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Missbrauch: Marx gründet aus Privatvermögen Stiftung für Opfer

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat eine Stiftung zur geistlichen Unterstützung von Missbrauchsbetroffenen gegründet und einen Großteil seines privaten Vermögens eingebracht. Er gebe 500.000 Euro für die Einrichtung, erklärte Marx an diesem Freitag.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Sexueller Missbrauch in der Kirche sei ein Verbrechen, das das Leben Betroffener zerstöre und auch ihr Umfeld schwer belaste, schreibt der Kardinal in einer Mitteilung. „Das System Kirche als Ganzes ist hier schuldig geworden. Missbrauch hat systemische Ursachen und Folgen.“ Die Kirche und auch er persönlich hätten lange gebraucht, das zu verstehen, und seien damit auch noch nicht durch, erklärte Marx. Deshalb sei es ihm ein Anliegen, diese Stiftung für Opfer sexuellen Missbrauchs durch Kleriker zu gründen.  

„Ich weiß natürlich, dass Geld keine Wunden heilen kann, aber finanzielle Mittel sind notwendig, damit ein Raum eröffnet werden kann, dass wir den Weg gehen können für Hoffnung und Heil, so soll auch die Stiftung heißen, Spes et Salus“, so der Kardinal in einem Video auf dem Portal des Erzbistums München.

Hier der Beitrag über die Stiftung Spes et Salus, die Kardinal Marx einrichtet:

Die Aufdeckung von Missbrauch habe seinen Glauben und seine Wahrnehmung der Kirche verändert, „und meine Wahrnehmung vor allem im Blick auf die Betroffenen“. Ergänzend zum kirchlichen Auftrag, Missbrauch aufzuarbeiten, für Prävention zu sorgen und das Leid der Opfer anzuerkennen, habe die neue Stiftung den spezifischen Zweck, geistlich auf die von Missbrauch Betroffenen einzugehen. Marx:

„In diesen Gesprächen ist mir auch etwas deutlich geworden, was mich zutiefst bewegt: dass Menschen erzählen, dass sie im Raum der Kirche ihren Glauben verloren haben“

„In diesen Gesprächen ist mir auch etwas deutlich geworden, was mich zutiefst bewegt: dass Menschen erzählen, dass sie im Raum der Kirche ihren Glauben verloren haben. Im Raum der Kirche, in der Begegnung mit Menschen, mit Männern der Kirche, ihr Glaube beschädigt wurde. Das begleitet mich seitdem. Und die Frage ist, und der Auftrag ist für uns: Können wir etwas tun dafür, dass Menschen ihren Glauben wiederfinden? Können wir mit den Betroffenen arbeiten, können wir ihnen Wege eröffnen? Das waren die Überlegungen, die zur der Stiftung geführt hat, die ich auf den Weg bringen möchte.“

Kardinal bringt Großteil seines Privatvermögens ein

Er bringe in die Stiftung den Großteil seines Privatvermögens ein, das sich in Jahrzehnten seiner Tätigkeit als Institutsrektor, Professor und Bischof angesammelt habe, erklärte Kardinal. Marx regte Zustiftungen anderer an. „Das ist ein Anfang, die Arbeit beginnt ja erst, aber ich habe die Hoffnung, dass andere sich anschließen sowohl mit ihren finanziellen Mitteln als auch mit ihren Ideen.“

Die Stiftung „Spes et Salus" (Hoffnung und Heil) ist unter dem Dach der St. Korbinian-Stiftung des Erzbistums München und Freising angesiedelt und will unter anderem mit dem Kinderschutzzentrum der Päpstlichen Universität Gregoriana zusammenarbeiten.

Marx war 2014 bis März 2020 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz gewesen. Missbrauchsfälle in der Kirche erschütterten Deutschland seit 2010 massiv. Inzwischen hat ein langwieriger Prozess der Aufdeckung und Aufklärung begonnen. Im September 2018 stellte Marx als Präsident der Bischofskonferenz eine ausführliche wissenschaftliche Studie über Missbrauch in der katholischen Kirche Deutschlands vor. Sie dokumentierte rund 3.700 sexuelle Übergriffe durch 1.670 Priester und Ordensleute im Zeitraum von 1946 bis 2014. 

(pm/vatican news)

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04. Dezember 2020, 14:01