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Österreich: Strukturreform im Bistum Linz geht weiter

Das Vatikan-Dikasterium für den Klerus ist derzeit mit Einsprüchen gegen einige Umsetzungsschritte der Pfarrstrukturreform in der Diözese Linz befasst. Das teilte das Bistum an diesem Montag mit.

Voraus ging dem das Ersuchen von acht der 103 betroffenen oberösterreichischen Pfarrgemeinden, die zu sieben neuen Pfarreien fusioniert werden sollen, um Rücknahme der Fusionierung, so die Diözese in einer Erklärung. Das Inkrafttreten der entsprechenden Dekrete für die Dekanate Andorf, Frankenmarkt, Kremsmünster und Ried, aus denen Widerstand gegen die Zusammenlegung formuliert worden war, werden demnach ausgesetzt.

In anderen Gemeinden geht die Strukturreform weiter: Die Fusionsdekrete für die neuen Pfarreien Mühlviertel-Mitte, Steyr und Trauner Land erlangen wie vorgesehen zum 1. Januar ihre Rechtsgültigkeit, hieß es.

Vor einem Jahr: die ersten Dekrete

Vor mehr als einem Jahr - am 18. Oktober 2022 - hatte die Linzer Diözesanleitung die ersten 51 Dekrete erlassen, mit denen ebenso viele Pfarreien zum 1. Januar 2023 zu nunmehr fünf neuen Pfarreien fusioniert wurden. Mit dem Datum des 29. September wurden dann die nächsten 103 Dekrete erlassen, durch die zum Jahreswechsel weitere 103 Pfarreien zu nunmehr sieben neuen Pfarreien fusioniert werden sollten. Diesen Fusionierungen hatte der Linzer Priesterrat schon im März zugestimmt.

Nach Erlass der Dekrete durch Bischof Manfred Scheuer bestand die Möglichkeit, dass auch einzelne Mitglieder betroffener Pfarren um Rücknahme der Fusionierung ersuchen konnten. „Dies geschah diesmal aus manchen Pfarren“, so die Diözese. Diese Schreiben seien von Scheuer „individuell, wenn auch in ähnlicher Weise“ beantwortet worden, um nochmals auf die Beweggründe für die Strukturreform hinzuweisen.

„Herstellung der Rechtssicherheit“

Gemäß der in der „Ordnung der Pfarren“ vorgesehenen Vorgangsweise sei nun aus acht der 103 Pfarrteilgemeinden ein Rekurs zur Weiterleitung nach Rom eingereicht worden, ausgehend von Einzelpersonen bzw. einigen Gruppen, hieß es in der Aussendung weiter. Das zuständige Klerus-Dikasterium in Rom sei nun mit der „Herstellung der Rechtssicherheit“ befasst; das Inkrafttreten der pfarrlichen Fusions-Dekrete für die vier betroffenen Dekanate bleibe somit bis auf weiteres ausgesetzt.

Deren designierte Pfarrer und Pastoralvorstände bzw. -vorständinnen können und sollen aber auch weiterhin Initiativen für eine künftige Zusammenarbeit der Pfarreien im Dekanat setzen, betonte die Diözese. Die Mitarbeitenden und diejenigen Pfarreien, aus denen kein Einspruch im Dekanat kam, „sollen nicht das Gefühl bekommen, dass durch die zahlenmäßig wenigen Gegenstimmen die kirchliche Gesamtentwicklung gelähmt wird“. Auch die designierten Verwaltungsverantwortlichen, die bereits in den Dekanaten tätig sind, könnten ihre Aufgaben im bisherigen Sinn weiterverfolgen.

Pfarrstrukturreform

Das Umsetzungskonzept der Pfarrstrukturreform in der Diözese Linz sieht 39 „Pfarren“ vor, die aus mehreren Pfarrteilgemeinden mit ihren historischen lokalen Rechtsträgern „Pfarrkirche“ und „Pfarrpfründe“ bestehen. Damit soll seitens der Diözesanleitung sowohl die Zusammengehörigkeit innerhalb des pastoralen Raumes einer Pfarrei bewusst gemacht als auch die konkrete Beheimatung und Verantwortung in einer konkreten Gemeinschaft vor Ort zum Ausdruck gebracht werden. Die Pfarrteilgemeinden werden daher zwar eine weitgehende Selbstständigkeit - auch finanzieller Art - für ihren Bereich bewahren können, zugleich profitieren sie vom größeren Ganzen der Pfarre und der Zusammenarbeit der Seelsorge-Verantwortlichen.

Zu diesem Beziehungsnetz gehören auch Orte der kategorialen Seelsorge, wie zum Beispiel im Krankenhaus, in Bildungs- oder Jugendzentren und in der Betriebsseelsorge. Innovative Projekte und pastorale Initiativen sollen fixer Bestandteil des gemeinsamen Pfarrlebens sein. Geleitet werden die Pfarreien von jeweils einem Pfarrer in Zusammenarbeit mit zwei Vorständen/Vorständinnen für pastorale und wirtschaftliche Angelegenheiten.

„Inhaltliche Neuausrichtung“

Wesentlich bleibt dabei weiterhin die Mithilfe und Leitungsverantwortung in unterschiedlichen Aufgabenbereichen von Priestern, Ständigen Diakonen sowie haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden vor Ort in den Pfarrgemeinden bzw. im pastoralen Handlungsraum der Pfarrei. Erreichbarkeit, Seelsorge, Glaubenszeugnis und sozialer Einsatz sollen durch eine bessere Koordination und Aufgabenbeschreibung langfristig für alle Pfarrteilgemeinden sichergestellt werden.

Hauptziel der neuen Struktur ist es laut der Diözese Linz, „einen unterstützenden Rahmen für eine inhaltliche, an der Botschaft Jesu orientierte Neuausrichtung der Christinnen und Christen zu schaffen, damit Kirche im Sinne des Evangeliums auch weiterhin nah bei den Menschen und wirksam in der Gesellschaft ist“.

(kap – sk)
 

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11. Dezember 2023, 11:25