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Der Priester Markus Wirth aus der Diözese Trier am See Genezareth Der Priester Markus Wirth aus der Diözese Trier am See Genezareth 

Heiliges Land: Wenn man die Pilgerstätten für sich allein hat...

Blickt man sich in Jerusalem und generell im Heiligen Land um, fällt auf: die christlichen Pilger fehlen. Ein echtes Problem für die lokale Bevölkerung, für die der Pilgertourismus die Haupteinnahmequelle ist. Warum es sich lohnt, trotz des Krieges ins Heilige Land zu fahren, erklärt im Interview der begeisterte Heilig-Land-Pilger Markus Wirth, Priester in der Diözese Trier.

Radio Vatikan: Warum pilgert man trotz des Kriegsgeschehens nach Jerusalem?

Markus Wirth (Priester in der Diözese Trier): Also geplant hatte ich diese Reise vor dem Kriegsgeschehen, weil ich diese Zeit vor Ostern jetzt ganz bewusst noch einmal im Heiligen Land verbringen wollte, besonders in Jerusalem, an den Stellen, an denen Jesus für uns gestorben und auferstanden ist. Und wie gesagt, als die Reise geplant wurde, waren der 7. Oktober und seine Folgen nicht absehbar. Ich bin aber froh und dankbar, dass das jetzt funktioniert hat.

Radio Vatikan: Und wie empfinden Sie das jetzt von der Sicherheitslage her? Also in Deutschland hört ist ja der Krieg im Gazastreifen sehr präsent. Wie erleben Sie Jerusalem?

Markus Wirth: Also ich erlebe die Stadt eigentlich wie immer, eine sehr quirlige, lebendige Stadt. Wenn man nicht wüsste, dass der Gazastreifen gar nicht so weit weg ist, und wenn man nicht auf den Bildern sehen würde, was dort passiert, würde man es in der Stadt überhaupt nicht merken.

Hier das ganze Interview zum Nachhören

Radio Vatikan: Ist nicht die Stadt auch leerer als sonst?

Markus Wirth: Ja, was an christlichen Bürgern leider Gottes fehlt, machen zurzeit die muslimischen Pilger ein bisschen wett durch den Ramadan, der jetzt stattfindet. Aber natürlich sind die christlichen Städte derzeit sehr leer, was man als Pilger natürlich begrüßt, lange Zeit in der Geburtsgrotte in Bethlehem sein zu dürfen oder im Heiligen Grab ganz alleine. Aber das ist natürlich andererseits sehr traurig für die einheimischen Christen, die auf die Unterstützung der Pilger weltweit angewiesen sind - und natürlich auch für unser christliches Verständnis. Sehr traurig ist, dass so bedeutende Stätten unseres Christentums zurzeit praktisch verwüstet zu sein scheinen, weil keine Pilger von außen kommen. Die Pilger gehören zu diesem Heiligen Land einfach dazu und machen auch die Lebendigkeit aus. Die kulturelle Vielfalt der weltweiten Pilger und Pilgerinnen, die hierherkommen, tragen ja dazu bei, dass diese Stadt diese Ausstrahlung hat.

Wie zu Corona-Zeiten: Das Heilige Grab
Wie zu Corona-Zeiten: Das Heilige Grab

Auf den Spuren Jesu

Radio Vatikan: Sie haben auch Magdala besucht. Wie haben Sie denn Magdala erlebt?

Markus Wirth: Also in dieser Intensität zum Ersten Mal. Was dort geschaffen worden ist, ist einerseits beeindruckend - und dieser Rückblick noch mal auf die Synagoge aus der Zeit Jesu mit der Vorstellung, dass Jesus ja in dieser Gegend, in Magdala, Kafarnaum, Nazareth, in diesem Dreieck sich ja immer wieder bewegt hat, also im Wissen darum, dass an diesen Stellen Jesus wirklich war, vielleicht sogar den Stein berührt hat, auf dem man gerade steht, das ist immer das Besondere im Heiligen Land, aber das war heute in Magdala auch noch mal besonders beeindruckend (Anm. In Magdala wurden bei Ausgrabungen 2009 Reste einer Synagoge gefunden, die auf die Zeit Jesu datiert wurde).

Die antike Synagoge in Magdala
Die antike Synagoge in Magdala

Radio Vatikan: Wie geht es Ihnen denn ganz persönlich damit, dass Sie tatsächlich das Gefühl haben können, da zu stehen, da zu sein, wo Jesus war?

Markus Wirth: Das ist für mich von Anfang an der Grund gewesen, warum ich so oft hier bin. Oft heißt, wenn es geht, mehrmals jährlich. Diese Unmittelbarkeit und dieses Gefühl zu haben, Jesus war hier.  Man nennt das ja so gerne auch das fünfte Evangelium, dass man eigentlich das, was in der Heiligen Schrift, im Neuen Testament steht, erst so richtig verstehen kann, wenn man einmal die Luft gerochen hat, die Sonne gespürt hat, das Klima genossen hat, diese Unmittelbarkeit dieses Landes, seine Ausstrahlung zu den Quellen des Evangeliums. Das ist das, was mich eigentlich immer wieder hierhertreibt und mich in meinem Glauben sehr bestärkt.

Leere Straßen...
Leere Straßen...

Radio Vatikan: Was empfehlen Sie denn in Zukunft, jetzt auch in naher Zukunft für Israelreisen, für Pilgern ins Heilige Land?

Markus Wirth: Also wer einigermaßen mit seinen Ängsten umgehen kann, der sollte sich jetzt auf den Weg machen, denn eine solche Situation habe ich nur zu Corona-Zeiten erlebt, dass man so frei Zugang hat zu den heiligen Stätten, so lange irgendwo verweilen kann, das sehr intensiv erleben kann. Also wer immer so ein bisschen innerlich couragiert ist, Dinge einschätzen kann, sich auch ein bisschen auskennt, der sollte diese Zeit jetzt für sich vielleicht nutzen und überlegen, ob er nicht gerade jetzt die Wallfahrt macht.

Radio Vatikan: Vielen Dank für das Gespräch.

Markus Wirth: Sehr gerne.

Die Fragen stellte unsere Kollegin Claudia Kaminski. Sie war kürzlich vor Ort im Heiligen Land und hat Markus Wirth dort getroffen.

(vatican news)

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16. März 2024, 12:26