Kritik aus Rom erfahren, erinnerte Kasper im Interview mit der neuen Online-Plattform „communio.de" des Verlages Herder. „Jetzt trotzdem mit diesem Projekt einfach weiterzumachen und vollendete Tatsachen zu schaffen, das kann man nicht anders denn als trotzige Herausforderung verstehen, die nicht gut ausgehen kann", so der 90-jährige deutsche Kardinal.

Der geplante Synodale Rat sieht eine paritätische Besetzung mit Bischöfen, Priester und Laien vor und soll sich als Beratungs- und Leitungsorgan mit wesentlichen Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft befassen. Der vorbereitende Ausschuss tagte im November erstmals. Kritiker - darunter Communio-Schriftleiter Jan-Heiner Tück - hatten immer wieder eingewendet, dass ein Synodaler Rat einem „Umbau der bischöflichen Verfassung" gleichkomme und die freiwillige Selbstbindung an Mehrheitsbeschlüsse eines nationalen Synodalrates zu Dissonanzen mit Rom führen könne.

Kardinal Kasper
Kardinal Kasper

Leitungsvollmacht der Bischöfe aushebeln

Auch Kasper stimmte nun in den Chor der Kritiker ein und betonte: „Ein solcher Synodaler Rat wäre ohne Zweifel ein Eingriff in die sakramentale Struktur und würde die Leitungsvollmacht des Bischofs begrenzen oder gar aushebeln. Er hätte dann mehr Befugnisse als die Bischofskonferenz, welche nach dem gegenwärtigen Kodex des kanonischen Rechtes mit wenigen Ausnahmen ein Beratungsgremium ist." Ihm leuchte daher auch nicht ein, „wie man bei der Ordination ein Amt übernehmen kann und dann auf die Ausübung der Verpflichtungen, die zu diesem Amt wesentlich gehören und die man bei der Ordination öffentlich übernommen hat, verzichten kann."

Anstelle eines seines Erachtens theologisch nicht legitimierten Synodalen Rates sei es zielführender, die innerkirchliche Gesprächskultur zu stärken und Synodalität als bestimmendes Prinzip des Kirche-Seins zu etablieren: „Es geht nicht darum, unter Berufung auf die Synodalität zusätzliche neue Strukturen zu schaffen, sondern vielmehr darum, die bestehenden Strukturen im Sinn der Synodalität neu auszurichten und sie weniger bürokratisch, sondern mehr geistlich auszugestalten." Offen zeigte sich Kasper gegenüber der Idee „einer Art Verwaltungsgerichtsbarkeit oder einer unabhängigen Beschwerdestelle".

Auch gebe es etwa mit den regelmäßigen Beratungen zwischen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee deutscher Katholiken (ZdK) etablierte Beratungsformen, die es vorrangig weiterzuentwickeln gelte. „Nichts hindert, diese Beratungen noch etwas zu profilieren. Problematisch wird es jedoch dann, wenn ein Synodaler Rat bindende Beschlüsse fassen könnte, an welche der einzelne Bischof kanonisch oder moralisch gebunden ist."

Laien-Beteiligung positiv für Synode

Grundsätzlich positiv bewertete Kasper in dem Gespräch, das Communio-Schriftleiter Tück eigens für das neue Online-Portal commonio.de geführt hat, die im vergangenen Oktober zu Ende gegangene erste Session der Bischofssynode über Synodalität. Die Beratungsmethode habe sich bewährt, auch die Teilnahme von (stimmberechtigten) Laien und Frauen habe der Synode „sehr gut getan", so der emeritierte Kurienkardinal. Dies gelte es auch bei der kommenden Synode 2024 beizubehalten bzw. weiterzuentwickeln. Darüber hinaus hält Kasper für wünschenswert, „dass bei künftigen Synoden nicht nur an die Teilnahme von Bischöfen und Laien gedacht wird, sondern auch in der Seelsorge vor Ort tätige Priester einbezogen werden, da sie es sind, welche die 'Hitze des Tages' zu ertragen haben."

Im Blick auf die theologische Begleitung der Synode empfahl Kasper abschließend eine stärkere Involvierung von Theologinnen und Theologen. Zwar gab es bislang dazu die Einrichtung der „Synodentheologen", zu denen etwa auch die Linzer Pastoraltheologin Klara Antonia Csiszar zählte, dies sei jedoch nicht ausreichend, um die notwendige Tiefe möglicher verbindlicher Beschlüsse zu erreichen, so Kasper: „Da ein einzelner diese Arbeit kaum leisten kann, schlage ich eine internationale Gruppe von anerkannten Theologen und Kanonisten vor."

Kardinal Kasper war von 2001 bis 2010 Leiter der vatikanischen Kurienbehörde zur Förderung der Einheit der Christen und zuvor unter anderem Bischof der deutschen Diözese Rottenburg-Stuttgart.

(communio.de/kna – gs)

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09. Januar 2024, 10:36