Christus-Mosaik des Jesuitenkünstlers Marko Ivan Rupnik Christus-Mosaik des Jesuitenkünstlers Marko Ivan Rupnik 

D: Wenn Laien Wort-Gottes-Feiern leiten

Wenn es in Pfarreien zu wenige Priester gibt, bietet manche Gemeinde sogenannte Wort-Gottes-Feiern mit Austeilung der Kommunion an. Solche Feiern können von Laien geleitet werden.

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker gibt diese Feier nun für die nächsten drei Jahre frei. Warum? Das fragte das Domradio den Geistlichen Michael Bredeck. Er leitet den Bereich Entwicklung und Kommunikation im Erzbistum Paderborn.

DOMRADIO.DE: Der Entscheidung ist ein Modellprojekt vorangegangen. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Bredeck: Dabei wurde vor allem die Erfahrung gemacht, dass die Gläubigen, die die Kommunion empfangen wollten, das auf eine sehr würdige Weise machen konnten. Die Wort-Gottes-Leiterinnen und -Leiter sind in einen geistlichen Prozess gegangen, der wirklich für die Menschen eine starke Erfahrung war. Das alles ist geschehen in Rückbindung an das Pastoralteam und den Pfarrer und vor allem an die anderen Gottesdienste und auch Heiligen Messen dort im pastoralen Raum.

„Die Gläubigen versammeln sich sonntags in ihrer Kirche und das ist erst einmal gut“

DOMRADIO.DE: Eine Wort-Gottes-Feier mit Kommunionausteilung besteht aus Gebeten, aus Liedern, aus Texten aus der Bibel. Gegen Ende werden dann geweihte Hostien an die Gläubigen verteilt. Da gibt es Kritiker, die sagen, so ein Gottesdienst entwerte die Eucharistiefeier. Haben Sie diese Sorge auch?

Bredeck: Wir haben die Sorge im Erzbistum jetzt nicht, weil gerade dieses Modellprojekt gezeigt hat, dass diese Verbindung zwischen der Heiligen Messe und der Wort-Gottes-Feier gelungen dargestellt werden kann. Wir haben bei dem Modellprojekt eine Zeit der Erwartung in Warburg gehabt. Die konsekrierten Hostien wurden aus einer Messe in einer der Nachbargemeinden dann in die Kirche gebracht, in der die Wort-Gottes-Feier stattfand.

Was Laien alles dürfen: Interview zu Wort-Gottes-Feiern im Erzbistum Paderborn

DOMRADIO.DE: Haben Sie nicht die Befürchtung, dass Gläubige dann weniger in die Messe gehen, sondern diese Wort-Gottes-Feiern vorziehen? Zum Beispiel, weil sie dafür nicht so weit fahren müssen.

Bredeck: Die Gläubigen versammeln sich sonntags in ihrer Kirche und das ist erst einmal gut. Das tun sie da, wo sie wohnen und da, wo sie auch gerne den Gottesdienst feiern. Wir haben so eine Erfahrung bislang nicht machen können.

Kein Ersatz für die Heilige Messe

DOMRADIO.DE: Wie wollen Sie dennoch die Wertschätzung für die Eucharistiefeier, also die normale Messe, aufrecht erhalten?

Bredeck: Es ist wichtig zu verstehen, dass das, was der Erzbischof am Samstag freigegeben hat, wie er es ausgedrückt hat, kein Ersatz für die Heilige Messe ist, sondern an Orten stattfindet, an denen nur einmal oder zweimal im Monat die Heilige Messe gefeiert werden kann. Die Wertschätzung für die Eucharistie ist das Wichtigste. Das hat auch der Erzbischof betont. Das wird auch weiter durch die liturgische Bildung und durch die Arbeit an der ‚Qualität‘ der Eucharistiefeier nach vorne gestellt werden.

„Eine pastorale Abwägung“

DOMRADIO.DE: Es gibt Orte auf der Welt, da müssen die Gläubigen viele Kilometer zurücklegen, um überhaupt eine Messe feiern zu können. Trotz Priestermangels ist das bei uns noch nicht so schlimm. Warum dann trotzdem dieses Angebot zur Wort-Gottes-Feier?

Bredeck: Wir haben im Erzbistum Paderborn schon eine Reihe von Gegenden, die sehr ländlich geprägt sind oder wo auch die Entfernungen zwischen den Kirchen sehr groß sind. Wir haben gerade in diesen Räumen einfach das Problem, dass eine größere Zahl von Gemeinden sonntags keine Heilige Messe feiern kann, weil wir die Priester einfach nicht haben.

Der Erzbischof hat für unser Bistum gesagt, die Priester sollen drei Messen am Sonntag feiern – nicht mehr. Das ist auch die Basis für diese Entscheidung jetzt. Insofern gab es da eine pastorale Abwägung, so will ich es mal nennen, die dazu geführt hat, zu sagen: Das ist jetzt hier im Bistum an diesen Orten auch in der einzelnen Situation nötig oder hilfreich.

DOMRADIO.DE: Möglicherweise jetzt auch in der Corona-Situation, wenn es dann um Weihnachten und so weiter geht?

Bredeck: Ja, bestimmt auch da. Aber das war nicht im Fokus, als wir das Projekt in Warburg auf den Weg gebracht haben. Das war auch nicht der Hintergrund für diese Entscheidung, aber das kann natürlich auch in diesem Zusammenhang jetzt sehr helfen.

Das Interview führte Dagmar Peters vom Domradio Köln.

(dr - sk)

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19. November 2020, 09:34