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In der sudanesischen Stadt Gadaref, Ende Dezember 2023 In der sudanesischen Stadt Gadaref, Ende Dezember 2023  (AFP or licensors)

Sudan: Vor einer Hungerkatastrophe

„Die Lage ist absolut katastrophal. Das Leben im Sudan ist ein einziger Albtraum.“ Das sagt Leni Kinzli vom sudanesischen Büro des Welternährungsprogramms der UNO in Port Sudan.

„Der Hunger und die humanitären Nöte halten an, und es scheint keine konkreten Schritte in naher Zukunft zu geben, die auf ein dauerhaftes Friedensabkommen hindeuten“, so Kinzli. Im April jährt sich der Beginn des Konflikts zwischen der regulären Armee und einer paramilitärischen Gruppe. Der Bürgerkrieg hat mindestens 15.000 Tote gefordert, und fast 8 Millionen Menschen sind vor den Kämpfen geflohen, teilweise auch in die Nachbarländer.

Die Kämpfe gehen weiter, obwohl der UN-Sicherheitsrat zu einem Waffenstillstand während des Ramadan aufgerufen hat. Die größte Herausforderung für das Welternährungsprogramm ist die Angst vor einer drohenden Hungersnot. 18 Millionen Menschen sind von Ernährungsunsicherheit betroffen und mindestens 220.000 Kinder sind vom Hungertod bedroht.

Vor der dürren Jahreszeit

„Wir steuern auf die dürre Jahreszeit zu, die im Sudan in der Regel im Mai beginnt, wenn die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln abnimmt und die Vorräte aufgebraucht sind. Millionen von Menschen sind von Hunger bedroht und wissen nicht, wie sie ihre nächste Mahlzeit bekommen sollen“, sagt Kinzli.

Die Lage werde sich „exponentiell verschlimmern“, warnt die Expertin weiter. „Die diesjährige Ernte lag deutlich unter dem Durchschnitt: Die Produktion von Grundnahrungsmitteln wie Sorghum, Hirse und Weizen war um 40 Prozent geringer als im Vorjahr. Wir stehen vor einer drohenden Ernährungskatastrophe.“

„Lage für Helfer sehr gefährlich“

Das Welternährungsprogramm hat große Schwierigkeiten bei der Bereitstellung von Hilfe im Sudan. Am ersten Tag des Krieges sind drei Mitarbeiter bei einem Unfall in Nord-Darfur ums Leben gekommen. Seit Beginn des Konflikts wurden viele Büros und Lagerhäuser der UNO-Organisation, insbesondere in der Region Darfur, überfallen und geplündert. Als sich die Kämpfe von der Hauptstadt Khartum nach Wad Madani im Bundesstaat Jazeera verlagerten, musste das Welternährungsprogramm seine Tätigkeit erneut einstellen. „Im Moment ist die Situation für die Helfer sehr gefährlich.“

Die meisten Menschen im Sudan seien mittlerweile tief traumatisiert. „Sie können nicht verstehen, wie und warum es zu diesem Krieg gekommen ist.“ Zu schaffen machten ihnen ständige Stromausfälle und seit einem Jahr geschlossene Schulen. „Die Eltern machen sich große Sorgen um die Bildung ihrer Kinder und der künftigen Generationen. Die langfristigen Auswirkungen dieses Konflikts auf die Bevölkerung werden erst allmählich spürbar.“

(sir – sk)
 

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21. März 2024, 10:19