Priesterliche Lebensform überdenken? Priesterliche Lebensform überdenken? 

Zölibat? „Diese Diskussion müssen wir führen“, sagt Kardinal Marx

Kardinal Reinhard Marx hat sich für eine Lockerung der Zölibatspflicht für katholische Priester ausgesprochen. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ vom Mittwoch erklärte der Erzbischof von München und Freising, die ehelose Lebensform ziehe ungeeignete und sexuell unreife Männer an.

Dass der Zölibat eine Gefahr mit Blick auf Missbrauch sei, wollte Marx nicht direkt bejahen. Jedenfalls sei diese Lebensform aber „prekär“, weil sie Einsamkeit fördere. Zweifellos sei der Zölibat ein Weg, das Evangelium zu leben. „Aber ob man das für jeden Priester als Grundvoraussetzung nehmen soll, da mache ich doch ein Fragezeichen“, sagte Marx. Er halte es für falsch, die Möglichkeit, den Zölibat zu leben, „einfach auf den Einzelnen abzuladen“.

„Diese Diskussionen müssen wir führen“

Zwar sei die Kirche eine Gemeinschaft, die seit Jahrhunderten „bestimmte Regeln und Selbstverständnisse von Priestern hat. Trotzdem kann ich mir verheiratete Priester vorstellen.“ Bei manchen Geistlichen wäre es besser, sie hätten eine Ehefrau. „Nicht nur aus sexuellen Gründen, sondern weil es für ihr Leben besser wäre und sie nicht einsam wären“, sagte Marx. „Diese Diskussionen müssen wir führen.“ Beim Reformprojekt „Synodaler Weg", der dieser Tage in Frankfurt zum dritten Mal in Vollversammlung tagt, gilt eines von vier Foren der priesterlichen Lebensform. 

Frauenweihe? Erst mal Frauenpredigt

Zu vorerst keinem Schluss ist Marx nach eigenen Aussagen beim Thema Priesterweihe für die Frau gelangt. Die gesamte Diskussion darüber sei nicht abgeschlossen, so der Kardinal, er habe in diesem Punkt auch einmal Papst Franziskus widersprochen. Und: „Die Argumente, dass es nicht geht, sind für mich im Laufe meines Lebens immer schwächer geworden“. In jedem Fall bräuchte die Frauenweihe „einen großen Konsens“, wenn die katholische Kirche nicht daran zerbrechen soll. Er selbst gehe einstweilen den „Weg der Öffnung“, indem er Frauen in kirchliche Führungspositionen befördere. Auch die Frauenpredigt kann Marx sich in seinem Bistum vorstellen: „Ich überlege mir, wie ich es mache. Wir haben gut ausgebildete Pastoralreferentinnen, die auch predigen können. Ich finde, da braucht man keine Genehmigung von Rom.“

(Süddeutsche – gs)

 

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03. Februar 2022, 16:38