Corona ist auch in Österreich für Obdachlose eine große Herausforderung Corona ist auch in Österreich für Obdachlose eine große Herausforderung 

Österreich: Immer mehr Verzweifelte kontaktieren die Caritas

In der Corona-Pandemie sind Obdachlose härter betroffen denn je: Die Wiener Caritas sammelt deshalb für ihre alljährliche „Winterpaket“-Aktion, um Obdachlose besonders in der kalten Jahreszeit zu unterstützen.

Mit einer Spende von 50 Euro können ein Schlafsack und eine warme Mahlzeit finanziert werden. Gerade im Corona-Jahr sei Hilfe dringend notwendig, sagte Caritas-Direktor Klaus Schwertner: „Die Pandemie bedeutet besonders für Obdachlose enormen Stress.“

Lockdown: Was macht man, wenn man kein Zuhause hat?

„Wenn wir im Lockdown oder überhaupt aufgefordert werden, zu Hause zu bleiben, müssen wir uns fragen: Was heißt das für Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben“, gab Schwertner in einer Pressekonferenz zu bedenken. Das „Jahr des permanenten Ausnahmezustands“ habe auch die Hilfsorganisation äußerst gefordert, berichtete der Wiener Caritas-Chef und sprach von „harter Knochenarbeit“.

Zum Nachhören - was Caritas Wien für die Obdachlosen unternimmt

Das hat zum einen mit erschwerten Arbeitsbedingungen infolge des Virus zu tun, andererseits auch mit der erhöhten Nachfrage nach Unterstützung. „Es kommen verzweifelte Menschen zu uns, die nie gedacht hätten, dass sie uns brauchen“, berichtete Schwertner. So hätten sich heuer bereits 9.200 Personen beim P7, der zentralen Anlaufstelle für Wohnungslose in Wien, gemeldet: „Das ist eine enorm hohe Zahl.“ Einen starken Anstieg gab es auch bei den Suppenbussen der Caritas: Von Januar bis Ende November wurden 83.500 Portionen ausgegeben - um 11.500 mehr als im Vergleichszeitraum 2019.

Notquartiere: Situation noch stabil

Die Situation in den Notquartieren dürfte noch recht stabil sein. Von 860 Betten seien derzeit 789 belegt, sagte Schwertner. Es gebe also noch freie Plätze. „Aber für eine Entwarnung ist es noch zu früh.“ Denn Wiens Caritas-Direktor befürchtet, dass „die große Obdachlosigkeit“ zeitversetzt noch kommt. „Das Match ist noch offen“, appellierte er an Gegenmaßnahmen seitens der Politik.

Vom Bund fordert Schwertner, die Mietstundungen auf die gesamte Dauer der Pandemie auszudehnen. Und es brauche „großzügige Fristen und Raten“ für die entsprechenden Rückzahlungen. Von der Stadt wünscht er sich, dass diese die Winternothilfe – wie schon in diesem Jahr – auch 2021 über den Sommer verlängern.

 (kap - mg)

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22. Dezember 2020, 11:04