Wärme und Zuspruch für die Bedürftigen - vor allem in der Winterzeit Wärme und Zuspruch für die Bedürftigen - vor allem in der Winterzeit 

Deutschland: Eine Kölnerin eifert St. Martin nach

In den sozialen Netzwerken wird sie für ihre Aktion gefeiert – für sie selbst stand aber nur im Vordergrund, „einfach zu machen“: Die Kölnerin Nina Engfeld war es Leid, frierende Menschen in sozialen Schwierigkeiten zu sehen. Deshalb hat sie kurzerhand einige Bäume am Rheinufer mit dicken Jacken behängt, versehen mit einer herzlichen Widmung und der Aufforderung an die Bedürftigen, sich mit den gespendeten Winterjacken zu wärmen.

Die Kollegen vom Kölner Domradio haben mit ihr gesprochen. 

DOMRADIO.DE: Was haben Sie für Jacken in die Bäume gehängt?

Nina Engfeld (Kölnerin mit Herz): Das sind meine Jacken und natürlich hauptsächlich Winterjacken. Da war sogar eine richtig gute dicke Segeljacke dabei, bei der ich mir gewünscht habe, dass die hoffentlich wirklich jemand findet und sich darüber freut. Natürlich schwingt da auch immer die Sorge mit, dass irgendeiner, der es eigentlich nicht nötig hat, sie mitnimmt.
Ich hatte noch eine Widmung dazu geschrieben, da steht drauf "Wärm Dich auf, Du bist nicht allein". Die Menschen, die diese Jacken brauchen, brauchen sicherlich auch ein ermutigendes Wort.

DOMRADIO.DE: Woher stammt diese Idee?

Engfeld: Ich habe das selbst bei Facebook gesehen und dann auch gepostet. Gestern meinte jemand, die Idee gibt es schon fast drei Jahre. In anderen Ländern wird das schon lange gemacht, dass die Bewohner der Stadt im Winter ihre Jacken mit einer Widmung aufhängen, sodass sich obdachlose Menschen diese Kleidungsstücke nehmen können.

„Manchmal wird zu viel diskutiert.“

DOMRADIO.DE: Es ist ja eine Sache, so etwas zu lesen und das gut zu finden – und auf der anderen Seite wirklich die Jacken aus dem Schrank zu holen und hinzugehen. War das für Sie direkt klar, das auch zu machen?

Engfeld: Dazu habe ich noch eine Motivation von einer Freundin bekommen, aber ich denke, man muss Dinge einfach machen. Viele Menschen machen nichts, weil sie denken, dafür im Verein zu sein oder das vorher großartig planen zu müssen. Da kommen dann oft erstmal viele Fragen: Kann ich das einfach so machen oder auch zum Beispiel: Darf man einfach so Essen verteilen? Manchmal wird zu viel diskutiert. Ich finde, solange es gut ist, sollten wir es einfach machen.

DOMRADIO.DE: Das war ja nicht die erste Aktion von Ihnen, oder?

Engfeld: Wir haben letztes Jahr spontan mit vier Leuten einfach Essen verteilt. Jeder hat irgendetwas zu Hause gekocht, eine Freundin hat eine Suppe gekocht, eine andere Nudeln mit Tomatensoße. Dann sind wir mit einem Bollerwagen durch die Kölner Straßen gezogen und haben Essen verteilt. Wir hatten auch noch Schals und Mützen übrig und haben alles verteilt, was wir hatten.
Das war nichts Großes, ich hätte auch gedacht, man müsste sich viel mehr vorbereiten, aber das waren einfach nur Nudeln im Topf. So einfach können wir etwas machen, wir haben uns auch nur innerhalb eines Tages dazu verabredet.

„Was kann man denn schon falsch machen, wenn man was Gutes tut“

DOMRADIO.DE: Was macht das mit einem, wenn man sich einmal überwunden und geholfen hat?

Engfeld: Man denkt sich: Das ist so schön einfach, warum mache ich mir über so etwas eigentlich so viele Gedanken? Ich bin so ein Denkermensch, aber man muss „einfach machen“. Was kann man denn schon falsch machen, wenn man was Gutes tut?

Das Gespräch führte Heike Sicconi.

(domradio)

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22. November 2018, 13:48