Bischof Bonnemain von Chur Bischof Bonnemain von Chur 

Schweiz: „Exorzismus ist komplexes Thema“

Bischof Joseph Bonnemain von Chur schließt nicht aus, unter bestimmten Umständen in seinem Bistum auf Exorzismus zurückzugreifen. Das sagte er jetzt in einem Interview mit dem italienischsprachigen Schweizer Radio RSI.

Bonnemain hatte im November angekündigt, dass er nicht plane, in seiner Diözese wieder einen Exorzisten einzusetzen; zuvor war der Priester, der diese Funktion ausübte, 2020 gestorben. Jetzt äußerte der Bischof gegenüber RSI: „Der Exorzismus ist ein Thema, das für Gesprächsstoff sorgt, und ein komplexes Thema“.

Er sei der Ansicht, dass eine Vereinfachung in diesem Bereich vermieden werden sollte. „Es gibt viele Menschen, die Probleme haben, die unter Druck stehen, die entmutigt sind“, stellte er fest. Man müsse zuerst verstehen, wie ihre Situation wirklich sei und was die Ursachen ihrer Probleme seien, indem man eine persönliche und vertrauensvolle Beziehung zu ihnen aufbaue.

Die Art der Probleme bestimmen

Im vergangenen November hatte der Bischof, der auch Arzt ist, die Ansicht vertreten, dass es sich bei vielen Fällen um psychologisches Unbehagen und nicht um eine dämonische Besessenheit handele. Im Radio-Interview wiederholte er nun diese Überzeugung, erinnerte aber auch an die Bedeutung von Ritualen für die Menschen.

Historischer Stich: Jesus heilt einen Besessenen
Historischer Stich: Jesus heilt einen Besessenen

„Anstatt sofort die Adresse eines Exorzisten zu nennen, muss man Personen mit Erfahrung, Sensibilität, die Priester sein können, haben, die sich kümmern, die begleiten, die helfen, die verstehen - und die auch Segnungen, Rituale, Sakramente verabreichen, um wirklich zu sehen, wie die Situation ist. Oft gibt es psychische, spirituelle Probleme. Und wenn man nach dieser Begleitung, diesem Ansatz versteht, dass es wirklich ein großes Exorzismusritual braucht, dann kann man das tun.“

Eine „Task Force“ für den Exorzismus

Für den Bischof von Chur „gibt es einen Paradigmenwechsel“; die Herangehensweise an dieses Problem habe sich geändert. Anstatt einfach einen neuen Exorzisten zu ernennen, schlägt Bischof Bonnemain daher vor, „ein Team von Personen zu bilden, die diese Fähigkeit, diese Erfahrung und diese Sensibilität haben, um diese Menschen zu begleiten, die spüren, dass sie Probleme haben“.

Sollte sich trotz aller Interventionen, Untersuchungen und der Hilfe dieser neuen Gruppe ein tatsächlicher Bedarf an einem Exorzismus ergeben, so könnte der Bischof die Genehmigung für ein Exorzismusritual erteilen, indem er einen Priester der Diözese mit ausreichender Kapazität und Erfahrung für die Durchführung des Rituals ernennt.

(cath.ch – sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

17. Januar 2023, 13:03