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Deutschland: Bischöfe richten erneut Hotline für Betroffene von sexualisierter Gewalt ein

Die Deutsche Bischofskonferenz schaltet ab dem kommenden Dienstag erneut eine Hotline für Betroffene von sexuellem Missbrauch frei. Unter der Telefonnummer 0800/0005640 können Opfer bis zum 28. September mit Beratern in Kontakt treten.

Die Hotline ist täglich zwischen 14.00 und 20.00 Uhr besetzt. „Außerhalb dieser Zeiten rufen die Berater nach Wunsch zurück“. Das erklärte die Bischofskonferenz am Freitag. Zusätzlich zu der Telefonberatung ist im gleichen Zeitraum auch eine Internetberatung unter www.hilfe-nach-missbrauch.de freigeschaltet. Weiter weist die Bischofskonferenz auf die Seite des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hin: www.hilfeportal-missbrauch.de.

Grund für die die Freischaltung ist die Präsentation der von den Bischöfen in Auftrag gegebenen Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“. Sie wird auf der Herbstvollversammlung der Bischöfe in der kommenden Woche in Fulda präsentiert.

Laut vorab bekannt gewordenen Ergebnissen gab es zwischen 1946 und 2014 in Deutschland 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe durch mindestens 1.670 Beschuldigte, darunter mehrheitlich Priester.

Die Bischöfe hatten bereits zwischen 2010 und 2012 eine Hotline geschaltet. In diesem Zeitraum wurden nach Angaben der Katholischen Nachrichten-Agentur rund 8.500 Gespräche geführt. Die Einstellung des Angebots erfolgte, weil es laut Angaben der Bischofskonferenz seinerzeit kaum noch Anrufe gab.

Zu der Wiederaufnahme der telefonischen Beratung hieß es: „Berichte rund um das Thema Missbrauch können bei Betroffenen seelische Probleme auslösen, weil plötzlich die Erinnerungen und das Leid wieder spürbar werden.“

EKD plant keine eigene Studie

 

Währenddessen gab die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) bekannt, dass sie derzeit keine vergleichbare Studie zu sexuellem Missbrauch wie die katholische Kirche plane. „Entsprechend der Struktur der evangelischen Kirche waren die Aufarbeitungsprozesse lokal und regional verortet“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er verwies unter anderem auf den Abschlussbericht der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland von 2014 zum Missbrauchsskandal in Ahrensburg.

Im Übrigen müsse „jede Institution, auch Sportvereine und andere nicht-religiöse Vereinigungen, in ihrer eigenen Organisation die größtmöglichen Anstrengungen unternehmen, um Kinder, Jugendliche und andere Schutzbedürftige vor sexueller Gewalt zu schützen“. Da sei „auch die evangelische Kirche gefragt, ihre Bemühungen weiter voranzutreiben“, so der bayerische Landesbischof. Zwar habe nicht jede Landeskirche einen Beauftragten für Missbrauch, in jeder Kirche gebe es aber Ansprechpersonen. Zudem habe die Kirchenkonferenz der EKD gerade „einen Katalog von Maßnahmen beschlossen, der jetzt in alle Landeskirchen transportiert wird“.

(kna – ros)

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21. September 2018, 11:26