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D: Neue Zahlen zum Finanzskandal im Bistum Eichstätt

Es sind auf den ersten Blick gute Nachrichten für das Bistum Eichstätt, die von der Staatsanwaltschaft München II kommen: Im Finanzskandal wird der zunächst befürchtete materielle Maximalschaden von 60 Millionen US-Dollar ausbleiben. Was sicher verloren ist, bezifferten die Ermittler am Mittwoch auf rund eine Million Dollar.

Das klingt fast schon marginal. Es heißt aber noch lange nicht, dass die bayerische Diözese nicht doch noch kräftig Verluste hinnehmen muss für die größtenteils ungesicherten Kredite im US-Immobilienmarkt. Denn nicht jeder durch riskante Geschäfte entstandene Schaden sei auch strafbar. Die Mitteilung markiert einen Zwischenstand der offenbar komplexen Ermittlungen zu dem Fall. Seit Ende Januar sitzen der frühere stellvertretende Finanzdirektor des Bistums und ein Geschäftspartner in Untersuchungshaft. Ihre Rechtsbeistände halten sich öffentlich bedeckt.

Mittlerweile haben sich beide jedoch „teilgeständig eingelassen“, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft berichtete. Wozu das geschehen ist, sagte sie nicht. Doch eine weitere Angabe der Ermittler lässt eine Vermutung zu: Die rund eine Million US-Dollar wurden demnach als Bestechungsgeld identifiziert. Von wem an wen die Zahlungen flossen, war indes nicht in Erfahrung zu bringen. Damit wäre zudem nur ein Teil des Vorwurfs geklärt, dem die Ermittler auf eine Strafanzeige des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke vom Juli 2017 hin nachgehen.

Außer um Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr geht es auch um Untreue. Und da ist der juristisch saubere Nachweis einer Tat deutlich schwieriger. Im konkreten Fall kommt hinzu, dass die etwa 30 Kreditverträge nach texanischem Recht geschlossen wurden. Zudem zeichnete die zwischen 2014 und 2016 abgeschlossenen Darlehen offenbar der damals amtierende Finanzdirektor in Eichstätt gegen. Bisher hatte die Staatsanwaltschaft angenommen, dass das verliehene Geld aus dem Bistumsvermögen komplett weg ist. Nun aber stellt sie diese erste Einschätzung erheblich in Frage. Denn man habe zwischenzeitlich Erkenntnisse zur Struktur der Darlehensverträge und der Schuldner gewonnen.

Auf genaue Zahlen legt sich die Behörde nicht fest. Die gibt es dafür vom Bistum Eichstätt. Auch da wird deutlich: Es fließt immerhin Geld zurück, aber in sehr überschaubarem Ausmaß. Konkret sind es seit dem Stopp der dubiosen Darlehen im Juni 2016 drei Millionen US-Dollar. Dazu kommen weitere zwei Millionen US-Dollar, die bereits im August 2015 vorzeitig beglichen wurden. Da aber lief die Vergabe neuer Kredite noch. Längst fällig sind mittlerweile 24,4 Millionen US-Dollar, ohne dass das Bistum davon bisher nur einen Cent gesehen hat.

Als Verlust wird diese Summe zwar noch nicht beziffert, aber gut sieht es für die Tilgung offenbar nicht aus. Und es stehen noch weitere offene Darlehen über zusammen 30,75 Millionen US-Dollar in den Büchern. Eine seriöse Schätzung des Schadens will deshalb im Bistum niemand abgeben. Stattdessen verweist man auf Einschätzungen der eingeschalteten Anwälte, die sich derzeit auch um die Rückforderungen kümmern. Realistisch sei, dass der Schaden für das Bistum am Ende im zweistelligen Millionenbereich liege, sagen sie. Sollte es so kommen, wäre das alles andere als marginal.

(kna – mg)

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10. Mai 2018, 11:37