Flüchtlinge auf Lesbos Flüchtlinge auf Lesbos 

Schweizer Bischöfe: „Flüchtlingen zunächst vor Ort helfen“

Die Schweizer Bischöfe hoffen, dass bald eine Lösung für die Hilfesuchenden auf den griechischen Inseln gefunden werden kann. Die Sprecherin der Bischofskonferenz, Encarnacion Berger-Lobato, präzisierte gegenüber Radio Vatikan, dass die Oberhirten dabei vor allem an Hilfe vor Ort denken.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Eine gute Lösung wären humanitäre Korridore, hieß es zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der Schweizer Bischofskonferenz. Die Bischofskonferenz selbst könne diesbezüglich allerdings wenig unternehmen, erläutert Bischofssprecherin Berger-Lobato:

„Die Schweizer Bischöfe können einerseits mit ihrem Gebet und andererseits mit dem Hinweis helfen, dass man diese Krise nicht einfach vergessen darf. Es gibt derzeit so viele andere Krisen, die den Alltag prägen. Aber die Bischöfe wollen darauf hinweisen, dass diese Flüchtlinge vor Ort dringend Hilfe brauchen. Die Schweizer Bischofskonferenz kann selber nicht aktiv werden. Unser Sekretariat ist ja nur ein kleines Gebäude in Fribourg, aber wir können durchaus die Unterstützung anbieten, was die Bischöfe jetzt gemacht haben. Die Bischofskonferenz unterstützt die Hilfswerke, die vor Ort tätig sind. Ich denke zum Beispiel an Caritas Schweiz.“

Zum Nachhören

Positiv sei, dass der Schweizer Staatssekretär für Migration, Mario Gattiker, die Möglichkeit in Aussicht gestellt habe, unbegleitete Minderjährige als Flüchtlinge in der Schweiz aufzunehmen. Und andererseits habe auch die Schweizer Justizministerin Karin Keller-Sutter vor wenigen Wochen darauf gedrängt, dass für Griechenland ein europäischer Aktionsplan gemacht werden müsse.

„Wir beteiligen uns beim Empfangs- und Verfahrenszentrum in Basel an einer ökumenischen Anlaufstelle. Da können Flüchtlinge, die das Zentrum nicht verlassen dürfen, wenigstens gemeinsam Kaffee trinken oder Sprachkurse besuchen. Dort erhalten sie auch Informationen über die Schweiz. Das ist eine sehr wichtige Anlaufstelle, weil dort entschieden wird, ob die Flüchtlinge in der Schweiz bleiben dürfen oder nicht. Auf diesem Niveau könnte sich die Schweizer Bischofskonferenz vorstellen, mitzuhelfen. Falls man humanitäre Korridore errichten würde und somit die Grenzen geöffnet würden, dann würden auch Plätze benötigt. Es ginge um die unbegleiteten Minderjährigen, die kommen könnten. Die Schweizer Bischofskonferenz könnte dann via Bistümer und Pfarreien nachfragen, wo es Familien oder Paare gäbe, die gewillt sind, diese Jugendlichen oder sogar ganze Flüchtlingsfamilien aufzunehmen. Wir denken, dass es hier noch ein großes Potential gibt, das noch ausgeschöpft werden kann.“

In Zusammenhang mit den humanitären Korridoren ist es so, dass es in Lausanne eine Vertretung der Gemeinschaft Sant’Egidio gibt. Diese wäre sicher auch bereit, ihre Erfahrungen bei der Schaffung von humanitären Korridoren zur Verfügung zu stellen, fügt Berger-Lobato an. Sie verweist weiter auf die zahlreichen Hilfsangebote von Pfarreien für Flüchtlinge in der Schweiz, die bereits bestehen. Hinzu komme Hilfe für Flüchtlinge auf den griechischen Inseln in ökumenischer Zusammenarbeit. 

„Die Schweizer Bischofskonferenz denkt sicher zunächst einmal, dass pragmatisch vor Ort (in z.B. Griechenland) zu helfen ist. Das soll mit Zelten, Decken, Lebensmitteln und Medikamenten geschehen. Hier hat die Schweiz schon eine große Erfahrung in diesem Bereich gesammelt. Die Schweiz hat ja eine starke politische Tradition mit ihrer Neutralität. Sie kann auch diesbezüglich sicher helfen, politisch zu vernetzen und diese schwierige Krise mit einer politischen Lösung zu unterstützen, denn das kann langfristig nur mit guten politischen Lösungen gelöst werden.“

(vatican news)

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06. März 2020, 13:50