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Pakistan: Zwei christliche Brüder wieder freigelassen

Zwei Brüder, denen blasphemische Taten vorgeworfen werden, wurden aus dem Gefängnis entlassen. Ihre Verhaftung löste im vergangenen Jahr in Pakistan einen Mob zur Plünderung von Häusern und Kirchen in einer christlichen Enklave aus. Ihr Anwalt teilte am Freitag ihre Freilassung mit.

Mehr als 80 christliche Häuser und 19 Kirchen wurden im vergangenen August in der östlichen Stadt Jaranwala von Menschenmengen zerstört, nachdem Vorwürfe gegen die beiden Christen laut wurden, sie hätten einen Koran geschändet. Blasphemie gilt als ein „hetzerischer Vorwurf“ im mehrheitlich muslimischen Pakistan, wo selbst unbewiesene Anschuldigungen der Beleidigung des Islam und seines Propheten Mohammed zu tödlicher Selbstjustiz geführt haben, berichtet am Wochenende der vatikanische Fidesdienst.

Alles begann als die Polizei mehr als 125 mutmaßliche Randalierer festnahm. Gleichzeitig nahm sie auch zwei christliche Brüder fest, weil sie verdächtigt wurden, einen Koran „entstellt“ zu haben – ein Verstoß gegen Pakistans strenge Blasphemiegesetze, die mit der Todesstrafe geahndet werden können. Doch der Anwalt der Brüder, Tahir Bashir, teilte jetzt der Nachrichtenagentur AFP mit, dass sie freigelassen worden seien, nachdem ein Gericht es zunächst am 29. Februar abgelehnt hatte, ihren Fall vor Gericht zu bringen.

Ohne Prozess, keinen Gefängnisaufenthalt

„Ohne einen Prozess kann kein Verdächtiger auf unbestimmte Zeit im Gefängnis festgehalten werden“, sagte Bashir und lehnte es aus Angst um ihre Sicherheit ab, die Namen seiner Mandanten öffentlich zu nennen. „Sie sind frei, sie sind bei ihrer Familie. Sie waren sehr glücklich, freigelassen zu werden“, fügte er hinzu.

Hunderte Christen flohen letzten Sommer aus dem christlichen Viertel von Jaranwala, als Randalierer hereinströmten, Kirchen in Brand steckten und Häuser überfielen. Auf ihrem Höhepunkt zählte die Menschenmenge etwa 5.000 Menschen und wurde von Moscheelautsprechern angespornt, die verkündeten, dass ein Koran zerrissen, mit beleidigenden Worten beschmiert und an die Wände einer örtlichen Moschee geklebt worden sei.

Christen, die rund zwei Prozent der pakistanischen Bevölkerung ausmachen, gehören zu den untersten Rängen der Gesellschaft und werden häufig mit fadenscheinigen Blasphemievorwürfen konfrontiert. Aufgrund solcher Anschuldigungen wurden auch Politiker ermordet, Anwälte ermordet und Studenten gelyncht.

Letzte Woche musste die Polizei in der östlichen Stadt Lahore eingreifen, als eine Frau, die ein mit arabischer Kalligraphie verziertes Hemd trug, von einem Mob umzingelt wurde, der sie der Gotteslästerung beschuldigte. Die Menge der Männer sagte, die Kleidung stelle den Koran dar, sei aber mit dem arabischen Wort für „schön“ verziert.

(ucan – mg)

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02. März 2024, 17:05